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An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition)

Titel: An den Ufern des goldenen Flusses (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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scheußliches Geräusch. «Aber was tun Sie hier in dieser entlegenen Gegend?»
    «Spazieren gehen?», antwortete sie spitz.
    Er gab sich leidlich Mühe, sein heiteres Erstaunen zu verbergen. «Und wo wollen Sie hin?»
    «Nach Angostura.»
    Das zu sagen war ein Fehler; sie ahnte es, noch während sie es aussprach.
    «Dann kommen Sie. Wir bringen Sie hinüber. Meine Einheit will ohnehin gleich übersetzen.»
    «Und was tun Soldaten hier?», fragte sie, nur um Zeit zu schinden. Wertvolle Zeit, in der sie überlegen musste, wie sie sich von diesem Mann loseisen konnte. War das nicht verrückt? Vor ein paar Monaten hätte sie Gott auf Knien gedankt, einem Soldaten zu begegnen. Jetzt wollte sie nur in Ruhe gelassen werden.
    «Es sollen sich hier Cimarrónes zusammengerottet haben, die sich den Rebellen anschließen wollen. Der Libertador», er betonte das Wort verächtlich und spuckte seitwärts zu Boden, «ist mit einer Armee an der Nordküste gelandet. Wir haben zwar keine entlaufenen Sklaven gefunden, aber das muss ja nichts heißen. Jedenfalls muss ich Sie bitten, jetzt mit mir zu kommen. Wie heißen Sie, Señora?»
    Die Art, wie er die Frage stellte, war unhöflich, und sie wollte ihm hinwerfen, dass er sie gefälligst in Ruhe lassen sollte. Im gleichen Augenblick wusste sie, dass sie es nicht tun würde. Auch auf der Rückfahrt war Arturo zivilisierten Orten weitgehend aus dem Weg gegangen – er würde nicht ausgerechnet auf Soldaten treffen wollen. Womöglich beobachtete er diese Männer aus einem sicheren Versteck heraus. Und die Maria lag gut verborgen in einer kleinen Bucht; vielleicht hatten sie sie noch nicht entdeckt.
    Doch das allein war es nicht.
    Er wäre für sie das Wagnis eingegangen, den Hafen von Angostura anzulaufen. Sie konnte ihn von dieser Pflicht entbinden, indem sie jetzt ging.
    Allein der Gedanke verursachte eine heftige Übelkeit. Mehrmals musste sie schlucken, um sich nicht augenblicklich vor die Stiefel des Mannes zu erbrechen. Gott im Himmel, hilf mir doch , flehte sie und wusste zugleich, dass diese Chance, die sich aufgetan hatte, seine Hilfe war. Es war, seltsamerweise, der junge Indio Picao, der sie aus großen Augen anzublicken schien wie aus einer anderen Welt, welche die wahre in diesem Augenblick streifte. Geh. Du musst passen auf sein Seele .
    «Ich …», ihre Stimme krächzte, und sie musste noch einmal ansetzen, während der harte Entschluss sie wanken ließ. «Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich mitnehmen würden, Señor.»
    Der Mann deutete einen zackigen Diener an und bat sie mit einer leicht übertriebenen Geste, vorauszugehen. Nach kurzer Zeit, in der Janna wie betäubt marschierte, sah sie weitere patrouillierende Soldaten und unten im Schilf eine Barkasse. Die Flagge Spaniens wehte am Heck.
    Ihr Verstand ermahnte sie, sich zu freuen. Doch so abrupt von ihrem Peiniger, dem Halunken, dem Wolf, getrennt zu werden, ganz ohne ein letztes Abschiedswort, eine letzte Berührung – es fühlte sich an, als hacke man ihr eine Hand ab.

[zur Inhaltsübersicht]

    1. Kapitel
    Reinmar strich der Falbstute über die sandfarbene Flanke. Sie besaß nicht nur das höchste Stockmaß seiner Criollostuten, sondern war mit ihren vollkommenen Linien und kräftigen Muskeln die schönste im Stall. Er strich über die tiefschwarze Mähne, den kurzen Rücken mit dem perfekt gezogenen Aalstrich und den Bogen der Kruppe. Elegant schlug sie mit dem Schweif, um die lästigen Mücken zu vertreiben. Alhambra hieß die temperamentvolle Schönheit. Sie hätte wunderbar zu Pizarro gepasst.
    Sein Vorhaben, einen englischen Vollblüter in die hiesigen Criollos einzukreuzen, um ein besonders kräftiges und ausdauerndes Pferd zu schaffen, musste noch warten. Hier besaß niemand ein solches Tier. In Nueva Barcelona oder Caracas, in den höchsten Kreisen der Mantuanos, ja, dort wäre die Suche aussichtsreich. Aber ohne Beziehungen kam man dort schwerlich hinein. Del Morales y Rofes hatte ihm mehrmals geschrieben, dass er sich darum kümmern wollte. Morgen, gleich morgen. Reinmar hatte eine Weile gebraucht, bis er begriffen hatte, dass mañana auch nein oder schlicht und einfach gar nichts bedeuten konnte. Also hatte er sich entschlossen, selbst an die Küste zu reisen. Vielleicht würde ein tagelanger Ritt auch helfen, endlich die traurige Wahrheit zu akzeptieren, dass Janna tot war. Das Schiffsunglück lag mehr als ein halbes Jahr zurück. Nur ein Narr konnte so lange die Augen vor den

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