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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Warum nicht einen Handel abschließen, durch den allen geholfen wäre? Sie verkauften ihr das Haus unter Wert und atmeten auf.
    Mark hatte Margie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesprochen. Er war schlicht davon ausgegangen, dass sie noch in dem Haus wohnte. Erst letzte Weihnachten hatte er von ihr eine Karte bekommen, auf der als Absender die Locust Avenue stand.
    Dann hatte Margie das Haus also Connie Pelham verkauft. Und – nahm Mark an – hatte zu Connie kein Wort über seine Vergangenheit gesagt. Einer der Nachbarn musste ihr einen Wink gegeben, ihr die Geschichte ihres teuren neuen Hauses erzählt haben, die Tragödie, die sich dort zugetragen hatte. Und jetzt spielte diese Frau, die an das Schicksal glaubte, Detektiv. Spürte ihn auf.
    »Mr Fife«, sagte sie. »Können wir uns hinsetzen?«
    Er wollte nichts als weg von ihr.
    »Gern«, sagte er, sein Tonfall sanft, begütigend. Seine Kundenbeschwichtigungsstimme. »Gern, Connie.«
    Sie führte ihn in die Cafeteria vorn im Laden, fragte noch einmal, ob er nichts wolle, und machte ein so geknicktes, betrübtes Gesicht, als er seinen Kaffee hochhielt, dass er fast noch einen bestellt hätte, damit sie bloß nicht zu weinen anfing. Sie reihte sich in die Schlange ein und spähte nervös abwechselnd zu ihm und zum Fenster hinaus.
    Während sie anstand, zog er sein Handy heraus und schickte eine sms an Allison: komm mich abholen. dringend. Ein nicht mehr junger Mann mit Pferdeschwanz baute in einer Ecke des Cafés einen Verstärker für eine akustische Gitarre auf. Die Musik würde ihm einen Vorwand zum Gehen liefern, selbst wenn Allison nicht kam.
    Connie kehrte mit einer Tasse Tee zurück und lächelte. »Ich vertrage leider keinen Kaffee, er hat zu viel Säure für mich.«
    »Ms Pelham«, sagte er. »Hören Sie, ich …«
    »Ich weiß. Ich bin meschugge, und ich soll Sie einfach nur in Ruhe lassen. Ich weiß. Aber ich muss Sie etwas fragen. Etwas sehr Wichtiges.«
    Sie wölbte die Hände um ihre Tasse und starrte in den Dampf. Als würde sie darin lesen. Gottes Plan, der sich in den Tiefen zu erkennen gab.
    »Mr Fife. Hatten Sie einen Sohn? Einen kleinen Jungen?«
    Er hatte es doch gewusst!
    »Ja.« Sein Ton war beherrscht. »Meine frühere Frau und ich haben 2001 unseren Sohn verloren. Er hieß Brendan.«
    Connie klappte die Hand vor den Mund. »O mein Gott.«
    »Ms Pelham«, sagte Mark. »Bitte verstehen Sie, dass ich über diese Sache nicht reden möchte.«
    Sie schloss die Augen. »Und es ist – dort passiert? In meinem Haus?«
    Connies Haus. Die vertraute Stimme aus den langen Jahren seines Kummers begann ihr altes Wispern: Ungerecht. Ungerecht.
    »Ja«, sagte er. »Es ist in dem Haus passiert.«
    Jetzt weinte sie auch noch! Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln. »Wo?«
    »Auf der Treppe«, sagte er. »Er ist den oberen Teil hinuntergestürzt, bis zum Treppenabsatz.«
    Sie schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Hören Sie«, sagte er, »ich hätte nicht damit gerechnet, dass Margie es – dass sie so etwas nicht sagt.« Und er schob rasch nach: »Das Haus kann ja nichts dafür.«
    Connie tupfte sich mit einer Papierserviette die Augen. »Es ist ein gutes Haus. Und ich habe – mein Mann und ich haben eine Menge Geld hineingesteckt. Die Schulen sind gut. Das war uns sehr wichtig für unseren Sohn.«
    »Ja«, sagte Mark. »Uns auch.«
    Hatte sie noch nie von Bibliotheken gehört? Warum konnte sie nicht einfach den Artikel im Dispatch nachlesen?
    »Ms Pelham«, sagte er, »es tut mir leid, aber ich spreche wirklich nicht gern darüber. Sie müssen bitte verstehen …«
    Connie preschte weiter, als hätte er gar nichts gesagt. »Mein Sohn, Jacob. Er wird bald neun. Vor zwei Wochen kam ein Anruf von der Parkhurst Elementary. Von Mrs Dane.«
    Mark kannte sie nicht. Brendan war keine neun Jahre alt geworden, er hatte Mrs Dane nicht gehabt. Aber er nickte hilflos.
    »Jacob würde im Unterricht immer einschlafen, sagte sie, und er hätte ihr gesagt, dass er zu viel Angst hätte, um nachts zu schlafen. Also habe ich ihn deswegen gefragt, und Jacob – er hat versucht zu lügen, er wollte mir erzählen, dass er ganz normal schläft. Aber ich habe und habe nicht lockergelassen, und schließlich hat er es zugegeben – dass er zu viel Angst hat, um zu schlafen. Und ich habe ihn gefragt, wovor hast du Angst?«
    Wag es nicht, dachte Mark.
    »Und Jacob hat gesagt, vor dem Geist …«
    Er stand auf, zu hastig. Sein Stuhl scharrte über den Boden. »Das reicht.«
    »…

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