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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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Park, exakt einen halben Block breit, mit Wippen, gesattelten Marienkäfern auf dicken Eisenfedern und mehreren hübschen jungen Birken und Holzbänken. Er durchquerte ihn diagonal, vorbei an den rostigen, leise ächzenden Ketten der Schaukeln, vorbei am Sandkasten, der S-förmigen Rutsche, und dann war er da.
    Hier. Auf dem Gehsteig, mit nur einem Verkehrskreisel zwischen sich und dem Haus.
    Es hatte sich verändert. War kleiner geworden, als er es im Gedächtnis hatte, weniger imposant, weniger – weniger was? Einladend? Möglicherweise. Traurigerweise.
    Der Umriss war noch der alte. Zwei Stockwerke aus dunklem Backstein. An der Ecke zum Kreisverkehr und zum Park hin sprang der breite Turm vor; die vordere Veranda hatte noch ihr altes Steinfundament, ihre alten quadratischen Backsteinsäulen. Auch die Treppe führte noch von der Veranda zum Gehsteig hinab, zwischen den zwei kahlen Eichbäumen, die nach wie vor aus dem schmalen Stück Böschung wuchsen. Die beiden Giebelfenster erinnerten auch jetzt noch an zwei Augen, die Säulen der Veranda gaben dem Ganzen auch jetzt noch etwas von einem zahnlückigen, lachenden Mund.
    Das Haus freut sich, hatte Brendan immer gesagt – gut, im Dunkeln, wenn er Angst hatte, vielleicht nicht.
    Mehrere Fenster waren erleuchtet. Aus dem hohen Kamin stieg Rauch auf. Connie Pelham war zu Hause.
    Mark lehnte sich eng an den Stamm einer Birke. Ganz sicher war er sich in dem Dunkel nicht, aber es sah so aus, als hätten Margie oder Connie oder beide die Läden und die Schalbretter neu gestrichen. Bei ihm und Chloe war sämtliches Holz dunkelgrün gewesen, mit einem leuchtenden Rot abgesetzt. Weihnachtsfarben. Jetzt schien ihm das Holz heller zu sein, irgendeine Bonbonfarbe im Zweifel – aber das war schon immer der Trend unter den Hausbesitzern hier in der Gegend gewesen, viktorianische Häuser wurden rosa gestrichen, lavendelblau, lindgrün.
    Die Dimensionen des Hauses rückten sich zurecht. Marks Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Ja. Das war noch sein Haus. Ihr Haus.
    Ein Auto fuhr langsam an ihm vorbei. Mark wandte den Kopf weg. Ob der Fahrer ihn wohl bemerkt hatte – einen Mann im dunklen Mantel, der nachts auf einem Spielplatz stand? Was hätte er gedacht, damals, als Vater in diesem Haus? Wenn er aus dem Fenster seines Büros geschaut und einen Mann gesehen hätte, der sich zwischen den Bäumen herumdrückte?
    Er hätte die Polizei gerufen. Er hätte seine Familie beschützt.
    Wohl hundert Mal musste er im Dunkeln aufgewacht sein, im Bett neben Chloe, sein Atem und Herzschlag plötzlich beschleunigt, wachsam, während sein Hirn noch hinterherhechelte. Ein Vibrieren in der Luft, in seinen Hautzellen – weinte da Brendan? Und da, wieder – ein bloßes Klangfädchen nur, das sich zwischen den dicken Mauern und angelehnten Türen hindurchwand: Daddy!
    Denn nachts, im Dunklen – wenn er Angst hatte, wenn er aus einem Traum aufgeschreckt war, wenn er sich vor Gespenstern oder noch Schlimmerem fürchtete –, war es immer sein Vater, nach dem Brendan rief. Und er schlief nicht wieder ein, ehe Mark nicht die Decke um ihn festgesteckt und ihm eine Geschichte vorgelesen hatte.
    Als er wieder zum Haus sah, lenkte eine Bewegung seinen Blick durch das Geäst nach oben, zu dem Fenster von Brendans altem Zimmer. Ein Licht war angegangen. Das Rollo war hochgezogen, die Zimmerwände schimmerten weiß.
    Eine Silhouette erschien am Fenster. Die Silhouette eines Jungen.
    Die Härchen auf Marks Armen stellten sich auf. Der Schatten eines Jungen, recht klein noch – Brendans Alter, mehr oder weniger –, der am Fenster stand und hinaussah.
    Mark wusste, dass er unsichtbar sein musste hier unten im Park, aber trotzdem hätte er schwören können, dass der Junge am Fenster ihn anschaute. In ihn hineinschaute.
    Mark drehte sich um und machte, dass er wegkam. Sein Atem ging in raschen Stößen, er konnte sich keuchen hören. Der Park lag hinter ihm, vor ihm die Michigan Avenue. Nicht rennen, befahl er sich. Aber er rannte dennoch. Ein Stück vor ihm kam eine Kreuzung mit ein paar Geschäften – ein Eckladen, die Spirituosenhandlung, ein Yogastudio, alle geschlossen. Den grässlichen 24-Stunden-Waschsalon gab es immer noch. Mark flüchtete hinein. Ein warmer, feuchter Geruch nach Waschpulver und schimmligen Lappen empfing ihn. Ganz hinten rumpelte ein einsamer Trockner, aber Menschen waren keine da.
    An der Wand neben der Tür hing ein Münzfernsprecher; ein Telefonbuch in einer Plastikhülle

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