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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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glauben, was würde dann passieren?«
    »Das … ist kompliziert.« Sie drehte einen kleinen Kreis. »Triff dich mit mir. Setzen wir uns hin, und besprechen es in Ruhe.«
    »Habe ich denn eine Wahl?«, sagte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Du wirst ja eh nicht lockerlassen, oder?«
    Nach einer langen Pause sagte sie: »Ich glaube, das ist hier gar nicht die Frage. Mark, es tut mir leid, ich will dich nicht quälen, aber …«
    »Nein, wieso, tu dir keinen Zwang an!« Die Worte brachen aus ihm heraus. »Ich kenn’s schon gar nicht mehr anders, seit Connie aufgekreuzt ist. Wen interessiert es denn, dass ich das nicht mehr ertrage? Dass ich mein altes Leben zurückhaben will?«
    Mein Leben mit Allison , hätte er hinzufügen können.
    Ein Aussetzer in der Verbindung. Die Schatten-Chloe drückte sich die Hand an die Halsgrube.
    »Ich habe Alpträume.« Er konnte nicht aufhören zu reden; es war, als wären sie wieder zwei Frischverliebte, die Angst hatten, den Hörer aufzulegen, Angst, den Strom der nächtlichen Bekenntnisse versiegen zu lassen. »Ich kann nicht mehr schlafen. Ich trinke zu viel.«
    Weinte sie jetzt? Oder war er das?
    »Darf ich dir etwas sagen?«, fragte Chloe. »Das, was mir passiert ist – ich will nicht behaupten, dass es nicht unheimlich war. Das war es schon, zuerst. Aber inzwischen sehe ich alles so viel klarer.«
    Er schüttelte den Kopf, als könnte sie ihn sehen.
    »Mark. Triff dich einfach mit mir, und ich verspreche dir – sobald das hier vorbei ist, lasse ich dich in Frieden. Wenn es das ist, was du willst.«
    Chloe konnte ihre Worte doch kaum als Drohung meinen, oder? Aber sie waren trotzdem eine: Wenn er sich nicht mit ihr traf, würde sie ihm auch keinen Frieden lassen.
    »Bitte gib mir eine Chance«, sagte sie.
    Was exakt die Worte waren, die er während ihrer Trennung zu ihr gesagt hatte. Vor der Küchentür in ihrem alten Haus stehend, als sie eines Abends wieder damit drohte, ihn zu verlassen. Bitte, hatte er sie beschworen, seine Stimme zu laut, zu panisch. Bitte gib mir noch einmal eine Chance. Chloe. Bitte lass mich hier nicht allein.
    Und nun, all diese Jahre später, beschwor sie ihn.
    »Mark«, sagte sie. »Du wirst so glücklich sein, wenn du es weißt.«
    Aber mit einem Unterschied. Chloe bat nicht vergebens.
    Er schloss die Augen. Er gab seinen Widerstand auf.
    »Also gut«, sagte er.
    Als er eine Stunde später vor seinem Haus ankam – er war zu unruhig gewesen, um direkt heimzufahren, und stattdessen ziellos im Norden der Stadt herumgekurvt –, lag es zu seiner Erleichterung im Dunkeln. Allie schlief also schon. Es tut mir leid, würde er sagen, wenn er zu ihr ins Bett schlüpfte. Eine lange Geschichte. Ich erzähl’s dir morgen früh.
    Eine Erklärung schuldete er ihr allemal. Allisons Nachrichten – er hatte sie schließlich doch abgehört, beim Tanken, ehe er endgültig heimgefahren war – hatten zunehmend besorgter geklungen. Er hatte vergessen, dass sie morgen früh zu Darlene nach Toledo aufbrach. Sie hatten essen gehen wollen – und daran hatte er schon vor Chloes Brief nicht mehr gedacht.
    Was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Er hatte sich mit Chloe für morgen im Franklin Park Conservatory verabredet, einem riesigen Gewächshaus nur ein Stück außerhalb, wo es turmhohe exotische Pflanzen, feuchte Wärme, tropische Fische und Schmetterlinge gab. Es ist so kalt draußen, hatte Chloe gemeint. Und im Gewächshaus ist es so schön im Winter. Dann haben wir es gemütlich und warm und grün beim Reden.
    Er würde hinfahren und sich mit Chloe treffen, während Allie ihre Schwester besuchte. Konnte er Allie das sagen?
    Danke, hatte Chloe gesagt, mit drängender, klingender Stimme. Und Brendan wird es dir auch danken.
    Sie hatte als Erste aufgelegt. Er hatte sein Handy zugeklappt, aber weiter die Schatten-Chloe beobachtet.
    Sie war aus dem Wohnzimmer gegangen und hatte in der Küche Licht gemacht – er sah ihren zweigeteilten Schatten, breitgezogen hinter dem dicken Stoff des Rollos über der Spüle. Etwa eine Minute stand sie da. Dann knipste sie das Küchenlicht wieder aus und ging nach oben. Erneut fragte er sich, ob Connie und Jacob auch im Haus waren. Ein Licht nach dem anderen flammte auf. Erst auf der Treppe, von der ein schwacher Widerschein durch die Fenster des Turms fiel. Dann im oberen Flur, unmittelbar bevor das Treppenlicht verlosch. Und dann in Brendans altem Zimmer.
    Mark stellte sich vor, wie sie auf der Kante von Brendans Bett saß (das jetzt

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