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An einem Tag im Januar

An einem Tag im Januar

Titel: An einem Tag im Januar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Coake
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argwöhnisch, furchtsam. Aber sie nickte.
    Er langte an ihr vorbei, knipste das Licht aus. Im Dunkeln nahm er ihre Hand und führte sie die Treppe hinauf. Er putzte sich hastig die Zähne und registrierte dabei mit einer gewissen Genugtuung die Falten in seinem Gesicht, die Sprenkel von Grau in seinem Haar und Bart. Die vielen Jahre Leben, die man ihm ansah. Dem Mark von heute.
    »Ich weiß nicht, ob’s jetzt bei mir geht«, sagte Allie, als er sich zu ihr unter die Decke legte und ihre Hüfte streichelte.
    Aber er schob die Hand ihre Taille entlang und nach unten. Ließ sie die Senke ihrer Flanke hinabgleiten, in die wachsende Wärme unter dem Gummizug. Die Abwehr schwand aus ihrer Stimme: »Mark.«
    Allison drehte sich zu ihm um, streifte ihren Schlafanzug über die Hüften. Fasste nach seiner Boxershorts. Berührte ihn. Er küsste sie, hievte sich über sie. Allie zog ihn zu sich herab. Hielt den Atem an, bis er in ihr war; dann stöhnte sie auf.
    Sie fanden einen Rhythmus, ließen sich tragen von ihm – und dann Allies Stimme, panikerfüllt fast, auf eine Weise, die er seit Wochen nicht mehr gehört hatte. Bei dem Klang riss es auch ihn mit – denn statt Allie hörte er Chloe, wie sie dieselben Worte sagte, damals bei ihrem allerersten Mal:
    Mark ich komme ich kann nicht anders …
    Ich auch nicht, dachte er und hielt sie an sich gedrückt, die Augen fest geschlossen.
    Ich kann auch nicht anders.

SIEBZEHN
    Als Mark aufwachte, saß Allie neben ihm auf dem Bett. Die Sonne schien, Allie war schon geduscht und angezogen, mit Kapuzensweatshirt, Jeans und Turnschuhen; sie duftete sauber und süß. Aber ihr Gesicht war verschwollen, blass vor Kummer und Sorge.
    »Könntest du bitte kurz aufwachen?«, fragte sie. »Ich wollte mich verabschieden.«
    Einen endlosen, grauenvollen Moment lang war Mark sicher, dass sie meinte, für immer. Dann fiel ihm wieder ein, dass sie ja miteinander geschlafen hatten. Wie sie seine Schultern umklammert gehalten hatte, währenddessen, hinterher. Allison fuhr übers Wochenende zu Darlene, das war alles.
    »Fahr vorsichtig«, sagte er und setzte sich auf. »Grüß Darly ganz lieb von mir.«
    Allison sah eine Weile auf ihre Hand hinab, die auf seiner ruhte.
    »Das war komisch heute Nacht.«
    Hatte Allie herausgefunden, wo er in Wahrheit gewesen war? Sein Handy – es lag unten auf dem Tisch neben der Haustür. Hatte sie seine Anruflisten überprüft? Das war nie ihre Art gewesen. Aber er hatte ihr natürlich vorher auch nie Grund zum Misstrauen gegeben.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Wirklich.«
    »Ich bin froh, dass wir – dass wir miteinander geschlafen haben. Dass es wieder ging.« Das versetzte ihm einen Stich. »Aber gelöst haben wir dadurch ja nichts.«
    »Ich dachte, schon«, sagte er. Es klang eingeschnappt, kindisch.
    »Ich würde lieber nicht zu Darly fahren. Ich würde lieber hierbleiben und klären, wo wir stehen. Wir haben – wir sollten dringend ein paar Dinge besprechen.« Sie hob den Blick. »Wenn ich zurückkomme, können wir dann reden? Ernsthaft reden?«
    »Natürlich.«
    Allie zog seine Hand an ihre Lippen. »Wenn du es sagst, dann glaube ich dir.«
    Was hieß, dass sie ihm eigentlich nicht glaubte.
    »Wir kriegen das hin«, sagte er. »Versprochen.«
    »Du sitzt einfach nur da«, sagte Allie mit dünner, verdorrter Stimme.
    Das stimmte: Er saß reglos da und sah zu, wie die Frau, die er liebte, zu weinen anfing. Er stieß die Decke weg, richtete sich auf, umarmte sie. »Entschuldige«, sagte er.
    Er stieg aus dem Bett und brachte Allie zur Tür. Der Himmel draußen war verblüffend blau und klar. Auf der Türschwelle umarmte er sie noch einmal, küsste ihre trockenen, gesprungenen Lippen. Dann beobachtete er sie durchs Fenster, wie sie ihre Reisetasche in den Kofferraum ihres Honda lud. Sie war ihm noch nie so klein vorgekommen.
    Der Parkplatz vor dem Gewächshaus war schon gut gefüllt, als Mark um halb zwölf ankam – er war lieber etwas früher losgefahren, ehe er zum zehnten Mal seine Kleiderwahl in Frage stellte und ihn am Ende noch die Entschlusskraft verließ. Er parkte am äußeren Rand des Parkplatzes; gleich dahinter begann das kunstvoll angelegte Gelände des Franklin Parks mit seinem Flechtwerk aus Pfaden, über denen kahle Bäume ihre Äste schwenkten, das Gras dazwischen gelb, mit eingefallenen, schmutzigen Schneekronen getupft.
    Er war gekommen; er hatte Chloes Bitte erfüllt. Ein Weilchen blieb er im Auto sitzen, die Hände zum Wärmen über

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