An einem Tag im Januar
natürlich nicht mehr im Zimmer stand, aber das war das Bild, das er sah), eins von Brendans Kissen an ihre Brust gedrückt. Und er wünschte sich selbst mit ins Zimmer. Dahin, wo das Kissen war.
Sollte er Allison das sagen?
Ihre Küche kam ihm fremd vor, während er sich mit der flachen Hand die Wand entlang bis zum Lichtschalter tastete. Seine Finger berührten eben das Plastik der Abdeckung, da rief Allison seinen Namen.
Es durchfuhr ihn wie beim Hochschrecken aus einem Falltraum. Hinter ihm im Wohnzimmer ging das Licht an, und er drehte sich um und sah Allie in eine Decke gewickelt auf dem Sofa, die Knie an die Brust gezogen.
»Wo warst du?« Ihre Stimme klang belegt. Sie blinzelte verdächtig schnell, aber das mochte an der plötzlichen Helle im Zimmer liegen. »Ich hab mir solche Sorgen gemacht.«
Er musste ruhig reagieren. Vernünftig.
»Tut mir echt leid«, sagte er. »Ich musste irgendwie raus.« Aber das klang völlig bescheuert, also fügte er hinzu: »Ich hab mich mit Lewis getroffen.«
Ihr Ton wurde misstrauisch, wachsam. »Wo?«
»Wir waren was essen und dann noch bei ihm im Studio.«
»Es ist fast Mitternacht. Wir waren verabredet.«
Er ging zum Sofa und setzte sich neben Allies Füße. Sie trug den roten Seidenschlafanzug, den er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Er berührte ihr Knie. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hab’s einfach verschwitzt.«
Ihre Augen waren nass, voller Groll. »Irgendwas stimmt nicht. Irgendwas stimmt schon eine ganze Weile nicht. Seit Wochen reden wir kaum mehr miteinander, und dann – dann haust du einfach ab?«
Es zu leugnen schien zwecklos. »Ich weiß«, sagte er. »Aber es hat nichts mit dir zu tun.«
»Ich hab dir dreimal draufgesprochen. Ich hab schon überlegt, ob ich die Krankenhäuser durchtelefonieren soll.« Sie schlang die Arme um die Knie. »Und übrigens. Ich hab vor einer Stunde bei Lewis angerufen. Er sagt, er hat keine Ahnung, wo du steckst.«
Er hätte sich ohrfeigen können.
Allie wandte den Blick nicht von ihm. »Du hast mich noch nie angelogen.«
Mark konnte nur wahrheitsgemäß sagen: »Ich hätte das nicht tun dürfen. Ich komme mir wie ein Schwein vor …«
Sie hielt die Hand hoch. »Sag mir einfach, was los ist.«
Er sagte: »Ich bin rumgefahren – ich musste an Brendan denken. An das, was Connie Pelham gesagt hat. Irgendwie lässt es mir keine Ruhe.«
Allison holte tief Atem. »Und warum kannst du mit mir nicht darüber sprechen?«
Die Ausreden kamen zu schnell. »Du sorgst dich doch schon so um Darly. Und dann die Hochzeit – ich wollte dich nicht zusätzlich belasten. Und es ist ja auch so irrational. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich darüber sprechen soll. Egal, mit wem.«
Sie biss sich auf die Lippen. Nach einer ganzen Weile sagte sie: »Das – das war ein Gefühl heute wie früher bei Bill. Wenn ich dasaß und mich fragte, wo er sich wieder rumtreibt. Ob er überhaupt heimkommt.«
»Ich bin nicht Bill«, sagte Mark. »Ich habe ein Problem, das ich im Moment noch nicht lösen kann, das ist alles.«
Das ist Allie, rief er sich ins Gedächtnis. Das ist Allie, die du liebst. Er befahl sich, sie anzuschauen: die hübsche, feste Rundung ihres Kinns, die schönen dunklen Augen, den Schwung ihrer Lippen.
Er streckte den Arm nach ihr aus. »Komm her.«
Allie schüttelte den Kopf, rückte aber trotzdem näher, Tränen im Gesicht. Tränen der Wut, da war er sich sicher – weil sie ihn brauchte, weil sie weich wurde.
Sie sagte: »Ich verstehe es ja, wenn du diese Geschichte lieber mit dir selbst abmachen willst. Aber warum musst du weglaufen dazu?«
Er wusste nicht, wie er ihr antworten sollte.
Sie sagte: »Seit dieser Sache bist du nur noch halb da. Ich versuche mit dir zu reden, und du schaust nur schuldbewusst, oder du schließt mich aus …«
»Es ist so schwer«, sagte er, »ich versuche doch nur, es möglichst aus unserem Leben herauszuhalten.«
»Geht das überhaupt?«
Er dachte an Chloe, die hinter dem Vorhang auf und ab ging. Der er versprochen hatte, sie morgen zu treffen.
»Ich weiß es nicht.«
Allies Stimme schwankte. »Fühlst du dich denn besser, wenn du allein bist?«
Er drückte sie an sich, küsste ihr Haar.
»Ich fühle mich besser, wenn ich heimkomme. Jedes Mal.«
Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter. »Ich hab Angst.«
»Um was? Uns?«
Ein Schauder durchlief sie. Er hielt sie ganz fest, angewidert von sich selbst.
»Hey. Gehn wir hoch, ja?«
Allies Augen dunkel und feucht,
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