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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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ordentliches Angebot gemacht.«
    Da er eine Reaktion zu erwarten schien, sagte sie brav: »Das ist doch toll, Marcus.«
    Â»Toll?« Er verzog den Mund. »Nicht: Ach, Marcus, bitte verlass mich nicht! , oder: Ach, Marcus, du wirst mir schrecklich fehlen ? Wer soll dir in Zukunft teure Kleider kaufen, India?«
    Er hatte ihr das Kleid geschenkt, das sie an diesem Tag anhatte. Grünlich goldene Jacquardseide. Sie hatte gemerkt, wie die Männer die Köpfe nach ihr drehten, als sie das Restaurant betreten hatten.
    Sie mochte seinen Sarkasmus nicht, und er hatte wieder dieses Boshafte im Blick, das sie fürchten gelernt hatte und das ihr verriet, dass seine Stimmung leicht ins Abfällige umschlagen konnte. Um ihn abzulenken, sagte sie: »Und – äh, dein Labor …«
    Â»Gildersleve«, sagte er gereizt. »Es heißt Gildersleve Hall.« Er schüttelte den Kopf. »Ich schließe es. Lieber stelle ich woanders etwas Besseres auf die Beine, statt mich hier mit diesen Idioten herumzuschlagen. Warst du schon einmal in Amerika?«
    Â»Nie.«
    Â»Es würde dir gefallen. Die Luft ist irgendwie frischer. Alles fühlt sich neu an. Es macht einem Hoffnung.«
    Aber er sah eher verärgert als hoffnungsvoll aus. Schweigend rührte er in seinem Kaffee und ließ den Blick über die Tische des Restaurants schweifen. India, der das Schweigen nicht behagte, sagte: »Du wirst mir fehlen, Marcus, ehrlich.«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück. »Aber ich bin nicht dein einziger – wie würde man sagen – Verehrer? Nein, zu züchtig. Nicht das einzige Eisen im Feuer? Klingt ein bisschen arg wirtschaftlich. Dann also Liebhaber, das ist wohl das Passendste. Ich bin nicht der Einzige, hm?«
    Â»Nein«, antwortete sie ruhig. »Stört dich das?«
    Â»Es überrascht mich zumindest nicht.«
    Sie wollte aufstehen, aber er hielt sie am Handgelenk fest. »Lass das«, murmelte er. »Hör auf, vor mir davonzulaufen.«
    India setzte sich wieder. »Ich weiß nicht, was du von mir erwartest.«
    Â»Nichts, was du zu geben bereit wärst«, versetzte er bitter. »Ich kann’s dir auch gleich sagen – ich wollte dich fragen, ob du mitkommen würdest.«
    Â»Nach Amerika?«, fragte sie verblüfft.
    Â»Jedenfalls nicht nach Island oder Siam. Ja, natürlich nach Amerika.«
    Â»Marcus –«
    Â»Ich weiß, du denkst an deinen Bruder. Ich würde Vorsorge für ihn treffen.«
    Â»Vorsorge?«, wiederholte sie. »Wie denn?«
    Â»Wie immer du es für am besten hältst. Mach nicht so ein Gesicht, India. Du bist immer so schnell beleidigt – das ist kindisch. Ich wollte nur sagen, dass ich weiß, dass du dich für ihn verantwortlich fühlst, was natürlich deine Entscheidungen beeinflusst.«
    Sie beruhigte sich. »Sebastian braucht mich.«
    Â»Sebastian ist kein Kind mehr, India. Er ist ein erwachsener Mensch. Er muss lernen, für sich selbst einzustehen.«
    Â»Das kann er nicht. So ein Mensch ist er nicht.«
    Â»India, du tust ihm keinen Gefallen mit deiner Fürsorglichkeit. Sebastian wird nie ein eigenes Leben führen, wenn er sich immer hinter dir verkriechen kann. Um Glück und Erfüllung zu finden, muss er lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Du musst ihn erwachsen werden lassen.«
    Im Grunde wusste sie das, aber sie entgegnete bockig: »Ich lasse ihn nicht einfach im Stich, Marcus. Amerika . Weshalb sollte ich nach Amerika gehen?«
    Â»Und wenn wir heiraten würden?«
    Sie lachte. »Ich kann dich unmöglich heiraten, Marcus.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Zunächst mal, weil du schon verheiratet bist.«
    Â»Nicht mehr lange. Die Scheidung wird in ein paar Monaten durch sein.«
    Â»Ich möchte überhaupt nicht heiraten. Niemanden. Ich wollte nie heiraten.«
    Er zündete zwei Zigaretten an und reichte ihr eine. » Hier, damit du dich an etwas festhalten kannst«, sagte er.
    Â»Marcus, wirklich, es ist unmöglich. Und wenn du mal gründlich darüber nachdenken würdest, würdest du selber sehen, dass der Gedanke absurd ist.«
    Â»Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht gern allein lebe.«
    Â»Dann heirate eine andere.«
    Â»Außer dir fällt mir keine Frau ein, die ich gern heiraten würde, leider. Außerdem habe ich mich hoffnungslos in dich

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