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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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»Waren Sie an der Front, Mr. Riley?«
    Â»Ja, beim Heer.«
    Â»Ich habe mich damals freiwillig zu einem Panzerregiment gemeldet«, berichtete Malik ein wenig wehmütig. »Aber ich wurde nicht genommen. Stattdessen haben sie mich in ein staatliches Labor gesteckt. Wenn Sie wüssten, wie sehr ich das bedauert habe.«
    Â»Es hätte dir nicht gefallen, Schatz.« Gita Malik tätschelte ihrem Mann die Hand. »Zu dunkel und viel zu eng. Du hasst doch sogar die U-Bahn.«
    Â»Als Polizeibeamter kann man mit einem Universitätsstudium wahrscheinlich nicht viel anfangen.«
    Â»Na, hören Sie, Hunter.« Malik teilte eine Scheibe Brot. »Detektivarbeit und wissenschaftliche Forschung haben bestimmt einiges gemeinsam. Das Bemühen, den Dingen auf den Grund zu gehen, die Auswertung von Befunden …«
    Â»Und zwei Jahre bei den Fallschirmjägern waren auch ganz nützlich«, ergänzte Riley.
    Â»Ja, ich vermute, als Polizist muss man körperlich fit sein«, meinte Alec. »Verbrecher jagen, den Gummiknüppel schwingen …«
    Â»Ich bemühe mich, den Gummiknüppel stecken zu lassen.«
    Â»Aber ein gewisses Maß an Gewaltanwendung ist doch sicher notwendig.«
    Â»Das stimmt, aber wie gesagt, ich bemühe mich, sie auf das Mindestmaß zu beschränken.«
    Â»Man hört ja Geschichten –«
    Â»Sie sollten nicht alles glauben, was Sie in der Zeitung lesen, Hunter.«
    Was war los mit den beiden?, fragte sich Ellen irritiert, während sie die Suppenschalen abräumte. Was sollte dieser Schlagabtausch? Zwei erwachsene Männer, die wie Schuljungen aufeinander einhackten. Dabei hatte sie sich gewünscht, dass sie Freunde würden! Erhitzt und müde, fand sie beide gleichermaßen anstrengend.
    Â»Ich war in der Schule ein absolut hoffnungsloser Fall«, erzählte India. »Sogar bei der Handarbeitsprüfung bin ich durchgefallen. Unsere Schulleiterin, Miss MacBeith – erinnerst du dich, Ellen, sie war absolut furchterregend –, hat einmal zu mir gesagt, wenn ich meine Socken nicht hochzöge, würde ich entweder als Putzfrau oder als Abenteurerin enden.«
    Die anderen lachten. »Und was haben Sie darauf geantwortet?«, fragte Riley.
    India lächelte ein wenig verschämt und senkte die Lider. »Dass ich dann eine Karriere als Abenteurerin vorziehen würde. Wegen der schöneren Kleider.«
    Auch India fand das Abendessen ziemlich anstrengend. Der Gedanke an ihre Affäre mit Marcus Pharoah hatte sie den ganzen Abend über belastet. Obwohl, vernünftig betrachtet, nicht damit zu rechnen war, dass Ellen von ihr und Marcus erfahren würde, da sie nicht in den Lokalen verkehrte, die Marcus bevorzugt aufsuchte, stellte sie sich immer wieder vor, ein Berufskollege könnte Ellen erzählen, dass Marcus Pharoah sich scheiden lasse und ein Verhältnis mit India Mayhew habe. Sie fürchtete, wenn Ellen davon erführe, würde sie ablehnend reagieren, wäre aufgebracht oder gekränkt oder beides zusammen. Der Klatsch blühte ja bereits, das hatten sowohl Devlin Pharoah als auch Michael gesagt. Nach so vielen Monaten könnte sie Ellen gegenüber niemals so tun, als handelte es sich um eine flüchtige, völlig bedeutungslose Geschichte, und ebenso wenig würde sie Ellen weismachen können, dass sie ihr die Verbindung zu Marcus nicht absichtlich unterschlagen hatte. Die ganze Situation war ihr unangenehm, und wenngleich sie Ellen nicht direkt aus dem Weg ging, so unternahm sie doch keine besonderen Anstrengungen, sie zu sehen. Natürlich war Ellen viel netter und anständiger als Marcus, aber es war unheimlich mühsam, ständig zu versuchen, so zu tun, als wäre sie besser, als sie wirklich war. Marcus wusste, wie sie war. Er akzeptierte es nicht – ganz im Gegenteil, sie wusste, dass er sie ändern, nach seinen Vorstellungen formen wollte –, aber das war leichter auszuhalten, als sich unablässig darum bemühen zu müssen, Ellens hohen Ansprüchen zu genügen.
    Eines Abends, beim Essen, sprach Marcus wieder von Amerika.
    Â»Ich habe dir doch erzählt, dass mir das Midhurst College in Vermont eine Stelle angeboten hat, erinnerst du dich? Sie sind schon seit Jahren hinter mir her. Es ist eine kleine Universität, und sie wollen dort einen Fachbereich für Biochemie aufbauen, von Grund auf. Jetzt haben sie mir endlich ein

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