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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sprechen.
    Auch sie wäre gern nach Hause gefahren. Der Abend war schal und mühsam geworden, und der Schock über das Gespräch bei Tisch hatte sich nicht gelegt. Sie fühlte sich wie erstarrt vor Kälte. Während Catriona im Salon Kaffee servierte und Dr. Campbell Kognak einschenkte, saß Ellen auf dem Sofa und unterhielt sich mit Mrs. Douglas. Sie war dankbar für die Redseligkeit der alten Dame, die endlosen Geschichten über Kinder und Enkel, zu denen sie nicht viel zu sagen brauchte.
    Wovon hatten Marguerite Hunter und Donald Frazer gesprochen – von einem Versprechen oder von irgendeiner unklaren Absprache, der die Mutter vielleicht mehr Bedeutung beimaß als der Sohn? Und wenn Alec irgendetwas in dieser Richtung mit seiner Mutter verabredet hatte, wieso hatte er es nicht für nötig gehalten, ihr etwas davon zu sagen? Bei ihren vielen Gesprächen über ihre gemeinsame Zukunft hatten sie über Häuser und Kinder geredet – ganz allgemein nur, ohne etwas festzulegen, bis jetzt stand nicht einmal der genaue Hochzeitstermin.
    Als Alec zurückkam, setzte er sich neben sie auf die Armlehne des Sofas und legte die Hand auf ihre Schulter. Aber die Berührung konnte sie nicht trösten. Zu ihrem inneren Aufruhr passte der immer stärker werdende Wind draußen, der an den Fenstern rüttelte, dass die Scheiben klirrten, und das Feuer im Kamin zum Flackern brachte. Sie war froh, als die Gäste aufbrachen und alle zur Haustür strebten, wo man den Campbells dankte und sich mit Küsschen und Handschlag verabschiedete.
    Als sie den Fußweg hinuntergingen, begleitete sie das beunruhigende, unablässige Brausen der nahen See, das mit dem Heulen des Windes zu kämpfen schien.
    Â»Es tut mir leid«, sagte Alec. »Ich habe dich vorhin beim Essen in Verlegenheit gebracht.«
    Â»Was deine Mutter da gesagt hat, stimmt doch nicht, oder? Ich meine, dass du aus London weggehen und hierher zurückkommen willst?«
    Â»Es ist nichts entschieden.«
    Sein Ausweichen war ein neuer Schock.
    Â»Du schließt es also nicht aus.«
    Â»Das kann ich nicht.«
    Â»Und es ist dir nicht eingefallen, das mit mir zu bereden?«
    Â»Ich hätte schon noch mit dir gesprochen.«
    Â»Wann, Alec?«
    Sein gedämpftes »Ich wollte eben auf den richtigen Moment warten« ging beinahe im Heulen des Sturms unter.
    Als sie im Wagen saßen und losfuhren, sagte Alec: »So wie du redest, klingt es, als hätte ich dich hinters Licht geführt. Meine Mutter lebt seit dem Tod meines Vaters ganz allein hier. Es ist schwer für sie, sie ist nicht mehr jung, und sie könnte Hilfe gebrauchen, um das Haus und den Besitz in Ordnung zu halten. Ich kann nicht einfach mit einem Schulterzucken alles stehen und liegen lassen, das musst du doch verstehen.«
    Â»Aber vor lauter fremden Leuten …« Vor deiner Mutter , wollte sie eigentlich sagen.
    Â»Ich hätte etwas sagen sollen, ich weiß.«
    Â» Etwas sagen ?« Die Unangemessenheit der Bemerkung machte sie beinahe sprachlos. »Alec, weißt du eigentlich, wie blöd ich mir vorgekommen bin?«
    Der Scheibenwischer klemmte plötzlich und blieb stehen. Er schlug mit der Faust von innen an die Scheibe, um ihn wieder frei zu bekommen.
    Â»Niemand hat dich für blöd gehalten, Schatz. Sie waren alle begeistert von dir.«
    Â»Alec, du kannst das nicht einfach so abtun. Es war absolut demütigend. Ich war anscheinend die Einzige im Zimmer, die keine Ahnung hatte, wo wir einmal leben werden.«
    Â»Du steigerst dich da in etwas hinein –«
    Â»Es war fürchterlich«, fuhr sie ihn an. »Aber Catriona wird sich gefreut haben.«
    Sein Blick flog zu ihr. »Was redest du da?«
    Â»Auch so eine Kleinigkeit, die du vergessen hast zu erwähnen.«
    Der Regen strömte über die Windschutzscheibe, die Straße vor ihnen verschwamm mit der Schwärze der Landschaft und der Nacht. Alec trat auf die Bremse und sprang aus dem Wagen. Während er draußen über die Kühlerhaube gebeugt mit dem Scheibenwischer kämpfte, beobachtete Ellen die Wolken über der See, die in grauen Fetzen über den Himmel flogen. Dann und wann zeigte sich flüchtig der Mond und erleuchtete das tosende Wasser. Alec stieg wieder ein, und sie fuhren weiter. »Catriona hat dich mit offenen Armen aufgenommen«, sagte er angespannt. »Sie ist eigens aus Glasgow gekommen,

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