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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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die Abgeschiedenheit – ich wäre so weit weg von meiner Familie und meinen Freunden. Und dann natürlich, wie ich schon sagte, mein Beruf. Ich würde meinen Beruf aufgeben müssen.«
    Â»Das wäre allerdings hart.«
    Â»Ja, aber gar nicht so unerwartet. Ich habe immer gewusst, dass ich wahrscheinlich eine Zeit lang zu arbeiten aufhören muss, wenn ich einen Mann und Kinder haben möchte. Und für eine Frau ist die berufliche Karriere nach allgemeiner Auffassung ohnehin weit weniger wichtig als für einen Mann.«
    Sie schob die Hände in die Jackentaschen und ging weiter.
    Â»Außerdem ist es ja nicht so, dass nur ich auf meine Arbeit verzichten muss. Alec hat sicher bessere Chancen als ich, in Glasgow oder Edinburgh eine Dozentur zu bekommen, weil er mehr veröffentlicht hat. Aber nicht einmal er kann mit Sicherheit damit rechnen.«
    Sie beobachtete Annie und Kathleen, die mit geröteten Gesichtern und fliegenden Zöpfen vorausgaloppierten. »Aber mit all dem«, sagte sie, »könnte ich zurechtkommen – mit der Kälte, der Abgeschiedenheit, selbst mit dem Verzicht auf meinen Beruf. Nur ob ich mit Alecs Mutter zurechtkommen kann, weiß ich nicht.«
    Â»Ihr versteht euch nicht?«
    Â»Ach, nach außen ist alles in Ordnung, es ist nicht so, dass wir streiten.« Sie hielt einen Moment inne, da es ihr schwerfiel, ihre Befürchtungen in Worte zu fassen. »Ich glaube, ich weiß, was in ihr vorgeht. Sie hat relativ früh ihren Mann verloren und will jetzt um keinen Preis auch noch ihren Sohn verlieren.«
    Â»So sieht sie eure Heirat? Dass sie dadurch ihren Sohn verliert?«
    Â»Ich fürchte, ja.«
    Â»Was meint Alec denn dazu?«
    Â»Er kann keinen Fehler an ihr finden. Er erlaubt sich nicht, einen Fehler an ihr zu finden.«
    Annie bemerkte plötzlich einen großen Schäferhund und rannte auf ihn zu. Riley lief ihr laut rufend nach. Als die beiden Hand in Hand zurückkamen, hörte Ellen das Kind vorwurfsvoll sagen: »Wenn ich selber einen Hund hätte, Daddy, müsste ich nicht mit fremden Hunden reden.«
    Ellen warf Riley einen amüsierten Blick zu. Nachdem Annie zu ihrer Freundin zurückgekehrt war, fragte sie lächelnd: »Kaufst du ihr einen Hund?«
    Â»Wahrscheinlich. Zu Weihnachten. Sie will unbedingt einen haben. Einfacher wird das Leben dadurch sicher nicht. Obendrein geht Renée, unser Au-pair-Mädchen, in zwei Monaten in die Schweiz zurück. Bis dahin muss ich unbedingt einen Ersatz finden.«
    Sie wichen nach beiden Seiten aus, um eine Frau mit einem Zwillingskinderwagen vorbeizulassen, und als sie wieder zusammenrückten, sagte er: »Du hast Angst, dass ihr beide völlig unter Mrs. Hunters Fuchtel geratet, wenn ihr auf die Insel zieht.«
    Â»Sie manipuliert die Leute. Ich fühle mich wie eine Verräterin, wenn ich das sage, und ich sage das auch nur zu dir, Riley. Sie spielt mit Vorliebe die schwache alte Frau. Hin und wieder wird sie plötzlich krank, und Alec, der arme Kerl, muss dann natürlich sofort rauf nach Schottland und sich um sie kümmern. Meistens passiert es genau zu einer Zeit, wo es uns überhaupt nicht passt, weil wir irgendwo eingeladen sind oder übers Wochenende verreisen wollten. Und wie durch ein Wunder ist sie innerhalb von zwei Tagen wieder kerngesund. Und ständig liegt sie uns damit in den Ohren, wie beschwerlich es für sie ist, ihre Einkäufe zu erledigen oder ab und zu ihre Freunde zu besuchen. Du hast keine Ahnung, wie sehr sie alle auf Trab hält. Irgendeiner muss sie immer fahren – Alec oder Donald oder Dr. Campbell –, dabei hat sie ein erstklassiges Auto in der Garage stehen. Als wir das letzte Mal oben waren, habe ich ihr vorgeschlagen, ihr das Fahren beizubringen.«
    Â»Und?«
    Â»Sie hat nur gelacht, als wäre ich nicht ganz bei Trost, und gesagt, das könne sie jetzt weiß Gott nicht mehr lernen. Als ich wissen wollte, warum nicht, hat sie mir erklärt, nicht alle Frauen seien so robust und tatkräftig wie ich. Dabei ist sie selber zäh wie Leder. Du solltest sie mal sehen, wenn sie in ihrem Garten die Erde aushebt und die Bäume beschneidet. O Gott.« Ellen drückte die Hand auf den Mund. »Wie ich rede! Wie das schlimmste Lästermaul.«
    Er lächelte. »Unsinn.«
    Â»Die andere, mit der ich nicht zurechtkomme, ist Catriona.«
    Â»Die Frau von

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