Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
Vom Netzwerk:
auf sie warteten, während ihr Tee kalt wurde. Als sie sich ihrem Haus näherte, bemerkte sie eine große schwarze Limousine, die am Bordstein parkte. Hinter dem Lenkrad saß Lee und neben ihm Bernie. India hielt den Atem an, ärgerlich und ängstlich zugleich.
    Sie dachte daran, einfach umzukehren, ohne sich erst umzuziehen, und direkt zur Schule zu laufen. Aber auf ihrem Pullover war ein dicker Soßenfleck, und wieso eigentlich sollte sie sich von diesem widerlichen Bernie daran hindern lassen, ihre eigene Wohnung zu betreten?
    Als sie näher kam, kurbelte Bernie das Fenster herunter. »Hallo, India.«
    Â»Hallo, Bernie.«
    Â»Lange nicht gesehen.«
    Â»Ich hatte viel zu tun.«
    Â»Ich hab mir gedacht, wir zwei beiden könnten einen trinken gehen.«
    Â»Das ist nett, danke. Aber ich bin verabredet.«
    India wühlte in ihrer Handtasche nach dem Türschlüssel. Bernie stieg aus dem Wagen. »Ich hab das Gefühl, du gehst mir aus dem Weg, India.«
    Wo zum Teufel war der verdammte Schlüssel? Sie versuchte, sich an den Morgen zu erinnern. Sebastian war zur Arbeit gegangen, bevor sie aufgestanden war. Hatte sie den Schlüssel eingesteckt – hatte sie überhaupt daran gedacht, die Tür abzusperren? Vielleicht hatte sie es vergessen und die Tür nur hinter sich zugezogen.
    Â»Ich sag doch«, versuchte sie Bernie abzuwimmeln, »ich hatte viel zu tun.«
    Â»Schade. Wo du mir doch etwas versprochen hattest.«
    Â»Versprochen?« Sie blickte von ihrer Handtasche auf. »Ich habe dir gar nichts versprochen.«
    Â»O doch. Denk mal an die vielen Drinks, die ich dir spendiert habe. Die schicken Essen. Hat dir doch Spaß gemacht, oder?«
    Sie starrte ihn an. Sie dachte an seine grässlichen Feste und seine grässlichen Frauen und daran, wie er Garrett behandelt hatte.
    Â»Mit dir macht gar nichts Spaß, Bernie«, sagte sie.
    Sein feistes, nussbraunes Gesicht bekam einen gefährlichen Ausdruck. »Was hast du da gesagt?«
    India konnte sich nicht länger beherrschen. »Ach, das weißt du nicht?«, zischte sie wütend. »Die Leute geben sich doch nur mit dir ab, weil du Geld hast. Du bildest dir ein, du wärst wichtig, aber kein Mensch mag dich. Wie auch? Du bist ein dicker, ekelhafter Kerl und machst den Leuten Angst.«
    Bernie packte sie beim Pferdeschwanz und riss grob Indias Kopf nach hinten. »Halt’s Maul, du blöde Kuh!«
    India ließ ihre Handtasche fallen. Tränen sprangen ihr in die Augen, sie stöhnte auf vor Schmerz.
    Bernie zerrte noch einmal an ihren Haaren. »So redet keiner mit mir«, knurrte er. »Schon gar nicht ein Flittchen wie du.«
    Dann ließ er sie so ruckartig los, dass sie ins Taumeln geriet. »Du solltest zur Abwechslung mal deinen Kopf gebrauchen«, sagte er und stieß mit seinem feisten Zeigefinger nach ihr. Ȇberleg dir in Zukunft gefälligst, wie du mit mir redest, India.«
    Damit stieg er in den Wagen, der augenblicklich mit quietschenden Reifen davonbrauste. India drückte beide Hände an ihren Kopf. Sie glaubte, die Haare müssten ihr in Büscheln ausfallen, aber als sie vorsichtig nachfühlte, blieben nur einzelne Härchen zwischen ihren Fingern hängen. Ein paar Vorübergehende starrten sie an, doch sie konnte sie vor Tränen kaum erkennen. Der Inhalt ihrer Handtasche lag auf dem Bürgersteig verstreut; sie sammelte alles auf und fand dabei die Schlüssel, die sich mit einem Armreif und einem Gummiband verheddert hatten. Nachdem sie sich mit dem Ärmel über die Augen gewischt hatte, sperrte sie die Tür auf und ging ins Haus.
    Eine der Rechnerinnen schaute bei Ellen im Labor vorbei, um ihr zu sagen, dass jemand für sie am Telefon sei. Der Apparat war im Büro nebenan. Ellen nahm den Hörer zur Hand und meldete sich.
    Â»Hier spricht Catriona Campbell.«
    Einen Moment war sie sprachlos. Dann sagte sie: »Catriona, hallo. Das ist eine Überraschung.«
    Â»Ja, ich bin für ein paar Tage in London und würde Sie gern treffen.«
    Â»Alec hat im Moment sehr viel zu tun. Ich müsste das erst mit ihm –«
    Â»Ich würde Sie gern allein sehen, ohne Alec. Ich wohne in Chelsea. Könnten Sie mich zum Mittagessen im Peter Jones treffen?«
    Neugierig und gleichzeitig ein wenig argwöhnisch willigte Ellen ein: »Ja, gut, um eins.«
    Catriona, in einer auf Taille geschnittenen

Weitere Kostenlose Bücher