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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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hin.«
    Auch er lachte, als er mit ihr weiterging, die Hand leicht auf ihrer Schulter.
    Â»Ich bin zwar bestimmt nicht der Richtige, um dir Beziehungsratschläge zu geben, Ellen, aber ich tue mein Bestes.«
    Doch Riley war beunruhigt, als sie sich später trennten. Nach allem, was Ellen ihm erzählt hatte, hatte er den Eindruck, dass Hunter nicht zuhörte. Es zeigte doch, wie loyal sie zu ihm stand und wie sehr sie ihn liebte, wenn sie sogar in Erwägung zog, ihre Arbeit aufzugeben und mit ihrer Schwiegermutter unter einem Dach zu leben. Was war Hunter für ein Narr, dachte Riley, dass er überhaupt daran dachte, von ihr ein solches Opfer zu verlangen. Aber er hatte Alec Hunter ja schon damals, bei dem Gespräch in Gildersleve Hall, unter die Egozentriker eingereiht, bei denen sich das ganze Leben nur um die eigene Person drehte, und das Abendessen bei Ellen hatte nichts an seiner Meinung geändert. Vielleicht war er unfair, gestand er sich ein. Sein Blick auf Hunter war zweifellos verzerrt.
    Zu Hause kochte er das Abendessen, während Annie am Tisch malte. Beim Essen drehte sich ihr Gespräch zum hundertsten Mal darum, ob sie einen Hund anschaffen sollten oder nicht, dann ging Annie zu Bett.
    Riley legte im Wohnzimmer eine Platte mit Bläserquintetten von Mozart auf, goss sich einen Scotch ein und nahm eine Akte aus seiner Aktentasche. Sein Besuch im Blue Duck hatte ihm den Namen eines weiteren der feinen Kumpane von Bernie Perlman geliefert. Der Rotblonde – Sergeant Davies’ »Geist« – hieß Lee Carter. Er diente Perlman als Chauffeur und Laufbursche und ganz allgemein als Ausputzer. Schon als Jugendlicher, sein Vater war damals an der Front gewesen, war er straffällig und mehrmals wegen Diebstahls und Gewalttätigkeit verurteilt worden, bevor er bei Perlman anfing. Vor einigen Jahren hatte man ihn in Zusammenhang mit einem Mord in Battersea vernommen. Die Täter hatten dem Opfer die Kniescheiben zertrümmert, bevor sie es an einen Pierpfosten fesselten und im schlammigen Flutwasser der Themse ertrinken ließen. Riley sah in der extremen Gewalt des Verbrechens eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Mord an George Clancy. Ein widerlicher und gefährlicher Bursche, dieser Carter.
    Die Frau, der Riley im Blue Duck auf die Beine geholfen hatte, hieß Janey Kelly. Er hatte sie nach diesem Abend ein paarmal gesehen, sie zu einem Kaffee eingeladen und mit ihr geschwatzt. Seinem Eindruck nach verbarg sich hinter der abgebrühten Fassade eine verletzliche Frau, und er spürte, dass sie vor Carter und Perlman Angst hatte. Sie tat ihm leid, wirkte verloren wie ein Kaninchen, das in das Schneidwerk eines Mähdreschers geraten war.
    Er versuchte, sich ein Bild davon zu machen, in welchem Umfang Bernie Perlman seine Geschäfte betrieb: ein Stundenhotel hier, ein Lagerhaus dort, ein Nachtlokal, ein, zwei Spielhöllen. Auf einer Straßenkarte von London würde man gut erkennen können, wie dieser zwielichtige Kerl seine dunklen Kreise stetig immer weiter zog. Mit geduldiger Kleinarbeit musste sich doch etwas finden lassen, um ihm auf die Schliche zu kommen.
    Aber heute Abend fehlte Riley die Konzentration. Nach einer Weile legte er die Akte weg und ließ sich einfach von der Musik und der Erinnerung daran mitnehmen, wie er Ellen in den Armen gehalten und den Duft ihrer Haare geatmet hatte. Ich sage es nur dir, Riley  – Gott, wie er nach solchen Kleinigkeiten grapschte – wie nach Diamanten im Staub.
    India und Sebastian waren bei Sebastians altem Schulleiter, Mr. Taylor, zum Tee eingeladen, aber India hatte sich verspätet. Sie war schon am Morgen fast eine Stunde zu spät zur Arbeit gekommen, und danach war sie den ganzen Tag der verlorenen Zeit hinterhergelaufen, hatte die Tische zu spät abgeräumt und zu spät zum Mittagessen gedeckt, der Mittagskundschaft noch den Nachtisch gebracht, als schon die ersten Gäste zu Tee und Scones eintrafen. Danach musste sie länger arbeiten, um Versäumtes nachzuholen, und kam vor sechs nicht aus dem Café hinaus. Eine Lohnkürzung konnte sie sich nicht leisten, zu viele Rechnungen wollten bezahlt werden.
    Auf der Straße knöpfte sie ihren Kittel auf und zog die Klemmen heraus, mit denen sie bei der Arbeit ihre Stirnfransen zurücksteckte. Sie stellte sich vor, wie Sebastian und Mr. Taylor jetzt im schäbigen Lehrerzimmer in der Schule saßen und höflich

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