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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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nebenan …«
    Â»Genau. Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass sie immer noch hinter Alec her ist, würde ich sie wahrscheinlich sogar mögen. Immer wenn Alecs Mutter mal wieder das hilflose Opfer spielt, schneidet Catriona hinter ihrem Rücken Grimassen.« Ellen hob eine Kastanie auf und warf sie von einer Hand in die andere. »Catriona ist eine schöne Frau, Riley.«
    Â»Das bist du auch.«
    Â»Danke. Aber ich bin nicht forsch und unbekümmert. Ich würde nie allein in einem Segelboot herumschippern, weil ich wahrscheinlich sofort seekrank werden würde, und ich kann auf keinen Berg steigen, weil ich Höhenangst habe. Alecs Mutter bewundert Catriona. Aber ich kann mich nicht verstellen, nur um Alecs Mutter zu gefallen. Das geht einfach nicht. Dazu habe ich kein Talent. Natürlich merke ich, wie sie mich ansieht und mich mit Catriona vergleicht und sich dabei fragt, was um alles in der Welt ihr Sohn nur an mir findet. Catriona ist in ihren Augen so ein liebes Ding, aber eins kannst du mir glauben, Riley, Catriona mag viele gute Eigenschaften haben, aber sie ist alles andere als lieb.«
    Â» Du bist mit Alec verlobt, Ellen, nicht Catriona. Alec hat sich für dich entschieden. Was Mrs. Hunter denkt, spielt überhaupt keine Rolle.«
    Â»Aber die beiden hatten mal was miteinander.« Es fiel ihr schwer, es auszusprechen. »Alec und Catriona, meine ich.«
    Â»Na, das ist doch sicher einige Zeit her.«
    Â»Bevor er von zu Hause weggegangen ist, um zu studieren.«
    Â»Dann –«
    Â»Catriona liebt ihn immer noch.«
    Sie starrte geistesabwesend auf die braun belaubten Bäume und das Gras, das schon herbstlich gelb zu werden begann. »Manchmal denke ich, ich bilde es mir ein«, sagte sie leise. »Ich denke über all diese Dinge nach, die mir keine Ruhe lassen, und dann erscheint es mir, als hätten sie nichts zu bedeuten. Vielleicht war Alecs Mutter zu beschäftigt oder zu müde, um etwas Nettes zu sagen. Vielleicht wollte sie mir gegenüber unbedingt taktvoll sein, und bei mir ist das als Ablehnung angekommen. Ich weiß es nicht.«
    Riley erwiderte nichts, und nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »Aber ich glaube nicht, dass sie mich mag. Alec behauptet zwar das Gegenteil, aber das würde ich doch merken.« Nein, sie hatte bei Marguerite Hunter weder Wärme noch Herzlichkeit gespürt, nur eine vorgefasste Meinung und einen eisernen Willen. »Aber ich werde nicht zulassen, dass sie einen Keil zwischen uns treibt«, sagte sie leise.
    Er warf ihr einen scharfen Blick zu. »Besteht denn diese Gefahr?«
    Â»Nein, natürlich nicht. Wir müssen uns ja nicht mögen. Schließlich heirate ich Alec und nicht sie.«
    Â»Aber ihr werdet vielleicht miteinander leben müssen.«
    Â»Genau. Da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, Riley.«
    Â»Ellen, nicht alle Probleme sind lösbar. Vielleicht kommt es so weit, dass Alec sich entscheiden muss, und dann wird er sich für dich entscheiden.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Weil er dich liebt.«
    Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinanderher. Dann sagte sie unvermittelt: »Ich frage mich manchmal, ob ich so etwas von Alec verlangen würde. Wenn es umgekehrt wäre, würde ich dann von ihm erwarten, dass er sein Zuhause und seine Karriere aufgibt, um sich mit meiner Familie in Wiltshire zu vergraben?«
    Â»Und?« Er sah sie forschend an.
    Â»Nein, ich glaube nicht. Ich fände das unzumutbar. Aber was heißt das?« Sie brach ab und drückte die Finger auf den Mund. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er mich weniger liebt als ich ihn.«
    Mit einem Schritt war er bei ihr und nahm sie in die Arme. Sie legte den Kopf an seine Schulter und schloss fest die Augen, um die Tränen zurückzudrängen. Wie anders sie sich hier in London fühlte, mit Riley, wie befreit. Ja, genau so fühlte sie sich: befreit . Jedes Mal, wenn sie Kilmory House fern war, überkam sie dieses Gefühl.
    Â»Man kann Liebe nicht messen«, sagte er ruhig. »Du kannst sie nicht abwägen.«
    Â»Nein? Bist du da sicher?«
    Â»Sie ist keine mathematische Gleichung, Ellen.«
    Der Laut, mit dem sie antwortete, war halb Seufzen, halb Lachen. »Nein, da hast du wohl recht.«
    Â»Und manchmal muss der eine etwas mehr geben als der andere. Rede mit Alec. Sag ihm, wie du dich fühlst. Ihr bekommt das schon

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