An einem Tag im Winter
pfauenblauen Jacke und einem eleganten Hut mit Schleier, war schon da, als Ellen das Restaurant betrat. Neben ihrem Stuhl auf dem Boden standen mehrere Einkaufstaschen.
Nachdem die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht und die bestellten Speisen serviert waren, sagte Catriona ziemlich unvermittelt: »Ich weiÃ, dass ich Ihnen ein Dorn im Auge bin, aber ich muss trotzdem mit Ihnen reden.«
»Sie sind mir kein Dorn im Auge.«
»Sollte ich aber sein nach diesem grässlichen Abendessen.« Catriona zuckte mit den Schultern. »Wären die Umstände anders, würde ich Sie wahrscheinlich mögen. Aber wir lieben beide denselben Mann, da ist Freundschaft nicht möglich.«
»Ich will das nicht wissen.« Ellen konnte ihren Ãrger nicht verbergen. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
»Weil ich finde, dass Ihnen klar sein sollte, was auf Sie zukommt. Sie werden mir nicht glauben, aber ich meine es gut.«
Ja, mit dir selbst, dachte Ellen und entgegnete förmlich: »Bitte sehr, dann sagen Sie, was Sie zu sagen haben.«
»Ich habe Alec immer schon geliebt.« Catriona sprach sehr ruhig, aber das Brötchen auf ihrem Brotteller zerfiel unter ihren Fingern in immer kleinere Krümel. »Ich kann mich nicht erinnern, dass das jemals anders war. Ich will nicht behaupten, ich hätte nie einen anderen Mann angeschaut â da wäre ich ja vor Langeweile wahnsinnig geworden â, aber ich habe nie einen anderen geliebt .«
»Aber er liebt Sie nicht.« Das war grausam, doch es musste gesagt werden.
Catrionas Mund wurde ein wenig schmal, sonst blieb ihr Gesichtsausdruck unverändert. »Nein, zurzeit nicht, das weià ich. Aber das kann sich ändern. Ich bin ein geduldiger Mensch, ich kann warten. Und ich würde ihn auch so nehmen.«
»Alec liebt mich .« Ellen stand auf.
»Bitte«, sagte Catriona leise, und zum ersten Mal bemerkte Ellen den Schmerz in ihren Augen.
Mit einem leichten Schulterzucken setzte sie sich wieder. »Sie werden mir jetzt sicher sagen, dass Mrs. Hunter lieber Sie als Alecs Frau sähe.«
»Ich glaube, das brauche ich Ihnen gar nicht mehr zu sagen. Sie versucht ja gar nicht, es zu verbergen. Die gute alte Marguerite, so rücksichtslos egozentrisch. Falls es Ihnen ein Trost ist, um meine Person geht es ihr dabei keineswegs. Sie sähe mich nur deshalb lieber als Alecs Frau, weil das bedeuten würde, dass er auf Seil bleibt.«
»Er kann auch auf Seil bleiben, wenn er mit mir verheiratet ist.«
»Ach, wirklich? Glauben Sie im Ernst, Sie würden das aushalten? Marguerite wird sich nicht ändern, glauben Sie mir. Sie ist viel zu sehr daran gewöhnt, ihren Kopf durchzusetzen. Das ist das Schlimme an Leuten wie ihr: Man kann sie nicht ändern, also gibt man am Ende nach. Marguerite sieht nur, was sie sehen will, und hört nur, was sie hören will.«
Ellen konnte sich nicht verkneifen zu fragen: »Haben Sie und Mrs. Hunter über mich gesprochen?«
»Ein wenig, ja.«
»Ich nehme an, sie informiert Sie immer, wenn Alec und ich zu Besuch kommen.«
»Das mag schon sein.« Zum ersten Mal wirkte Catriona leicht beschämt. »Ellen, ich lasse mich nicht von Marguerite gängeln, falls Sie das glauben sollten. So tief würde ich nicht sinken. Es ist einfach so, dass ich Alec manchmal sehen muss. Ich könnte es nicht ertragen, ihn ganz aus meinem Leben zu streichen. Ich habâs versucht, und ich war todunglücklich. Natürlich macht es mich auch unglücklich, ihn mit einer anderen Frau zu sehen, aber es ist besser als nichts.« Sie lächelte mühsam. »Es mag unwürdig sein, nicht loszulassen und immer weiter zu hoffen, dass er sich doch noch für mich entscheiden wird, aber so ist es nun einmal. Ich habe oft gedacht, ich sollte irgendeinen gut verdienenden Chefarzt heiraten und die Insel vergessen, aber ich schaffe es nicht.«
Catriona merkte plötzlich, was sie mit dem Brötchen angestellt hatte, und putzte sich die Hände an ihrer Serviette ab. »Ich nehme an«, fuhr sie anschlieÃend in nüchternem Ton fort, »Sie warten darauf, dass Alec endlich klare Verhältnisse schafft oder dass Marguerite endlich merkt, wie stark er unter Druck steht, und nachgibt. Ich an Ihrer Stelle würde das zumindest tun. Es ist schon schlimm genug, mit Marguerite unter einem Dach zu leben, aber sich das Haus auch noch mit einem
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