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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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versucht, zurückzustellen, aufzuschieben, was sie ihm sagen musste. Es lag ihr so schwer auf der Seele, dass sie den Blick von ihm abwandte und in die Tiefe starrte.
    Â»Alec, ich glaube nicht, dass ich hier leben kann.«
    Â»Vielleicht jetzt nicht. Aber wir finden schon einen Weg.«
    Â»Nein, niemals.« Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Du musst dich also entscheiden.«
    Â»Ellen, das ist nicht fair«
    Â»Ich komme gern zwei-, dreimal im Jahr auf die Insel, und deine Mutter kann uns jederzeit besuchen, aber ich kann hier nicht leben. Und ich möchte, dass du deiner Mutter das klipp und klar sagst, Alec. Ich möchte, dass du heute noch mit ihr redest.«
    Â»Das kann ich nicht. Das würde sie vernichten.«
    Â»Und was ist mit mir?«
    Â»Ich tue alles für dich, Ellen, das weißt du.«
    Â»Nur dieses eine nicht.«
    Â»Weil es unzumutbar ist. Nein, schlimmer – es ist grausam.«
    Â»Ich will nicht grausam sein. Aber deine Mutter will mich hier nicht haben.«
    Sie bereute ihre Worte sofort, wusste, dass sie das Falsche gesagt hatte.
    Sein Ton veränderte sich, wurde kälter.
    Â»Ich wusste nicht, dass du so sein kannst. Ich habe das Gefühl, du hast von Anfang an etwas gegen meine Mutter gehabt.«
    Â»So siehst du das also?« Ihre Stimme zitterte, und sie krampfte die Hände ineinander. »Ich hätte fast alles für dich aufgegeben, Alec. Meinen Beruf, mein Zuhause und meine Freunde. Aber meine Prinzipien, meinen Verstand und meine Überzeugungen werde ich nicht aufgeben. Nicht einmal für dich.«
    Als sie den Ring an ihrem Finger umfasste, hörte sie ihn sagen: »Ellen, bitte, tu das nicht. Du bist jetzt erregt. Wir müssen das in Ruhe besprechen.«
    Ihre Hände waren kalt, und der Ring glitt leicht von ihrem Finger. Sie hielt ihn ihm hin, und er trat einen Schritt zurück.
    Â»Ellen, Herrgott noch mal.«
    Â»Ich kann nicht mit deiner Mutter unter einem Dach leben, und deine Mutter will nicht mit mir unter einem Dach leben. Ich sehe da keine Möglichkeit für einen Kompromiss.«
    Â»Mit der Zeit …«
    Aber sie wollte den Rest seiner Beteuerungen nicht hören. Diese drei Worte, so schien ihr, hatten alles entschieden. Sie hatte schwankend am Abgrund gestanden, und nun hatte der lange Sturz in die Tiefe begonnen. Sie ergriff seine Hand und drückte ihm den Ring in die Finger. »Es tut mir leid, Alec«, sagte sie leise, dann drehte sie sich um und ging.
    India kannte das Sprichwort vom Regen und der Traufe, und sie wusste, dass sie den Preis würde bezahlen müssen, weil es immer so war.
    Auf dem Rücksitz des Wagens, den Marcus Pharoahs Angestellter, Mr. Gosse, lenkte, dachte sie über die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden nach. Am vergangenen Abend hatte sie Marcus in seiner Wohnung in Belsize Park aufgesucht und ihm die ganze Wahrheit gesagt. Sie hatte ihm von Garrett erzählt und dass er Bernie um seine Mieteinnahmen geprellt hatte, von ihrem heftigen Zusammenstoß mit Bernie und Lees gemeinem Überfall auf ihre Wohnung und ihren Bruder. Ich hasse diesen Menschen. Ist es dir schon mal passiert, dass du zu jemandem nett sein musstest, obwohl du ihn hasst wie die Pest? Man kommt sich ganz klein und schmutzig vor, fühlt sich wie eine Maus in der Falle. Wenn’s ihm gerade Spaß macht, fährt er seine Krallen aus und spielt mit mir. Und wenn’s ihm in den Kram passte, würde er mich kaputt machen.
    Marcus hatte viele Fragen gestellt, Fakten gesammelt. India hatte sich an Prüfungen in der Schule erinnert gefühlt und an einen entsetzlichen Besuch bei einem Spezialisten in der Harley Street, als sie vor einigen Jahren einmal gefürchtet hatte, sie wäre schwanger. Sie hatte ihr ganzes Leben mit all seinen erbärmlichen Kompromissen vor Marcus Pharoah ausgebreitet.
    Irgendwann war er in ein anderes Zimmer gegangen, um zu telefonieren.
    Als er zurückkam, setzte er sich neben sie. »Also, pass auf, wir machen es so«, erklärte er. »Ein Freund von mir, Matthew Sanderson, hat in Devon einen Bauernhof. Ich habe eben mit ihm gesprochen, und er ist bereit, Sebastian bei sich aufzunehmen. Die Sandersons sind angenehme Menschen, und dort ist er sicher. Sebastian kann auf dem Hof mithelfen, dafür bekommt er von Matthew und Laura Verpflegung und Unterkunft und einen kleinen Lohn. Gosse fährt euch beide morgen nach Devon. Du kannst deinem Bruder

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