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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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instand gehalten, und er konnte gut mit den Pferden umgehen.« Die Zigarette wurde in der Urnenvase ausgedrückt, und Alison Pharoah sah auf ihre Uhr. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich treffe mich mit meinem Verlobten zum Mittagessen.«
    Auf dem Rückweg zum Wagen dachte Ellen, dass sie jetzt am liebsten gleich nach London zurückfahren würde. Diese lang vergangenen Geschichten, diese Leute mit ihrer verlogenen Moral und ihrem Egoismus riefen nichts als Widerwillen in ihr hervor. Sie war froh, als sie wieder im Auto saß, wo sie für sich war, umgeben von Rileys Sachen. Eine Hand am Lenkrad, schob sie sich einen Pfefferminzdrops in den Mund.
    Ein Rover schoss mit Tempo aus der Einfahrt zum Haus der Pharoahs. Ellen startete den Wagen und fuhr los.
    In Cambridge war Markttag, es war viel Verkehr, und Ellen kam fast zehn Minuten zu spät zu ihrem Mittagessen mit Dr. Kaminski.
    Seine Wohnung auf dem Campus blickte auf einen Garten, in dem an einer alten Mauer ein Feigenbaum wuchs und ein Taschentuchbaum seine grünlich schimmernden weißen Blüten flattern ließ. Nicht weit entfernt glitten Stechkähne auf dem grünbraunen Fluss dahin. Nachdem Ellen sich wegen der Verspätung entschuldigt hatte, führte Dr. Kaminski sie zu einem Erker, in dem ein kleiner Tisch zum Mittagessen gedeckt war.
    Â»Wie geht es Ihnen, Miss Kingsley?«
    Â»Sehr gut, danke. Und herzlichen Dank auch für die Einladung.«
    Â»Es ist mir ein Vergnügen. Ich dachte mir, bei dieser Wärme wäre ein kleines kaltes Mittagessen das Richtige. Dann werden wir auch nicht gestört.«
    Sie sprachen über ihre Arbeit. Er hatte sich, fand Ellen, kaum verändert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, außer vielleicht, dass er immer mehr Ähnlichkeit mit einem zerstreuten Professor bekam. Als sie ihre Vorspeisen gegessen hatten, sagte er: »Ich lebe sehr gern hier. Natürlich gibt es Meinungsverschiedenheiten – unter intelligenten, ehrgeizigen Leuten ist das unvermeidlich –, aber meistens sind es Kleinigkeiten. Die Amtosphäre in Gildersleve Hall war ja völlig vergiftet, als ich dort weggegangen bin. Sie sagten am Telefon, dass Sie mit mir über Pharoah sprechen möchten, Miss Kingsley. Worum geht es denn?«
    Sie wusste instinktiv, dass sie ihm gegenüber offen sein musste. »Eine Freundin von mir ist jetzt mit ihm verheiratet«, sagte sie. »Sie hat mir geschrieben und mich gebeten, etwas für sie zu überprüfen.«
    Â»Und was?«
    Sie berichtete ihm von Rosanne Pharoah und dem tot geborenen Kind.
    Jan Kaminski schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Pharoah hat selten über Persönliches gesprochen. Ich habe natürlich Alison gekannt, aber …« Er breitete die Hände aus.
    Â»Das macht nichts.« Sie lächelte. »Ich freue mich trotzdem, Sie zu sehen.«
    Kaminski trug ihre leeren Teller zur Kredenz. Mit dem Rücken zu ihr, sagte er: »Aber den armen Redmond habe ich relativ gut gekannt. Vielleicht könnte Sie das interessieren.«
    Sie sah mit einem scharfen Blick zu ihm hinüber. »O ja, das interessiert mich.«
    Er stellte einen kleinen Erdbeerkuchen und ein Kännchen Schlagsahne auf den Tisch. Als er sich wieder setzte, drückte er einen Moment die Fingerspitzen beider Hände gegen seine Stirn, und im Schein des Lichts, das in Quadrate zerstückelt durch die Sprossenfenster fiel, bemerkte sie, dass er doch gealtert war, dass er müde aussah und das Auge auf der unversehrten Seite seines Gesichts jetzt von Fältchen umgeben war.
    Â»Kopfschmerzen«, sagte er, als er ihren Blick bemerkte. »Ich habe häufig Kopfschmerzen.«
    Â»Ich habe ein Aspirin da.« Sie streckte die Hand nach ihrer Tasche aus.
    Â»Danke, lassen Sie nur. Reden wir lieber. Das lenkt mich ab.«
    Â»Sie haben doch während des Krieges in Dr. Redmonds Cottage gewohnt, nicht?«, fragte sie.
    Â»Ja, von 1942 an. Wir haben zu dritt dort zusammengelebt. Pharoah und Redmond sind zuerst eingezogen, ich bin erst später nachgekommen. Pharoah hatte mich angeheuert. Er war der Meinung, ich könnte einiges zu der Arbeit beisteuern, die damals in Gildersleve Hall geleistet wurde.«
    Er schnitt den Kuchen in vier Stücke auf und legte eines auf einen Teller, den er Ellen reichte. »Bitte nehmen Sie von der Sahne, Miss Kingsley. Damals habe ich

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