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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Bekanntschaft, noch vor Alec, hatte Riley sie nie eingeladen, allein mit ihm auszugehen, hatte nie versucht, sich ihr anzunähern. Es hatte in den letzten zwei Jahren zahllose Gelegenheiten gegeben, wo er sie einfach in die Arme hätte nehmen können. Er hätte gar nichts zu sagen brauchen. Hätte sie ihn abgewiesen? Nein, ganz sicher nicht.
    Andererseits … Sie dachte an ihre endlosen Telefongespräche, manchmal bis tief in die Nacht hinein, bis sie vor Gähnen kaum noch sprechen konnten. Als wollte keiner von ihnen auflegen. Sie dachte an die Tage, die sie zusammen verbracht hatten, an die Konzerte, die sie besucht, die vielen Stunden, die sie in diesem Garten oder in seinem Haus gesessen und geredet oder Musik gehört hatten. Ach, warum musste alles so kompliziert sein? Sie seufzte tief und wünschte, diese Dinge ließen sich messen und wiegen, berechnen und zusammenzählen, und man brauchte dann nur noch das Ergebnis niederzuschreiben, einen Strich darunter zu ziehen, und basta.
    Â»Riley –«
    Â»Ellen.«
    Sie hatten beide zu gleicher Zeit gesprochen. »Entschuldige«, sagte sie. »Was wolltest du sagen?«
    Â»Nein, du zuerst.«
    Â»Nein, du. Also, was wolltest du sagen?«
    Er setzte sich neben sie. »Es ist komisch, man wartet und wartet und denkt immer, der richtige Moment wird schon kommen, aber er kommt nie. Es ist immer gleich riskant. Und weil man weiß, dass man schon einmal einen Fehler gemacht hat, hat man Angst.«
    Â»Angst, wovor?« Sie blickte ihm angespannt in die Augen.
    Â»Sein Herz sprechen zu lassen.«
    Ihr eigenes Herz klopfte zum Zerspringen. »Was würdest du denn sagen, wenn du dein Herz sprechen lassen würdest, Riley?«, fragte sie atemlos.
    Â»Dass ich dich liebe. Das wollte ich sagen. Und du?«
    Sie hatte das Gefühl, auf der Schwelle zum Glück zu stehen. »Ich wollte sagen, dass der Tag heute zwar in einer Hinsicht in eine Sackgasse geführt hat, in anderer jedoch zu einer wunderbaren Erkenntnis. Aber was fürchtest du denn? Dass du dich irren könntest, wie bei Pearl?«
    Â»Nein, das nicht.« Seine Stimme wurde ein wenig rau. »Bei dir war ich mir vom ersten Moment an sicher. Natürlich sagt man sich, dass es nur Faszination ist – und vielleicht ist es am Anfang ja tatsächlich nur Faszination und körperliches Verlangen, Verliebtheit und nicht echte Liebe. Aber die Gefühle, die du gleich am ersten Tag bei mir ausgelöst hast, sind nie schwächer geworden, Ellen, sondern immer intensiver. Ich liebe dich, Ellen, und diese Liebe ist so lebenswichtig für mich wie die Knochen, die mich tragen, und das Blut, das durch meine Adern fließt. Aber vielleicht erwiderst du meine Gefühle gar nicht. Ich könnte mir eine Menge Gründe dafür vorstellen.«
    Â»Und ich keinen einzigen.« Ihre Stimme war leise, aber klar.
    Seine Augen leuchteten auf. »Bist du sicher?«
    Â»Ich könnte nicht sicherer sein.«
    Â»Hör mir zu, Ellen.«
    Er umfasste ihre Hand.
    Â»Ich habe ein Kind – ja, ich weiß, du liebst Annie, und sie liebt dich, aber trotzdem ist es eine Riesenverpflichtung. Und der Einsatz, den meine Arbeit von mir verlangt, grenzt ans Absurde und lässt oft kein geregeltes Leben zu.«
    Â»Das spielt doch alles keine Rolle.«
    Â»Aber es spielt eine Rolle, dass ich verheiratet bin. Ich habe eine gescheiterte Ehe hinter mir, die vor dem Gesetz noch besteht. Ich habe mit einem Anwalt wegen einer Scheidung gesprochen, aber solange Pearl nirgends zu finden ist, kann man da nicht viel machen. Ich frage mich, was deine Eltern dazu sagen würden?«
    Â»Meinem Vater würde es sicher nicht gefallen.«
    Â»Das habe ich mir schon gedacht, und es ist völlig verständlich. Er würde vermutlich auch wenig begeistert darüber sein, dass du dir das Kind einer anderen Frau aufbürden willst.«
    Â»Wahrscheinlich. Aber er würde sich schon wieder beruhigen.«
    Â»Ellen –«
    Â»Und wenn nicht, würde ich eben damit leben.« Sie lächelte und spürte gleichzeitig Tränen in ihren Augen. Freudentränen, dachte sie, aber auch Tränen der Trauer um die verlorenen Jahre, die sie nicht nachholen konnten.
    Â»Joe hat dich immer gemocht.« Ihre Stimme zitterte ein wenig. »Und meine Mutter wird dich lieben. Sie hat ein Faible für gut aussehende, tüchtige Männer.«
    Er lachte ein wenig.

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