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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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»Selbst wenn das so ist –«
    Â»Riley, du kannst mich nicht vergraulen. Du hast wohl vergessen, dass ich auch einen Beruf habe, der mir wichtig ist. Ich kann zwar einen Kuchen backen und einen Boden wischen, aber viel Zeit werde ich solchen Tätigkeiten bestimmt nicht widmen.«
    Â»Ich würde dich nie zum Hausmütterchen machen wollen.«
    Â»Mach nicht so grimmiges Gesicht, Liebling. Ich liebe dich, und ich wollte nur sagen, wenn wir …« Sie brach ab und wurde ein bisschen rot.
    Â»Du meinst, wenn wir heiraten? Wolltest du das sagen?« Er hob ihre Hand und küsste sie. »Wenn ja, wenn du das ernstlich in Betracht ziehen würdest, sobald ich geschieden bin, würdest du mich unbeschreiblich glücklich machen.«
    Verlegenheit und Unsicherheit fielen von ihr ab. Was blieb, waren ein tiefes Glücksgefühl und eine innere Stille, die sie alles um sie herum mit großer Klarheit wahrnehmen ließ: das tiefe Brummen einer Hummel in einem Blumenkelch, die fernen Geräusche des Verkehrs auf der Hauptstraße und die Nähe des Mannes, der neben ihr saß, den Druck seiner Hand in ihrem Nacken, als er sie an sich zog, um sie zu küssen.
    Â»Es ist mein Leben, Riley«, sagte sie sanft. »Es ist meine Entscheidung. Und überhaupt, was ist so schlimm daran, in wilder Ehe zu leben?«
    Â»Dein Vater würde mich wahrscheinlich erschießen.«
    Sie küssten sich, während die Sonne hinter den Hausdächern unterging. »Das könnte natürlich passieren«, sagte sie, und dann küssten sie sich weiter.
    Einmal fuhr India nach Norden, aus Midhurst hinaus, an Lincs Haus vorbei. Das kleine Blockhaus stand, ein gutes Stück von der Straße zurückgesetzt, auf halber Höhe eines Hügels unter einer Gruppe Birken. India hatte an diesem Tag den Kombi genommen, Abigail schlief in dem Tragekorb auf dem Rücksitz. Sie hielt an, sah zum Haus hinauf und stellte sich vor, Linc säße auf der Vortreppe und sähe den Kolibris zu. Sie stellte sich seine kräftigen braunen Hände vor, die einen Kaffeebecher oder ein Bierglas hielten. Die Ärmel seines großkarierten Hemds wären über die Ellbogen aufgerollt, und die Sonne würfe Schatten auf sein Gesicht, die sich in den tiefen Höhlen seiner Augen sammelten.
    Ein Pick-up, dunkelgrün, parkte am Hang. Sie glaubte, auf der Wiese hinter dem Haus eine Bewegung zu bemerken – ein Schatten, das Schwingen eines Asts –, wendete den Wagen und fuhr nach Hause.
    Sie ging nicht mehr ins Café. Sie wusste, wie leicht solche Geschichten begannen, wie sie an einem klebten, je tiefer man hineinrutschte. Sie dachte an ihre Mutter und Neil, wie sie damals im Garten getanzt hatten. Die Luft hatte die Musik des Grammofons geschluckt, und ihre Mutter hatte den Kopf an Neils marineblaue Schulter gelegt. Lucinda, du musst an die Kinder denken . Sie hatte jetzt selbst ein Kind, an das sie denken musste.
    Sie bemühte sich, eine gute Ehefrau und Mutter zu sein. Nachmittags breitete sie, statt in den Ort zu fahren, eine Decke im Gras aus und legte Abigail darauf, damit sie das zitternde Laub an den Bäumen sehen konnte. Sie trug Abigail um den See herum, zeigte ihr die Fische und das Glitzern des Wassers und die blassen Blumen, die im feuchtesten, dunkelsten Teil des Waldes wuchsen. Abigail sollte eine Frau werden, die alles wusste, wie Ellen.
    Marcus beschloss, ein Sommerfest zu geben. Er sagte ihr, wo sie die Einladungen drucken lassen sollte, bestimmte die Papierdicke der Karten und den Wortlaut. Dann diktierte er ihr die Gästeliste: Kollegen aus Midhurst und von anderen Universitäten und Forschungsanstalten, eine Handvoll wohlhabender und wichtiger Leute aus der Gegend. India überlegte, wen sie eingeladen hätte, wenn Marcus sie gefragt hätte. Den Jungen aus dem Lebensmittelgeschäft, die Kellnerinnen aus dem Café. Den alten Mann, mit dem sie manchmal am Tor redete, wenn er mit seinem Hund vorbeikam. Viola. Linc.
    Sie stellte Listen auf, bestellte Speisen und Getränke, engagierte Mädchen, die die Gläser und die Canapés herumreichen sollten, ließ sich die Nägel und die Haare machen. Am Nachmittag vor der Party lag sie im Wohnzimmer auf dem Sofa und spielte mit Abigail. Die Hände fest um die Mitte des kleinen Mädchens geschlossen, hob sie es hoch, bis ihre Arme durchgestreckt waren, und ließ es dann sachte abwärtsschwingen. Abby

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