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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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legte er ihr die Hand auf die Schulter. »Annie erzieht mich zur Ordnung«, sagte er tröstend. »Sie schimpft mich aus, wenn ich vergessen habe, ein Hemd zu bügeln. In ein, zwei Jahren wird sie mich zur Inspektion antreten lassen, bevor ich zur Arbeit fahre, und dafür sorgen, dass mein Schlips gerade sitzt. Sie ist ein fröhliches Kind, Pearl.«
    Â»Und offensichtlich vernünftig wie du, John.«
    Â»Vielleicht, ja.«
    Â»Was hatten wir für Spaß, als wir jünger waren. Weißt du noch?« Ihr Gesicht wurde traurig. »Und dann ist alles schiefgegangen. Es war meine Schuld, ich weiß.«
    Er schüttelte den Kopf. »Meine auch.«
    Â»Kann ich Annie in Zukunft sehen?« In ihren Augen glomm eine tiefe Angst.
    Â»Ich weiß es nicht, Pearl«, sagte er ehrlich.
    Sie schrie nicht, und sie weinte nicht. »Ich möchte so gern, dass Annie mich in Cornwall besucht«, sagte sie beherrscht. »Es würde ihr gefallen, das weiß ich. Das Haus ist klein, aber ich könnte ihr im Schlafzimmer ein Feldbett aufstellen.« Als er nichts darauf erwiderte, fuhr sie fort: »Ich habe mich geändert, John. Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war. Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich bemühe. Wenn du wüsstest, was für ein Leben ich jetzt führe. Ich habe gemerkt, dass ein ereignisloses Leben ohne Aufregungen das Beste für mich ist. Eine ziemlich ernüchternde Entdeckung, wo ich doch immer geglaubt habe, ich brauchte das Gegenteil. Ich habe mich als jemanden gesehen, der Abenteuer und Aufregung braucht. Aber die tun mir gar nicht gut, das habe ich inzwischen erkannt. Ich achte auf mich. Drei Mahlzeiten am Tag, genau wie du immer gesagt hast, und nachts acht Stunden Schlaf. Morgens fahre ich zur Arbeit, und wenn ich heimkomme, lese ich ein Buch oder setze mich an meine Nähmaschine. Wenn es mir schlecht geht, laufe ich über die Klippen. Es ist wunderbar und immer anders, es wird nie langweilig.«
    Â»Hast du jemanden kennengelernt?«
    Â»Ein, zwei ganz nette Männer.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber nichts Ernstes, glaub ich jedenfalls. Ich treffe mich manchmal mit einem Lehrer, der in Zennor wohnt, und dann gehen wir zusammen spazieren.« Sie drückte die Zähne in die Unterlippe. »Wenn du möchtest, gehe ich und mache kein Theater. Eins noch, John: Ich habe mich immer bemüht, Annie eine gute Mutter zu sein. Und das war ich doch auch, oder?«
    Â»Pearl.« Er fuhr sich müde durch die Haare. »Ich muss das alles erst durchdenken.« Er schaute auf seine Uhr. »Jetzt mache ich besser das Abendessen. Deine Eltern werden spätestens in einer Stunde hier sein.«
    Während er Kartoffeln schälte und Karotten schnitt, dachte er über Pearls Bitte nach.
    Annie war auch ihre Tochter. Er durfte sich nicht von seiner eigenen Bitterkeit beeinflussen lassen. Annie brauchte ihre Mutter. Aber das Wichtigste für sie waren Sicherheit und Unbeschwertheit. Pearl hatte gesagt, sie habe sich geändert, doch er erinnerte sich nur allzu gut ihrer Unberechenbarkeit und Zügellosigkeit.
    Vera und Basil trafen ein, es gab Tränen und Umarmungen. Während sie im anderen Zimmer mit Pearl sprachen, rief Riley bei Ellen an, aber sie meldete sich nicht.
    Das gemeinsame Abendessen sorgte für einen angenehmen Anschein von Normalität. Hinterher gingen Vera und Basil mit Annie ins Wohnzimmer und spielten ein Brettspiel mit ihr, während Riley mit Pearl redete.
    Â»Pass auf, wie wär’s damit«, schlug er vor. »Am Anfang kannst du Annie sehen, wenn deine Eltern dabei sind. Sie werden bestimmt gern mit ihr nach Cornwall fahren. Und wenn das klappt und Annie sich dabei wohlfühlt, kann sie dich in Zukunft vielleicht auch allein besuchen.«
    Â»Danke, John. Ich verspreche dir, ich werde es wiedergutmachen, und wenn ich den Rest meines Lebens dafür brauche.« Sie küsste ihn auf die Wange. »Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich heute Abend mit ihnen fahre. Ich dachte, das wäre dir lieber.«
    Â»Pearl, du gehst doch zu einem Anwalt wegen der Scheidung?«, fragte er, denn auch das musste geklärt werden.
    Â»Ich verspreche es. Diese Frau –«
    Â»Ellen, meinst du?«
    Â»Ja, die schöne Rothaarige.«
    Â»Ich möchte sie heiraten, Pearl.«
    Â»Ich freue mich für dich, John.« Dann schweifte ihr Blick durch den Raum. »Es muss glückliche Zeiten hier

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