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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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gegeben haben«, sagte sie, »aber ich kann mich nicht daran erinnern. Ist das nicht traurig?«
    Das Telefon läutete. Ellen , dachte Riley und hob ab.
    Aber es war nicht Ellen. Es war Janey Kelly. Riley hörte sich an, was sie zu sagen hatte, dann gab er ihr klare Anweisungen, legte auf und ging ins Wohnzimmer, wo Vera und Basil mit Annie Ludo spielten.
    Â»Ich muss noch einmal weg«, sagte er. »Könntet ihr ein paar Stunden hier die Stellung halten?«
    Janey wartete, wie Riley ihr befohlen hatte, auf einer Parkbank auf dem Well Street Common. Langsam senkte sich die Dunkelheit über Rasen und Bäume. Janey trug einen Regenmantel mit hochgeklappter Kapuze, doch er konnte schon aus einigen Metern Entfernung erkennen, dass sie heftig zitterte. Offenbar hatte sie seine Schritte gehört, denn sie zuckte zusammen, bevor sie sich hastig nach ihm umdrehte, schon auf dem Sprung. Ihr Gesicht war von Blutergüssen entstellt, ein Auge völlig zugeschwollen.
    Â»Janey«, sagte Riley und setzte sich neben sie. »Wer hat das getan?«
    Â»Dieser widerliche Lee natürlich.« Sie atmete flach. »Ich glaub, er hat mir was gebrochen.«
    Â»Was genau ist passiert?«
    Â»Eins von den anderen Mädchen hat gesehen, wie ich mit Ihnen geredet habe. Und diese blöde Kuh hat’s ihm brühwarm erzählt.«
    Â»Ich fahre Sie ins Krankenhaus«, sagte er.
    Â»Ich mag Krankenhäuser nicht«, murrte sie.
    Â»Aber dort sorgt man dafür, dass es Ihnen wieder besser geht.« Er sprach mit ihr, wie er mit Annie gesprochen hätte. »Man kümmert sich um Ihre Verletzungen, und hinterher sind Sie wieder so schön wie eh und je.«
    Janey brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Na also, ich hab doch immer gewusst, dass Sie auf mich stehen.« Dann begann sie lautlos zu weinen, den Blick starr ins Gras gerichtet. »Ich möchte nach Hause, Riley«, flüsterte sie mit rauer Stimme.
    Â»Wo ist zu Hause?«
    Â»In Cork. Waren Sie da schon mal?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Â»Lohnt sich auch nicht. Eine fürchterliche Gegend, so was von öde. Ich bin weg, weil ich nur Mist gemacht habe. Ich wollte mein Leben in den Griff kriegen.« Sie lachte kurz. »Ich wollte Filmstar werden.«
    Â»Dazu ist immer noch Zeit.«
    Â»Nein.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
    Sie stand auf, die Arme um den Oberkörper geschlungen, und humpelte gekrümmt neben ihm her aus dem Park. Als sie sich seinem Wagen näherten, sagte sie: »Ich möchte Ihnen was erzählen, Riley.«
    Â»Erst fahren wir ins Krankenhaus.«
    Â»Nein, sonst überleg ich’s mir vielleicht anders.« Sie stützte sich mit einer Hand am Auto ab und sah ihn mit dem nicht zugeschwollenen Auge fest an. »Bernie hat in Brixton eine Garage. In der Nähe vom Bahnhof, unter der Eisenbahnbrücke. Sie sieht aus, als würde sie leer stehen. Die Tür ist ganz schwarz verbrannt vom Krieg. Aber da sollten Sie mal nachschauen. Bernie hebt sein ganzes Zeug dort auf.«
    Â»Von wem haben Sie das?«, fragte er gespannt.
    Â»Von einem Freund.« Sie verzog den Mund zu einem Ausdruck, der halb Lächeln, halb Zähnefletschen war. »Bettgeflüster. Ihr Männer gebt doch zu gern an. Immer müsst ihr uns Frauen beweisen, was für tolle Kerle ihr seid.«
    Riley half ihr ins Auto und fuhr ins London Hospital. Während sie in der Notaufnahme untersucht wurde, rief er Scotland Yard an.
    Der diensthabende Beamte versprach ihm, eine Polizistin ins Krankenhaus zu schicken.
    Sergeant Davies erreichte er zu Hause. Er wusste, dass dieser das Wochenende dienstfrei hatte. Davies’ Frau meldete sich, im Hintergrund hörte Riley ein Baby schreien.
    Â»Kann ich bitte Rob sprechen, Glenys?«
    Â»Der sitzt gerade beim Abendessen. Warten Sie einen Moment, ich hole ihn.«
    Riley hörte Schritte, gedämpfte Stimmen. Dann kam Davies an den Apparat. Riley berichtete ihm von Janey und der Garage in Brixton.
    Â»Ich fahre da jetzt mal hin. Können Sie auch rüberkommen, Davies?«
    Â»Bin schon unterwegs.« Davies kaute. »Warten Sie auf mich, Sir. Legen Sie nicht ohne mich los.«
    Riley ging in die Notaufnahme zurück. Sie würden Janey über Nacht dabehalten, teilte eine Schwester ihm mit. Während er auf die Ankunft der Polizistin wartete, ging er noch einmal in die Telefonzelle und rief Ellen an. Auch jetzt

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