An einem Tag im Winter
sprechen begann, ihre Stimme nur der Hauch eines Flüsterns.
»Ich laufe und laufe und kann nicht anhalten und komme doch nirgends an. Und manchmal habe ich das Gefühl zu stürzen, in ein tiefes, dunkles Loch, ich rutsche einfach hinein, aber wenn ich immer weiterlaufe, schaffe ich es vielleicht, wieder rauszukommen. Ich habe Angst, John. Lieber laufe ich bis zum Umfallen, als dass ich wieder in dieses entsetzliche dunkle Loch stürze.«
Er schloss die Hände um ihr Gesicht, und sie hob den Blick und sah ihn an.
»Hör zu, ich gehe nur schnell rauf und sehe nach Annie. Dann mache ich uns eine Tasse Tee, und wir reden und überlegen, was wir am besten tun.«
»Ich will nicht reden. Ich will nicht mehr denken.« Sie sah erschöpft aus. »Ich wollte â ich wollte, ich könnte einfach aufhören zu sein . Ich wollte, ich könnte â nicht mehr hier sein.«
Annie war noch wach. Ihr Schlafanzug war falsch geknöpft, ihr Haar noch geflochten. Sie war offensichtlich ohne Hilfe ihrer Mutter zu Bett gegangen. Riley begrüÃte sie mit einem Kuss und einer Umarmung und machte sie zum Schlafen fertig. Dann packte er sie ins Bett und ging wieder hinunter, um Wasser aufzusetzen.
Im Wohnzimmer drückte er Pearl eine Tasse warmen Tee in die Hand und wartete, bis sie davon getrunken hatte, ehe er ruhig sagte: »Ich halte es für das Beste, wenn du mit der Ãrztin sprichst. Sie kann dir bestimmt etwas geben, was dir hilft.«
»Nein«, widersprach sie heftig. »Ich hasse diese Tabletten. Ich brauche sie nicht. Die meiste Zeit geht es mir doch gut, das weiÃt du.«
»Nur vorübergehend«, sagte er entschieden. »Nur um dir über diese schlechte Phase hinwegzuhelfen.«
»Ach, John.« Tee schwappte in ihre Untertasse. Er nahm ihr die Tasse ab, und sie drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Es tut mir leid«, murmelte sie. »Es tut mir so leid.«
Dr. Ellis stellte Pearl ein Rezept für Tabletten aus, die sie »fürs Erste über Wasser halten« würden, und sagte, sie werde für sie einen Termin bei Mr. Morris, einem Psychiater, vereinbaren. Als sie Pearls erschrockenes Gesicht sah, erklärte sie, Mr. Morris sei der Spezialist für Fälle wie ihren. Fälle wie ihren? Was war sie denn für ein Fall? Riley wollte nicht fragen, solange Pearl neben ihm saÃ.
Eine Woche später suchten sie Mr. Morris auf, der mit Pearl allein sprechen wollte. Riley setzte sich ins Wartezimmer und blätterte in alten Ausgaben von Horse and Hound . Als Pearl eine Stunde später herauskam, sagte Mr. Morris â stattlich, um die fünfzig, Nadelstreifen â mit kräftiger Stimme: »Lassen Sie sich von der Sprechstundenhilfe einen neuen Termin geben, Mrs. Riley.« Er winkte Riley und sagte halblaut: »Wir müssen eine stationäre Behandlung ins Auge fassen, wenn der Zustand Ihrer Frau sich nicht bessert. Vorläufig werden wir sie genau beobachten.«
Sie fuhren für eine Woche in Urlaub nach Devon, wo eine gedämpfte Pearl im Liegestuhl saÃ, während Annie am Strand spielte. Nach ihrer Rückkehr nach London kam Pearls Mutter Vera zu ihnen, um sie zu unterstützen.
Allmählich besserte sich Pearls Befinden; ein Funke des alten Feuers blitzte auf. Vera fuhr heim nach Weybridge, und Pearl spielte Riley mit bemerkenswert komischem Talent einige ihrer Gespräche mit Mr. Morris vor. Sie sprach nicht mehr davon, London den Rücken zu kehren, aber manchmal sah er sie eine Zigarette rauchend im Garten stehen und mit einem Ausdruck des Verlangens in den Augen in die Ferne blicken, als suchte sie etwas, das sie hier nicht finden konnte.
Später erinnerte er sich immer an das Wetter. Es war einer jener enttäuschenden Tage im späten August, mit grauem Himmel und einem schneidend kalten Wind, als könnte der Sommer es nicht erwarten, in den Herbst überzugehen. Bevor er zur Arbeit fuhr, sagte ihm Pearl, dass Annie am frühen Vormittag von ihrem GroÃvater abgeholt werden würde. Sie selbst habe um zehn einen Zahnarzttermin und wolle am Nachmittag zum Friseur, da sei es das Einfachste, wenn Annie den Tag bei ihren GroÃeltern verbringe. Riley sollte Annie dann nach der Arbeit bei seinen Schwiegereltern in Weybridge abholen, da Vera und Basil am Abend zu einer Feier im Golfklub eingeladen waren.
Auf der StraÃe nach Weybridge herrschte dichter Verkehr. Freitagabend,
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