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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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sich um. »Wenn du mir nicht sagst, was eigentlich los ist, schlag ich dir das andere Auge auch noch blau.«
    Â»Ich habe dir doch gesagt, es war nicht meine Schuld.« Als er Indias Gesicht sah, fügte er hastig hinzu: »Okay, okay. Du weißt doch, dass Clive diese Häuser für Bernie renoviert hat? Also, manchmal kommt’s vor, dass die Mieter früher einziehen möchten, noch bevor alles fertig ist, weil sie nichts anderes finden. Und dann kommen sie auf die Baustelle und fragen uns. Da ist Clive auf die Idee gekommen, sie einziehen zu lassen, nur ein oder zwei Wochen früher, solange wir noch beim Streichen waren.«
    Â»Aber das wird er Bernie doch gesagt haben?«
    Â»Eben nicht«, gestand Garrett kleinlaut und senkte den Kopf.
    India wurde eiskalt. »Hat er etwa die Miete behalten? Bernies Miete?«
    Â»Es war doch eigentlich gar nicht Bernies Miete. Sie waren ja offiziell noch nicht eingezogen.«
    Â»Und du hast das gewusst ?« Ihre Stimme wurde laut. »Du hättest Clive sagen müssen, dass er so was nicht machen kann. Aber er hat dich wohl beteiligt, oder?«
    Garrett murrte. »Es waren ja nur ein paar Pfund. Aber Bernie ist irgendwie dahintergekommen, und jetzt ist Clive abgehauen, und Bernie gibt mir die ganze Schuld. Als ich nach Hause kam, war Lee da. Du kannst dir nicht vorstellen, was für ein brutaler Kerl das ist. Er hätte mich umgebracht, wenn nicht Ronnie gekommen wäre. Ich kann nicht in die Wohnung zurück, Indy. Unmöglich.«
    Â»Was wollte Lee von dir? Abgesehen davon, dich zu vermöbeln.«
    Â»Das Geld.« Garrett öffnete ein Fenster und schnippte seinen Zigarettenstummel hinaus. »Er hat gesagt, ich müsste Bernie sein Geld zurückgeben.«
    Â»Was schuldest du ihm?«
    Â»Ungefähr dreißig Pfund.
    India war entsetzt. » Dreißig ? O Gott, Garrett.«
    Â»Ich verkauf das Motorrad.«
    Für das alte Ding würde er fünf Pfund bekommen, wenn er Glück hatte, vermutete India, aber sie sagte nichts, sie wollte nicht noch Salz in seine Wunden streuen.
    Â»Du hättest nicht hierherkommen sollen«, sagte sie. »Stell dir vor, Lee hätte dich verfolgt. Hast du überhaupt nicht an Sebastian gedacht?« Sie schob die Nadeln wieder in ihre Haare. »Ich gehe jetzt und rede mit Bernie.«
    Sie stand auf, glättete ihr Kleid und musterte sich im Spiegel. Sie hatte ihr Blauseidenes an. Sie nahm die gewachsten Papierblumen ab und wühlte in ihrem Schmuckkasten, bis sie eine Brosche fand, die wahrscheinlich aus Strass war, aber vielleicht als echt durchgehen würde. Sie steckte sie sich an den Ausschnitt ihres Kleides, betupfte sich mit Yardley-Parfum und schminkte sich frisch.
    Â»Du kannst heute Nacht hier bleiben«, sagte sie zu Garrett, »aber lass Sebastian seine Ruhe. Und mach die Tür nicht auf, wenn es läutet.«
    Â»Danke, India.« Er gab ihr mit seinen geschwollenen Lippen einen Kuss. »Ich liebe dich, Schatz.«
    Das stimmte nicht, dachte sie, als sie Mantel und Handtasche nahm und zur Wohnungstür ging. Wenn er sie geliebt hätte, wirklich geliebt, hätte er nicht zugelassen, dass sie zu Bernie ging.
    India suchte in sämtlichen ihr bekannten Stammlokalen nach Bernie und trieb ihn schließlich im Blue Duck am Piccadilly auf. Auf einer kleinen Bühne auf einer Seite des Raums schwenkte eine Blondine in Pailletten müde ein paar Fächer. Mit einem Trommelwirbel und einem Beckenschlag endete ihre Nummer, ein paar Leute applaudierten. Als die Band »Mackie Messer« zu spielen begann, drängten die Paare zur Tanzfläche.
    Bernie saß mit seinem weiblichen Gefolge an einem Tisch. Er warf India einen ironischen Blick zu. »Was führt dich denn hierher, India?«
    Â»Ich würde dich gern einen Moment sprechen, Bernie.«
    Â»Zisch ab«, sagte Bernie zu der Brünetten, die neben ihm saß. Als sie ihn schmollend ansah, rief er: »Don, Gina möchte tanzen«, und ein dicker Kerl kam an den Tisch und riss Gina von ihrem Platz hoch.
    Bernie gab ihr einen Klaps auf den Hintern, dann sagte er: »Setz dich, India.«
    Â»Ich muss dich unter vier Augen sprechen.«
    Seine ohnehin schon hohe Stimme stieg eine Oktave höher. »Ach, unter vier Augen muss sie mich sprechen, die feine Madam«, äffte er sie nach. »Wofür hältst du dich eigentlich? Kannst du dir vorstellen, dass ich Besseres zu tun

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