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An einem Tag im Winter

An einem Tag im Winter

Titel: An einem Tag im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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jedes Risiko zu meiden. Sie war vierundzwanzig Jahre alt, und manchmal schien ihr, sie könnte ebenso gut vierzig sein.
    Â»Gildersleve war ein Abenteuer«, sagte sie, »wenn auch letztlich ein ziemlich unerfreuliches. Aber was ich jetzt lebe, ist graues Mittelmaß. Was Sie mit Pearl durchgemacht haben, war schwer, aber es war doch eine starke Leidenschaft im Spiel. Ich habe nie einen meiner Freunde wirklich geliebt. Ich habe nicht einmal –« Sie brach ab. Es machte sie plötzlich verlegen, dass sie über solche Dinge mit ihm sprach. Dann aber zwang sie sich, fortzufahren. »Mir fehlt es an Leidenschaft. Ich habe nie etwas davon bei mir gespürt. Mit Simon nicht, und auch nicht mit Daniel. Oder mit einem seiner Vorgänger.«
    Â»Lassen Sie sich Zeit, Ellen.«
    Â»Warum verlieben sich immer die falschen Männer in mich?« Ihre Worte klangen unerwartet klagend.
    Ohne einen Funken Spott erwiderte er: »Ich könnte mir vorstellen, dass die anderen Männer, die, in die Sie sich vielleicht ernsthaft verlieben könnten, Sie für unerreichbar halten.«
    Â»Ich, unerreichbar?« Sie lachte, aber als sie an Gildersleve dachte, verging ihr das Lachen. »Nein, es ist genau umgekehrt. Ich verliebe mich in unerreichbare Männer«, murmelte sie.
    Er betrachtete sie aufmerksam. »Kann es sein«, sagte er, »dass Sie sich nicht ernsthaft verlieben, weil Sie immer noch an den einen denken, den Unerreichbaren?«
    Sie zog die Brauen zusammen und schaute weg. »Das glaube ich nicht. Nein, wirklich nicht. Das war vor Jahren, damals in Gildersleve. Ich glaube sogar, Sie kennen ihn. Erinnern Sie sich an Alec Hunter?«
    Â»Düster.« Klaviermusik perlte in der Stille. Dann fragte Riley: »Aber es ist nichts daraus geworden?«
    Â»Nein, Alec hat Andrée Fournier geliebt. Erinnern Sie sich? Sie war mit mir im selben Zimmer.«
    Und als wäre es gestern gewesen, erinnerte sie sich der schneidenden Kälte jenes Winters und des furchtbaren Schmerzes, als sie aus dem Fenster geschaut und Alec und Andrée zusammen gesehen hatte.
    Â»Das war meine einzige Erfahrung mit unglücklicher Liebe«, sagte sie trocken und trank ihren letzten Schluck Wein. »Und ehrlich gesagt, lustig war es nicht.«
    Dann begann sie, von etwas anderem zu sprechen.
    Eines Abends fand India beim Nachhausekommen Garrett in der Küche vor. Er hing halb auf einem Hocker und sah erschreckend aus, mit aufgeschwollenen Lippen und einem klaffenden Riss über einer Augenbraue. Sebastian war dabei, die Wunde vorsichtig mit einem Waschlappen zu reinigen.
    Â»Ich bin mit dem Fahrrad gestürzt«, sagte Garrett.
    India begutachtete die Verletzung mit zusammengekniffenen Augen. »Das solltest du nähen lassen.«
    Garrett schauderte. »Kommt nicht infrage.«
    Sebastian trug Jod auf, und Garrett schrie auf. Dann klebte Sebastian ein Pflaster über die Wunde.
    Â»Du Armer«, sagte India. »Du bist ja voller blauer Flecken.« Zärtlich küsste sie die unverletzten Stellen seines Gesichts.
    Garrett schob einen Arm um ihre Hüften und drückte seinen Kopf an sie. »Ich muss unbedingt mit dir reden, Liebling«, sagte er.
    Â»Ich bin todmüde.«
    Â»Nein, wirklich, es muss sein.«
    Er folgte ihr in ihr Zimmer und schloss die Tür. India knöpfte ihren Mantel auf.
    Â»Kann ich heute bei dir übernachten, Indy?«, fragte Garrett.
    Â»Ich hab dir doch gesagt, ich bin todmüde. Und Kopfschmerzen hab ich auch.«
    Â»Ich will nicht zu mir nach Hause.«
    India ließ den Mantel auf einen Kleiderhaufen auf dem Boden fallen und sah Garrett argwöhnisch an. »Was ist los?«
    Er setzte sich aufs Bett. »Ich bin gar nicht mit dem Fahrrad gestürzt.«
    Â»Was ist dann mit deinem Gesicht passiert?«
    Â»Das war einer von Bernies Gorillas. Dieser widerliche Lee.«
    Sie starrte ihn an. »Garrett, du machst mir Angst.«
    Â»Es war nicht meine Schuld.« Er ballte die Fäuste. »Das hat Clive mir eingebrockt, dieser blöde Idiot.«
    India begannen die Knie zu zittern. Sie setzte sich an den Toilettentisch und tupfte Cold Cream in ihr Gesicht. »Was hat Clive denn angestellt? Wo ist er überhaupt?«
    Â»Keine Ahnung. Ich glaube, er ist abgehauen.« Garretts Ton klang wütend. »Typisch für den Mistkerl, verdrückt sich einfach, obwohl es allein seine Idee war.«
    Â»Was war seine Idee?« India drehte

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