An einem Tag im Winter
ihre Handschuhe und ihren Schal über einen Heizkörper und drückte das Regenwasser aus ihrem Haar, während Alec Kaffee machte.
»Hören Sie noch von Andrée?«, fragte sie.
»Sie schreibt ab und zu. Sie arbeitet in einem staatlichen Labor in Paris. In ihrem letzten Brief schrieb sie mir, dass sie sich verlobt hat. Eine Jugendliebe, jemand, den sie aus ihrer Schulzeit kennt.«
»Ich wünsche ihr, dass sie glücklich wird.«
Während sie ihn bei der Arbeit am Schreibtisch beobachtete, erinnerte sie sich, dass sie in Gildersleve, kurz nach Dr. Redmonds Tod, auch schon einmal so in seinem Labor gesessen hatte und sich von der Alltäglichkeit der Dinge rundherum und seiner Anwesenheit hatte beruhigen lassen.
»Jemand hat mir erzählt, dass Dr. Kaminski in Gildersleve aufgehört hat«, sagte sie.
»Ja, er ist ein paar Monate nach mir gegangen. Ich glaube, er war ziemlich entsetzt über Pharoas Verhalten nach Redmonds Tod.«
»Was meinen Sie damit?«
»Na, Pharoah hat das Cottage und den Wald postwendend verkauft. An irgendeinen Bauunternehmer, der da anscheinend Wohnhäuser hinstellen will.«
Ellen erinnerte sich an ihren Gang durch den Peddarâs Wood nach dem frischen Schneefall. An die bizarren Formen der Bäume und an die Stille. Man nahm ein Stück Vergangenheit mit und bewahrte es für immer fest in seinem Herzen.
»Der arme Dr. Redmond«, sagte sie bekümmert. »Wenn er das erlebt hätte.«
»Ich glaube, Kaminski ist gegangen, weil er das alles nicht schlucken konnte. Sogar der gute alte Bill konnte sich eine Bemerkung über die ungebührende Eile nicht verkneifen. Aber da haben Sie einen, der in Gildersleve aushalten wird, bis man ihn mit den FüÃen voraus hinausträgt. Er ist vielleicht nicht der Hellste, unser alter Bill, aber er weià sehr genau, wo die Trüffel liegen«, bemerkte Alec beiÃend. »Pharoah hat sich Ersatz geholt, nachdem Sie weg waren, Ellen. Einen absolut unkreativen Jasager aus Cambridge, der an den Wochenenden immer heim zu Mama gefahren ist. Eine Einrichtung wie Gildersleve funktioniert nur mit der richtigen Mischung von Leuten, und zu der Zeit, als ich gegangen bin, hat dort gar nichts mehr funktioniert.« Er legte den Füller weg, mit dem er Zahlen notiert hatte. »Sie haben eine Lücke hinterlassen, Ellen.«
Sie konnte sich genau erinnern, wie sie Alec Hunter das erste Mal gesehen hatte. Er war in Gildersleve an ihr vorbei die Treppe hinuntergelaufen. Dieses Bild von ihm war geblieben, überlagert von flirrendem Sonnenlicht und durchtränkt vom herben Duft der kühlen Herbstluft und der VerheiÃung des Tages.
»Ich gehe jetzt besser«, sagte sie.
»Schon?« Er drehte sich auf seinem Stuhl herum und stand auf. Dann nahm er ihren Schal vom Heizkörper, trat vor sie hin und legte ihn ihr um den Hals. Mit dem Zeigefinger strich er sachte eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück.
»Ich sehe bestimmt grässlich aus«, murmelte sie.
»Nein. Sie sind schön.«
Als sie sich auf Zehenspitzen stellte und mit den Lippen leicht seinen Mund streifte, zog er sie an sich und hielt sie fest. Der Kuss war tief und intensiv. Durch den feuchten Stoff seines Hemdes fühlte sie seinen Herzschlag und spürte glücklich sein warmes, ein wenig raues Gesicht an ihrem. Ihr eigenes Herz klopfte in stürmischem Einklang mit seinem, und sie meinte, das schnelle Strömen des Bluts in ihren Adern zu fühlen.
Sie fieberte nach seiner Berührung, ihr ganzer Körper brannte vor Verlangen nach ihm. Hör jetzt nicht auf. Sie war nicht sicher, ob sie es laut gesagt hatte oder ob die Worte nur in ihrem Kopf dröhnten. Ihre Hände glitten über die angespannte Muskulatur seines Rückens, seine Fingerspitzen berührten zart ihren Nacken. Sie hörte das Läuten eines Telefons, das Ticken einer Uhr und wollte lieben und geliebt werden bis zur Erschöpfung.
India merkte sofort, dass Marcus Pharoah schlechter Laune war. Er stieg nicht aus dem Wagen wie sonst, um ihr die Tür zu öffnen, sondern beugte sich nur über den Sitz und drückte die Tür von innen auf, sodass sie sich neben ihn setzen konnte.
»Du hast mich über eine Stunde warten lassen«, sagte er.
»Ach, wirklich? Das tut mir leid, Liebling, ich habe meine Uhr verlegt.«
Er trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Ich dachte schon, du würdest
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