An hoechster Stelle
tun.«
»Den Whiskey«, wiederholte sie energisch. Zögernd reichte er ihr die Flasche. Helen spülte die Pillen hinunter, und ein warmes Glühen breitete sich in ihr aus. »Jetzt zurück in die South Audley Street, und morgen fahren wir nach Compton Place.«
»Geht es Ihnen wirklich gut?«
»Mir ging’s nie besser. Wissen Sie, ich habe gerade Tim Pat Ryan erledigt.«
Hedley verriss vor Verblüffung das Steuer, hatte aber den Wagen gleich wieder unter Kontrolle. »Sie wollen mich zum Narren halten?«
»Ganz und gar nicht. Ich erzähle es Ihnen.«
Kim öffnete Dillon die Tür und führte ihn ins Wohnzimmer, wo Hannah Bernstein und Ferguson ihn erwarteten. Hannah trug nur einen Trainingsanzug und Ferguson hatte sich einen Bademantel über seinen Pyjama gestreift.
»Gott grüße alle Versammelten.«
»Lassen Sie dieses irische Getue, Dillon, und reden Sie endlich«, sagte Ferguson müde.
Dillon erstattete in ein paar kurzen Sätzen Bericht, ehe er sich einen Bushmills einschenkte.
»Um Himmels willen, was soll ich bloß mit Ihnen anfangen?«, seufzte Ferguson. »Sie kennen doch die derzeitige politische Situation. Hände weg, keinen Wirbel machen – das ist die Parole. Und Sie gehen einfach aus irgendeiner abartigen Laune heraus los und provozieren neue Probleme.«
»Ich hatte bloß vor, diesen Dreckskerl ein bisschen unter Druck zu setzen.«
»Es ist kein großer Verlust, Sir«, meinte Hannah Bernstein. »Ryan war ein echtes Scheusal.«
»Gut, ich gestehe, dass ich eine gewisse Befriedigung empfinde«, erwiderte der Brigadier. »Aber verraten Sie mir mal, wie wir uns jetzt verhalten sollen. Schließlich sind Sie von der Special Branch und haben einen geschulten Verstand.«
»Wir machen einfach gar nichts, Sir. Irgendwer wird Ryan
über kurz oder lang dort unten am Kai finden. Natürlich wird Scotland Yard sich der Sache annehmen und eine Untersuchungskommission einsetzen… aber seien wir doch ehrlich – ein Schwein wie Ryan hatte mehr Feinde als ein Hund Flöhe. Es ist nicht unser Problem, Sir.«
»Da gebe ich Ihnen Recht.«
Dillon schüttelte den Kopf. »Herrgott, was sind Sie für eine Frau! Was ist bloß mit dem netten jüdischen Mädchen passiert, in das ich mich verliebt hatte?«
»Das kommt von der Zusammenarbeit mit Ihnen«, entgegnete Hannah schlagfertig, ehe sie sich wieder an Ferguson wandte. »Wir sollten uns mit etwas ganz anderem beschäftigen, Sir. Diese Frau mit dem irischen Akzent hat uns zwar möglicherweise einen Gefallen getan, aber ich möchte doch gern wissen, wer sie ist. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich mich über den Computer des Verteidigungsministeriums in sämtliche Dateien einklinken und sehen, was ich herausfinden kann.«
»Nur zu, Chief Inspector. Vielleicht besteht irgendeine Verbindung zu den Loyalisten.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Dillon. »Die meisten haben wie ich den Akzent der Provinz Ulster. Ihrer war anders.«
»Egal.« Ferguson stand auf. »Sie können in einem der Gästezimmer schlafen, Chief Inspector. Ich will Sie um diese Zeit und im Regen nicht noch mal vor die Tür schicken.«
»Danke, Sir.«
»Sie sollten natürlich heimgehen, Dillon. Die Iren sind ja an Regen gewöhnt, nicht wahr?«
»Gott schütze Euer Ehren, Sie sind die Güte selbst. Ich werde draußen vor Ihrer Tür meine Schuhe ausziehen, sie mir um den Hals binden und barfuß nach Stable Mews laufen, um das Leder zu schonen.«
Ferguson lachte laut auf. »Verschwinden Sie schon, Sie Schurke, los.«
Hedley brachte ein Tablett mit Tee ins Arbeitszimmer, wo Lady Helen am Schreibtisch über dem Aktenordner saß. Er stellte es ab und schenkte ein.
Sie goss Milch hinzu und kostete. »Sehr gut.« Nachdenklich betrachtete sie den Ordner. »Eigentlich sonderbar. Tim Pat Ryan war der Letzte auf der Liste, aber der Erste, den es erwischt hat.«
»Lady Helen, das kann auf keinen Fall so weitergehen.«
»O doch, das kann es sehr wohl. Was nützt mir mein ganzes Geld, Hedley? Kann ich mir davon irgendetwas kaufen, das wirklich zählt? Diese Schweine waren alle miteinander dafür verantwortlich, dass mein Sohn bestialisch ermordet wurde. Als Folge davon starb mein Mann viel zu früh… und ich will Ihnen noch etwas sagen – ich selbst habe auch nicht mehr allzu viel Zeit. Diese Tabletten, die ich nehme… ich habe ein Herzleiden.«
Hedley war tief betroffen. »Das wusste ich
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