An hoechster Stelle
Kostüm für solches Wetter eher unpassend angezogen. Sie hörte das grölende Gelächter, zögerte kurz und hastete mit raschen Schritten vorbei.
»Na, Baby, wohin denn so eilig?«
Die beiden Männer kamen aus der Gasse; der Bärtige lief hinter ihr her und hielt sie fest. Das Mädchen ließ den Regenschirm fallen, um sich besser wehren zu können, doch er grinste nur und schlug ihr ins Gesicht.
»Wehr dich ruhig, Süße. Das hab ich gern.«
Sein Freund packte ihren Arm. »Komm schon, vorwärts.«
Das Mädchen begann zu schreien, und der Bärtige versetzte ihr eine zweite Ohrfeige. »Brav sein, klar?«
Sie zerrten sie in die Gasse. Die ältere Frau zögerte, doch als sie einen verzweifelten Hilferuf hörte, lief sie hinaus in den Regen und überquerte die Straße. Nur eine Laterne auf dem Bürgersteig erhellte ein wenig die Dunkelheit. Das Mädchen versuchte, sich gegen den Mann zu wehren, der sie von hinten festhielt, aber der Bärtige hatte plötzlich ein Messer in der rechten Hand und ritzte ihr die Wange auf, die zu bluten begann. Sie schrie laut auf vor Schmerz und Entsetzen.
»Ich hab doch gesagt, du sollst brav sein.« Er griff nach dem Saum ihres Rocks und zerschnitt ihn mit der scharfen Klinge. »Los, Freddy, du hast den Vortritt.«
»Das habt ihr euch so gedacht«, sagte eine ruhige Stimme.
Freddy schaute an seinem Freund vorbei und stutzte sichtlich verblüfft. »O Gott!«
Der Bärtige wandte sich um und sah im Eingang der Gasse eine Frau stehen. Sie schien über sechzig zu sein, aber ihr Gesicht war im Dunkeln kaum zu erkennen. In der rechten Hand hatte sie einen Hut, und ihr silbergraues Haar glänzte im Licht der Straßenlampe.
»Verflucht, was soll das?«
»Lasst sie gehen.«
»Ich hab zwar keine Ahnung, was die Alte will«, sagte der Bärtige zu seinem Freund, »aber ich weiß, was sie kriegen wird – das Gleiche wie diese Schlampe. Lust auf ein bisschen Spaß heute Nacht, Oma?«
Grinsend ging er auf sie zu. Die Frau feuerte durch ihren Hut hindurch; er wurde gegen die Mauer geschleudert und sank tödlich getroffen zu Boden.
Das Mädchen war so verängstigt, dass sie nicht einmal schreien konnte. »Um Himmels willen!«, rief Freddy, der sie noch immer festhielt. Aus seiner Tasche zog er ein Messer und ließ die Klinge aufspringen. »Ich schneide ihr die Kehle durch«, drohte er. »Ich schwör’s.«
Die Frau hatte ihre rechte Hand mit der Pistole wieder gesenkt. »Solche Typen wie ihr lernen es wohl nie«, meinte sie mit ruhiger, beherrschter Stimme.
Blitzschnell riss sie die Waffe hoch. Der Schuss traf ihn zwischen die Augen und er kippte lautlos nach hinten. Zitternd lehnte sich das Mädchen gegen die Mauer. Die Frau streifte ihren leichten Wollschal ab und reichte ihn dem Mädchen, das ihn an ihr blutendes Gesicht presste, während die Frau sich vorbeugte und die beiden Toten musterte.
»Von diesen Herren hier wird jedenfalls niemand mehr belästigt.«
»Dreckskerle!«, schrie das Mädchen und versetzte dem Bär tigen einen Tritt. »Wenn Sie nicht zufällig vorbeigekommen wären…« Sie erschauderte. »Ich hoffe, sie schmoren in der Hölle.«
»Sehr gut möglich. Wohnen Sie hier in der Nähe?«
»Ungefähr zwanzig Block weiter. Ich war zum Abendessen in einem Lokal um die Ecke, hatte Krach mit meinem Freund und bin einfach losgelaufen in der Hoffnung, ein Taxi zu finden.«
»Wenn es regnet, findet man nie eins. Lassen Sie mich mal Ihr Gesicht sehen.«
Sie zog das Mädchen mit sich zum Eingang. »Ich glaube, das müsste mit ein paar Stichen genäht werden. Zwei Blocks in diese Richtung liegt das St. Mary Krankenhaus. Sagen Sie einfach dort in der Notaufnahme, Sie seien ausgerutscht, hätten sich an der Wange verletzt und den Rock zerrissen.«
»Ob man mir das glaubt?«
»Was spielt das für eine Rolle? Aber es liegt an Ihnen. Sie können auch zur Polizei gehen.«
»Guter Gott, nein!«, wehrte das Mädchen fast entsetzt ab. »Das ist das Letzte, was ich will.«
Die Frau hob den Regenschirm und die Handtasche auf, die das Mädchen fallen gelassen hatte. »Hier, nehmen Sie, und dann gehen Sie, Kind, und vergessen Sie die ganze Geschichte am besten, als sei gar nichts passiert.«
»Aber Sie werde ich nie vergessen!«
»Eigentlich wäre mir lieber, wenn Sie es täten.«
»Ach so… ich verstehe, was Sie meinen«, lächelte das Mädchen etwas mühsam und
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