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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nicht.«
      »Aber jetzt wissen Sie es, und deshalb frage ich Sie – sind Sie für mich oder gegen mich? Sie könnten Dr. Ingram anrufen und ihm sagen, ich sei übergeschnappt, oder Scotland Yard, dann würde man mich wegen Mordes verhaften. Es liegt an Ihnen, nicht wahr?«
      »Mir gefällt die Sache wahrhaftig nicht«, seufzte er. »Aber Sie sind immer so gut zu mir gewesen, netter als irgendjemand sonst in meinem Leben. Und eines ist sicher – Sie brauchen jemanden, auf den Sie zählen können. Deshalb bin ich für Sie da, genau wie Sie für mich da waren.«
      »Danke, Hedley. Schlafen Sie noch etwas, und morgen früh fahren wir dann nach Compton Place.«
      Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, legte Helen sich auf die Couch und zog eine Decke über sich. Im Einschlafen dachte sie an Dillon und wie es ihm wohl ging.

    London Washington Ulster London

Drei

      Hannah Bernstein hatte sich umsonst bemüht, irgendetwas herauszufinden. Sie hatte sich vom Verteidigungsministerium aus sogar in die Computer in Dublin und dem Hauptquartier der britischen Armee im nordirischen Lisburn eingeklinkt, aber ebenfalls ohne Ergebnis. Ryans Tod machte kaum Schlagzeilen; die Zeitungen schrieben von Auseinandersetzungen zwischen Banden aus dem Hast End und anderen Vierteln Londons; niemand bei Scotland Yard vergoß darüber Tränen, Nachforschungen in der Unterwelt erwiesen sich als fruchtlos, und die Sache wurde als einer von vielen ungeklärten Fällen ad acta gelegt.

      Lady Helen genoss das gute Essen in Compton Place, machte lange Spaziergänge an der frischen Luft und übte zudem regelmäßig auf dem Schießstand in der alten Scheune, wobei ihr Hedley widerwillig half. Sie hatte keine Ahnung gehabt, wie gut er war, bis er eines Nachmittags nach einer Browning griff – eine von vielen Waffen, die ihr Ehemann im Lauf der Jahre gesammelt hatte – und sie lud. Am anderen Ende der Scheune waren sieben Zielscheiben in Form von angreifenden chinesischen Soldaten aufgestellt – ein Überbleibsel der alten Kolonialzeit und des Koreakriegs.
      »Schauen Sie zu.«
      Er riss die Hand hoch, feuerte aus ungefähr neun Metern Entfernung und traf jede Pappfigur in den Kopf.
      »Unglaublich«, staunte Helen, nachdem der Lärm verhallt war.
      »Ich bin schließlich ausgebildeter Soldat. Sie können wirklich gut schießen, aber Handfeuerwaffen sind unzuverlässig, wenn man nicht nahe genug rangeht.«
    »Wie nahe?«
      Hedley schob ein neues Magazin in den Griff der Browning, führte Lady Helen zur mittleren Zielscheibe, die etwas größer war, und reichte ihr die Waffe. »Zielen Sie auf sein Herz und drücken Sie ab. Jetzt wissen Sie’s – so nahe.«
      »Von Ryan war ich knapp vier Meter entfernt.«
      »Aber Sie hätten ihn genauso gut verfehlen können, und dann hätte er womöglich Sie erwischt.«
      »Ich möchte es trotzdem aus größerer Entfernung versuchen.«
      »Nur zu.« Das Handy, das auf dem Tisch lag, läutete, und er reichte es ihr.
      »Helen Lang«, meldete sie sich und nickte nach einer Weile. »Vielen Dank. Das tut mir wirklich Leid.« Sie schaltete das Gerät ab. »Tony Emsworth ist gerade gestorben.«
      »Ein Jammer. Wann ist die Beerdigung?«
      »Am Mittwoch.«
      »Fahren wir hin?«
      »Natürlich.« Sie wirkte ganz ruhig, aber Hedley sah den Schmerz in ihren Augen. »Ich glaube, für heute ist es genug. Ich gehe wieder ins Haus.«

      Das Begräbnis fand an einem schönen sonnigen Morgen statt. Da Stukeley nur rund eine Stunde von London entfernt lag, war die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt. Helen Lang fand es beinahe amüsant, dass sie auch Ferguson, Hannah Bernstein und Dillon unter den Trauergästen entdeckte. Nach dem Gottesdienst sprach sie Tony Emsworth’ Neffen und seiner Frau, die alles organisiert hatten, ihr Beileid aus.
      »Wirklich nett von Ihnen zu kommen, Lady Helen. Im Country Hotel, das kurz vor dem Dorf liegt, gibt es nachher einen kleinen Empfang. Wir würden uns freuen, wenn Sie dabei wären.«
      Die Hotelhalle war bereits überfüllt, als Helen eintraf. Sie nahm ein Glas eines mittelmäßigen Champagners und schaute sich um. Charles Ferguson hatte sie gesehen und drängte sich durch die Menge.
      »Meine liebe Helen.« Er küsste sie auf die Wangen. »Sie sehen immer noch aus wie fünfzig, selbst an einem so schlimmen Tag. Wie machen Sie das nur?«
      »Charles, Sie alter Charmeur, und Sie waren schon immer ein Schmeichler.

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