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An hoechster Stelle

An hoechster Stelle

Titel: An hoechster Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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republikanische Staatsform in Irland einführen wollte; oder Parnell, dem es fast gelungen wäre, ein Vereinigtes Irland zu schaffen.« Beinahe machte ihr dieses Gespräch richtig Spaß. »Dann gab es noch Oscar Wilde, George Bernard Shaw, Sean O’Casey – lauter Protestanten.«
      »Was soll dieser Mist?«, warf er ein. »Ich brauche keine Lektion in Geschichte, verflucht noch mal. Wer zum Teufel sind Sie?«
      »Die Frau, die Sie hinrichten wird, genau wie ich die anderen hingerichtet habe. Gerechtigkeit, Mr. Barry, darum geht es mir, auch wenn das heutzutage eine seltene Ware geworden ist. Aber ich beabsichtige, dafür zu sorgen.«
      Er lauschte ungläubig dieser ruhigen, sanften Stimme, die ganz und gar nicht zu den entschlossenen Worten passte. »Sie sind verrückt.«
      »O nein. Sie haben vor drei Jahren meinen Sohn in Ulster abgeschlachtet und vier seiner Freunde hingerichtet, darunter eine Frau. Allerdings bin ich sicher, dass Sie sich daran nicht mehr erinnern werden, Mr. Barry, dafür klebt an ihren Händen viel zu viel Blut.« Helen merkte, dass sie ihm eigentlich mehr verriet, als klug war, aber das machte nichts, denn allmählich formte sich ein bestimmter Plan in ihrem Kopf.
      Barry ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste. »Hören Sie, Cohans Handy ist für Sie nutzlos. Kein Anruf lässt sich zurückverfolgen.«
      »Ja, aber ich kann zumindest mit Ihnen reden, wenn mir danach ist.«
      »Okay, und was wollen Sie?«
      »Ganz einfach. Wie ich schon sagte, Sie haben vor drei Jahren meinen Sohn in Ulster ermordet, und ich werde Sie dafür hinrichten.«
      Plötzlich überkam ihn wieder dieser Anflug von Angst. »Sie sind verrückt!«
      »Ich melde mich wieder. Dieses Handy ist sehr praktisch. Wir könnten ja demnächst ein Treffen vereinbaren.«
      »Jederzeit, Sie Hexe. Wenn Sie Zeit und Ort wissen, sagen Sie es nur.« Aber sie hatte bereits aufgelegt.
      »Geben Sie mir den Whiskey, Hedley«, sagte Lady Helen. Er reichte ihr die Flasche, und sie nahm einen Schluck. »Hervorragend. Ach, ich fühle mich großartig.« Aus ihrem silbernen Etui zog sie eine Zigarette, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug. »Wunderbar. Fahren Sie noch eine Weile herum… am Palast vorbei, über die Fall Mall.«
      Der Regen hatte wieder zugenommen, und Hedley fuhr entsprechend vorsichtig.
      »Ich fahre gern im Regen.« Versonnen betrachtete sie die rhythmischen Bewegungen der Scheibenwischer. »Man fühlt sich so sicher und geborgen. Es ist, als ob der Rest der Welt gar nicht mehr existierte. Mögen Sie den Regen, Hedley?«
      »Regen?« Er lachte laut auf. »Lady Helen, davon habe ich viel zu viel in Vietnam erlebt. War kein Vergnügen, in den Sümpfen des Mekongdeltas zu patrouillieren, während sich überall die Blutegel festsaugten und der Monsunregen auf einen herunterprasselte.«
      »Wenn ich nur davon höre, zittere ich schon. Schauen Sie mal, ob Sie irgendwo einen Pub entdecken. Ich glaube, ich
    könnte jetzt einen Drink vertragen.«
      Er hielt beim ›Grenadier‹ in der Nahe des St. James’s Place, wo sie schon früher manchmal eingekehrt waren. Der Wirt, Sam Hardaker, ein ehemaliger Sergeant der Grenadiergarde, kannte Hedley seit der Zeit, als er an der Botschaft stationiert gewesen war.
      »Was für eine Freude, Lady Helen!«
      »Nett, Sie zu sehen, Sam. Sie haben nicht zufällig eine Flasche Champagner?«
      »Doch, im Kühlschrank. Ist für einen Offizier der Grenadiergarde im Palast reserviert, aber er wird eben drauf verzichten müssen.«
      Sie setzte sich mit Hedley in eine Ecknische, Sam brachte den Champagner in einem Eiskübel und stellte zwei Gläser dazu, entkorkte die Flasche und schenkte ein. Lady Helen probierte.
      »Himmlisch. Es heißt, wenn man Champagner leid ist, ist man das Leben leid.«
      »Davon verstehe ich nichts.« Sam füllte ihre Gläser. »Ich halte mich lieber an Bier.«
      Nachdem er sie allein gelassen hatte, zündete sie sich eine neue Zigarette an. »Alles in Ordnung, Hedley?«
      »Bestens, Lady Helen.«
      Sie hob ihr Glas. »Dann trinken wir auf uns. Auf die Liebe, das Leben und das Streben nach Glück.« Er hob sein Glas und stieß mit ihr an. »Und auf das Ende von Jack Barry und seinem Verbindungsmann.«
      Hedley nahm einen Schluck und stellte das Glas ab. »Sie denken doch nicht im Ernst daran, diesen Dreckskerl zu treffen?«
      »Der einzige Weg, wie mir das gelingen könnte«, meinte sie

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