An hoechster Stelle
oder der CIA zusammen? Sicher, wir kennen aus der Vergangenheit Frauen, die in terroristischen Vereinigungen aktiv waren – in der Baader-Meinhof-Bande in Deutschland, bei der IRA, den Palästinensern –, aber das sind ganz seltene Ausnahmen.«
»Und?«
»Mal angenommen, es wäre tatsächlich so, dann bedeutet das, dass eine einzelne Frau für die Ermordung sämtlicher Söhne Erins verantwortlich ist. Sie hätte also fünf Leute getötet.«
»Bist du etwa anderer Ansicht?«
»Eigentlich nicht, aber ich finde, es wäre vielleicht ganz gut, wenn du noch mal deinem Freund bei der Polizei, Captain Parker, einen Besuch abstatten würdest.«
»Weshalb?«
»Na ja, es ist nur so ein Gefühl, aber wer weiß – ein typischer Bulle riecht oft Sachen, die andere Leute nicht riechen. Wenn er mal in der Vergangenheit des guten Senators herumschnüffelt, bekommen wir vielleicht ein paar nützliche Informationen.«
»Okay, mache ich.«
Blake legte auf, dachte einen Moment nach und rief dann den Präsidenten an. »Sie haben von Cohan gehört?«
»Das ließ sich kaum vermeiden«, entgegnete Cazalet. »Bei CNN bringen sie nichts anderes mehr.«
»Kann ich Sie sprechen?«
»Kommen Sie gleich zu mir.«
Der Präsident saß in Hemdsärmeln an seinem Schreibtisch im Oval Office und unterzeichnete einige Papiere, die ihm sein Stabschef gebracht hatte. Thornton schaute auf und grinste.
»Sie sehen ziemlich missgelaunt aus, Blake, aber das ist ja auch kein Wunder.«
Cazalet lehnte sich zurück. »Wir machen später weiter. Also, was jetzt, Blake?«
»Weiß der Himmel.«
»Sie glauben, man hat ihn hinuntergestoßen?«
»Natürlich wurde er gestoßen, oder er ist in Panik geraten und gesprungen. Sie kennen doch den Hintergrund, meine Herren, und wissen, was bisher passiert ist. Glauben Sie wirklich, das sei ein Unfall gewesen und Cohan habe sich einfach zu weit über die Balkonbrüstung gelehnt?«
»Das heißt schlicht und einfach«, sagte Cazalet, »dass es irgendjemand gibt, der die fünf amerikanischen Mitglieder der Söhne Erins umgebracht hat.«
»Ganz genau.«
»Wer ist damit noch übrig?«
»Jack Barry, der sich in Ulster versteckt, und dieser Verbindungsmann hier in Washington.«
»Aber ist denn dieser Kerl im Hinblick auf das, was passiert ist, von irgendeiner Bedeutung?«, fragte Thornton.
»Sagen wir mal so«, erwiderte Blake, »die Macht dieses Verbindungsmanns lag nicht allein darin, dass er in Lage war, geheime Informationen zu beschaffen. Diese Informationen waren einzig deshalb von Nutzen, weil er Leute hatte, die damit etwas anfangen konnten.«
»Und sie sind alle tot«, sagte Cazalet.
»Barry nicht. Er ist nach wie vor putzmunter und gefährlicher als irgendeiner der anderen. Und solange der Verbindungsmann nicht enttarnt ist und Barry für ihn die Drecksarbeit erledigen kann, haben wir immer noch ein großes Problem.«
»Was schlagen Sie vor?«, fragte der Präsident.
»Ich dachte, ich überprüfe mal Cohans New Yorker Umfeld. Vielleicht entdeckt mein Freund Captain Parker irgendwas. Und ich glaube, es wäre Zeit für eine gründliche Untersuchung hier im Weißen Haus, Mr. President.«
»Gut. Ich bin einverstanden«, erwiderte Cazalet. »Sie überprüfen Cohan, und Sie, Henry, sehen mal, was Sie hier entdekken können. Falls es eine undichte Stelle im Weißen Haus gibt, dann ist das ein Fall für den Stabschef.«
»Ich kümmere mich sofort darum, Mr. President«, versicherte Thornton und verließ gemeinsam mit Blake das Office.
»Was haben Sie vor?«, fragte Blake.
»Weiß der Himmel. Wir müssen vor allem zusehen, dass solch ein politischer Sprengstoff nicht an die Öffentlichkeit dringt. Ich lasse jedenfalls das Umfeld jedes einzelnen Mitarbeiters überprüfen. Am besten setze ich den Secret Service dran.«
»Wollen Sie ihnen sagen, worum es geht?«
»Guter Gott, nein, zumindest nicht im Moment. Wir machen einfach nur eine diskrete Überprüfung. Falls nichts dabei rauskommt, überlegen wir uns was anderes. Wir bleiben in Verbindung.«
Blake verabschiedete sich, und Thornton schaute ihm lächelnd hinterher. Er empfand nicht die geringste Angst, sondern merkwürdigerweise beinahe eine Art Hochstimmung.
Blake berichtete Ferguson von seinem Gespräch, der darauf
hin kurz mit dem Premierminister telefonierte.
»Die Sache scheint wirklich etwas außer
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