An hoechster Stelle
nachdenklich, »wäre, ihn auf irgendeine Weise zu mir zu lokken.«
»Okay, nehmen wir mal an, Sie erledigen ihn genau wie die anderen. Was dann? Es bleibt immer noch dieser Verbindungsmann, und Sie werden nie erfahren, wer das ist – keiner von den anderen wusste es.«
»Schenken Sie mir noch ein Glas Champagner ein, und dann betrachten wir diese ganze Angelegenheit mal vom philosophischen Standpunkt aus.« Helen lehnte sich zurück. »Die Politik, Hedley, ist für so viele Übel verantwortlich. Nehmen Sie die Situation, in die wir persönlich verstrickt sind. Vergessen Sie die Söhne Erins und ihren Verbindungsmann. Der eigentliche Ausgangspunkt ist die Aufnahme von Gesprächen zwischen den Regierungen, genauer gesagt, zwischen der britischen und der amerikanischen Regierung. Ohne die vertraulichen Plaudereien über Telefon zwischen dem Premierminister und dem Präsidenten wäre das alles gar nicht geschehen.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Hedley.
»Das ist doch klar. Wenn sie sich nicht darauf geeinigt hätten, Informationen auszutauschen, wäre der Verbindungsmann nicht an diese brisanten Berichte der Geheimdienste herangekommen.« Sie griff nach der Flasche und schenkte sich ein weiteres Glas ein. »Wer ist also letztendlich verantwortlich?«
»Keine Ahnung, was Sie meinen.«
»Derjenige, der die Macht hat, Hedley, trägt letzten Endes auch die Verantwortung. Bei einer Beteiligung des Weißen Hauses wäre das demnach der Präsident.« Helen blickte auf ihre Uhr. »Oh, es ist schon spät. Lassen Sie uns gehen.«
Hedley half ihr in den Mercedes und setzte sich hinter das Steuer. Ehe er losfuhr, fragte er beunruhigt: »Und was soll das heißen, dass der Präsident die Verantwortung hat?«
»Ich habe eine Einladung zu Chad Luthers Party nächste Woche auf Long Island. Der Präsident ist dort Ehrengast.«
Hedley verriss kurz das Steuer. »Mein Gott, das meinen Sie doch nicht im Ernst!«
Helen schwieg einen Moment und lachte dann. »Gütiger Himmel, Hedley, glauben Sie etwa, ich hätte vor, ihn zu ermorden? Liebe Zeit, was müssen Sie bloß von mir denken!« Sie schüttelte den Kopf. »Noch bin ich bei Sinnen, Hedley. Nein, ich habe gemeint, dass ich alles mit ihm diskutieren könnte.«
»Diskutieren? Wollen Sie ihm etwa geradeheraus sagen, was Sie getan haben? Er würde Sie auf der Stelle verhaften lassen!«
»Sie verstehen nicht, was ich meine. Es ist sein Weißes Haus, also trägt er die Verantwortung. Er will genauso wenig wie ich, dass die Sache an die Öffentlichkeit kommt. Diese ganze Geschichte über einen Verbindungsmann im Weißen Haus wäre ein enormer Skandal, der ihm politisch beträchtlich schaden könnte. Und der Friedensprozess in Irland, für den er sich so stark engagiert hat, wäre ebenfalls in Gefahr. Er muss diesen Verbindungsmann entlarven.« Lady Helen zündete sich eine Zigarette an. »Wer weiß, was andernfalls vielleicht an die Presse durchsickert.«
Hedley war sprachlos. »Sie meinen, Sie wollen den Präsidenten erpressen! Sie wären bereit, so weit zu gehen?« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben die Kerle zur Strecke gebracht, Lady Helen. Lassen Sie es damit gut sein.«
»Das kann ich nicht. Ich lebe nur noch auf geborgte Zeit, Hedley, und diese Sache ist zu wichtig. Es bleibt bei Long Island. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, kommen Sie eben nicht mit.«
»He, das habe ich nicht verdient.«
»Das weiß ich. Sie sind so zuverlässig wie ein Fels in der Brandung gewesen. Ein wahrer Freund – und mein einziger.«
»Ich wollte damit nur sagen, Sie brauchen mich nicht zu beschwatzen, das ist alles.«
»Sie kommen also mit?«
Hedley seufzte. »Was denn sonst?« Er schaltete in einen an
deren Gang. »Haben Sie etwa immer noch diese Pistole in Ihrer Tasche?«
»Natürlich«, erwiderte Helen lächelnd. »Wer weiß – vielleicht treffe ich ja diesen Verbindungsmann.«
Nachdem Dillon ihm alles berichtet hatte, meinte Blake: »Erinnert mich an meine Zeit beim FBI und an die Liste mit den dringend gesuchten Verbrechern. Dabei handelte es sich auch immer um Killer, die regelrecht besessen waren.«
»Du meinst also, bei Cohan steckte die gleiche Person dahinter wie bei den anderen?«
»Natürlich. Ich glaube genauso wenig an Zufälle wie du.«
»Das heißt also, eine Frau?«, fragte Dillon.
»Ich vermute es.«
»Wie passt das mit den Statistiken des FBI
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