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An Paris hat niemand gedacht

An Paris hat niemand gedacht

Titel: An Paris hat niemand gedacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Städtebauprogramm, bei dem er mitarbeitete, noch in vollem Gang war. Den Töchtern wurde erzählt, die Zeit in Afrika sei abgelaufen und die neugeborene kleine Schwester solle zuhause aufwachsen, weiter gebe es dazu nichts zu sagen. Zuhause, dachte Marta damals, zuhause ist doch hier, zwischen den Hibiskushecken, in Mamadous Kammer, im Geäst hinter dem Waschhaus, unter dem Affenbrotbaum.

    In der allerersten Zeit war der Leopard der einzige Zauberer auf der Welt. Er machte die Fetische für alle anderen, unterrichtete sie im Umgang mit den Kobolden und sagte ihnen, was sie tun sollten, wenn ein böser Geist sie krank gemacht hatte.
    Eines Tages berichtete er der Spinne, dass in dem riesigen
Iroko-Baum, der mitten in ihrer Pflanzung steht, ein Kobold wohnt.
    »Wenn du es fertigbringst, seine Freundschaft zu gewinnen, wird deine Pflanzung so viel Yams tragen, dass du unermesslich reich wirst.«
    »Wie soll ich mir denn einen mächtigen Kobold zum Freund machen?«
    »Vergieße das Blut eines Leoparden am Fuß des Baumes, das wird ihm gut gefallen und dir seine Freundschaft augenblicklich zutragen.«
    »Ach!«, sagte die Spinne. »Ihr Leoparden seid doch die stärksten und gefährlichsten unter den Tieren, ihr fresst uns alle auf, wie soll ich da einen von euch töten? Nein, das schaffe ich nie, beim bloßen Versuch würde ich den Tod finden.«
    »Nun«, antwortete der Leopard, »dann musst du für immer eine arme Bettelspinne sein.«

    »Marta?«
    Valentin schnipst mit den Fingern vor ihrem Gesicht.
    »Lass uns gehen. Ich muss zurück ins Café, nachsehen, ob die Aushilfe zurechtkommt.«
    Yannis, der sich trotz Ermahnung, brav vor dem Laden zu warten, hineingeschlichen hat, fegt mit seinem Schwanz einige kleine Kalebassen vom Regal. Der Verkäufer lacht nur und versichert, das mache nichts, sie hätten den Hund gleich mit reinnehmen können. Menschen und Tiere seien ihm gleichermaßen willkommen. Marta starrt ihn an, bis sein Lächeln sich in einen fragenden Blick wandelt.
    »Komm schon!«
    Valentin zerrt Yannis am Halsband nach draußen, die große Papiertüte mit Martas Einkäufen unter den Arm geklemmt,
während sie sich noch im Rausgehen nach dem afrikanischen Mann umdreht.
    »Gefällt dir der Typ?«
    »Quatsch! Er hat mich nur an jemanden erinnert.«
    »Du solltest solche Blicke ausschließlich meinem Bruder zuwerfen.«
    »Red keinen Unsinn! Ich komme später die Sachen bei dir abholen und drehe noch eine Runde mit dem Hund, der braucht Bewegung, sonst nervt er den ganzen Nachmittag.«
    Sie schaut Valentins federndem Gang noch eine Weile nach und versucht Yannis daran zu hindern, ihm nachzulaufen. Ein junges Mädchen in engen Jeans lächelt begeistert, als Valentin ihr »Hallo!« mit einem Nicken beantwortet, ohne stehen zu bleiben. Raphaela hätte ihn lieber gemocht als Paul, der ihr mit seiner schweigsamen Präsenz nicht geheuer war, dessen ist sich Marta sicher. Valentin nicht zu mögen scheint unmöglich zu sein. Vielleicht macht es ihn so anziehend, dass er sich seiner Wirkung auf andere Menschen, zumal Frauen, nicht bewusst ist. Sämtliche Aushilfen und Bedienungen verlieben sich nach wenigen Arbeitstagen in ihn und beneiden Marta um ihre Nähe zu Valentin. Ihre Aufgabe ist es, den Mädchen mitzuteilen, dass ihr Chef in festen Händen und für keinerlei amouröse Abenteuer zu haben sei. Streng genommen ist das eine Lüge. Jaqueline ist bereits vor mehr als neun Monaten zu ihrem Ehemann zurückgekehrt und hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. Aber Valentin hofft noch immer, dass sie zurückkommt, zeichnet regelmäßig Portraitstudien von ihr, lässt alles fallen, sobald sein Telefon klingelt, und sagt, man müsse ihr Zeit lassen. Sie werde kommen, eines Tages werde sie vor ihm stehen und sich entschieden haben, für ihn, da sei er sich sicher.
    Sie hatten ihn nach langem nächtlichem Suchen in einer Bar
unweit von Jaquelines alter Wohnung entdeckt, wo er einen Damenschal in den Händen knetete und Rotz und Wasser heulte. »Sie ist weg, einfach weg«, lallte er, als Paul und Marta seine Arme um ihre Schultern nahmen und ihn gemeinsam zu ihrer Wohnung schleppten. Es war das erste Mal, dass Marta vor einem betrunkenen Mann keine Angst gehabt hatte.

    Im Park jagt der Hund einer flügellahmen Elster hinterher, die sich als erstaunlich wendig erweist und kurz vor seiner Schnauze auf einen niedrigen Ast flattert. Yannis bleibt bellend unter dem Baum stehen, schnappt hektisch in die Luft. Eine Frau, die sich

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