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An Paris hat niemand gedacht

An Paris hat niemand gedacht

Titel: An Paris hat niemand gedacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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Schleim liegt auf ihren Stimmbändern, als sie zum Sprechen ansetzen will, sie räuspert sich, hustet rau und heftig.
    »Du solltest weniger rauchen.«
    »Ich überlege, ob ich Kontakt zu Marta aufnehmen sollte.«
    Sophia setzt sich neben Greta auf die Fensterbank, zieht ihre Knie zum Kinn. »Mach doch.«
    »Wie: mach doch?«

    »Was soll ich denn sonst sagen?«
    »Hast du es mal versucht?«
    »Nein.«
    »Warum eigentlich nicht?«
    Sophia lässt ihre Beine von der Fensterbank gleiten, fährt unwirsch mit der Hand durch die Luft.
    »Hör zu, Mama, wenn du dich um Marta bemühen möchtest, finde ich das in Ordnung. Meinen Segen – den du selbstverständlich nicht dazu benötigst – hast du, aber ansonsten möchte ich mich da raushalten. Marta ist gegangen, wollte nichts mehr von uns wissen, das habe ich zu respektieren. Ich laufe niemandem hinterher. Sie hat sich aus dem Staub gemacht und uns den ganzen Scheiß überlassen. Vielleicht musste sie das tun, was kümmert es mich, das ist ihre Sache. Ich kann mir mit dieser alten Geschichte keinen neuen Stress machen.«
    Fahrig greift sie sich ihren Rucksack, stopft Schlüssel, Kalender und einen Schnellhefter hinein, wirft ihn in Richtung Tür. Als sie sich Greta wieder zuwendet, verflüchtigt sich der Zorn langsam aus ihrem Gesicht, als würde der Sommerwind, der jetzt stärker hereinweht, sie milder stimmen.
    »Martas Telefonnummer kann ich dir geben, aber frag mich nicht, woher ich die habe.«
    Gretas Augen füllen sich mit Tränen. »Aber das Foto«, flüstert sie.
    »Hat keine Bedeutung!«
    »Es ist alles meine Schuld!«
    »Mama, das ist Blödsinn!«
    Sophias Stimme klingt erschrocken. Sanft legen sich ihre Hände auf Gretas Schultern. Während Greta sich die Nase putzt, breitet sich eine Mischung aus Unsicherheit und Ärger in Sophias Zügen aus. »Nicht weinen, bitte!«

    »Entschuldige, Kleines, ich höre schon auf.«
    Erleichtert rückt Sophia von Greta ab, versucht sich an einem aufmunternden Lächeln, das ihr nicht recht gelingen will.
    »Gut! Ist besser, wenn du das gelassen angehst.«
    »Sicher.«
    Sophia verlässt den Raum, kommt mit einem schräg vom Block abgerissenen Stück Papier zurück, faltet es zweimal und drückt es Greta in die Hand. »Hier.« Sie klopft ihr kurz auf den Oberarm, als gälte es, einen überspannten Vollblüter zu beruhigen.
    »Und du meinst, ich sollte es versuchen?«
    »Keine Ahnung, warum nicht? Aber pass auf dich auf, und lass dir nicht wehtun.«
    »Manchmal muss man sich Schmerz zufügen lassen …«
    Das verächtliche Schnauben formt Sophias Gesicht für eine Sekunde zur Fratze, vor der Greta beinahe zurückgewichen wäre.
    »Katharina hat mir dringend abgeraten.«
    »Ach, Kati, was weiß die schon. Ich durchschaue nicht, was für ein Spiel sie spielt. Ich will ihr nichts unterstellen … Wie gesagt: ich halte mich da raus. Tu einfach, was du für richtig hältst.«
    Greta nickt. »Rufst du mir ein Taxi?«
    »Ich bringe dich hin, um die Ecke ist ein Taxistand, der liegt auf meinem Weg.«
    Greta schließt sorgsam das Fenster, während Sophia ihre restlichen Sachen zusammensucht. Olivier hockt noch immer auf dem Küchentisch, weicht vor Gretas Hand zurück, als sie versucht, ihn im Vorübergehen zu streicheln.
    Sophia grinst.
    »Mach dir nichts draus, der leidet unter Stimmungsschwankungen, die jedem Hysteriker Ehre machen würden.«

    Greta fühlt sich ertappt, ärgert sich gleichzeitig darüber und sagt gequält: »So sind sie eben.«
    »Katzen oder Hysteriker?«
    »Beide.«
    Sie verlassen die Wohnung mit einem gemeinsamen Lachen. Immerhin, denkt Greta und fühlt nach dem Zettel in ihrer Handtasche.

    Zweieinhalb Tage später steigt sie müde die vier Stockwerke zu ihrer Wohnung hinauf, der Rollkoffer holpert von Stufe zu Stufe, unter der Achselhöhle klemmt ein Stapel Post, mit der Linken umklammert sie einen halbvollen Pappbecher mit dem fade schmeckenden Kaffee aus dem Coffeeshop im Nachbarhaus. Um an das vibrierende Handy in ihrer Jackentasche heranzukommen, bräuchte sie einen weiteren Arm. Beim nächsten Umzug, denkt Greta, wähle ich ein Haus mit Aufzug, man wird nicht jünger. Vor der Wohnungstür fischt sie umständlich nach dem Schlüsselbund, den sie im Außenfach ihrer Handtasche vermutet. Der Rollkoffer knallt gegen die Wand, Briefe und Wurfsendungen flattern zu Boden, ein heißer Schwall Milchkaffee läuft ihr in den Ärmel.
    »Scheiße!«
    Endlich findet sich der Schlüssel unter allerlei Kram. Mit dem Knie

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