An und für dich
Teenager-Alter, mit vielen hübschen Freundinnen. Eine von denen ist so richtig sexy und macht den Typen an, aber er geht natürlich nicht darauf ein. Da kriegst du jede Menge heiße Szenen rein, und auch noch eine Moral.«
Conor schüttelte den Kopf. »Zusammengefasst meinst du also, ich sollte das komplette Buch umschreiben.«
»Hey, jetzt sei nicht sauer. Hör mal, ich hab heute Nachmittag noch nichts vor, ich könnte dir beim Brainstormen helfen, oder ...«
Es klingelte an der Tür.
Greg zeigte auf sein Küchenhandtuch. »Ich kann gerade nicht. Gehst du?«
»Vierzig Euro bitte.« Der Pizzalieferant versuchte, hinter Conor in die Wohnung zu spähen. »Krasse Wohnung. Wohnt hier ein Promi?«
Conor gab ihm das Geld. »Ja.« Er war wütend, dass er wieder mal für Gregs Pizzabestellung bezahlen musste. Er würde sie ihm nicht auch noch servieren. Er machte einen Schritt zurück, winkte den Pizzaboten herein und zeigte auf die Küche. »Colin Farrell. Er ist gerade nicht da, kommt aber gleich wieder. Willst du kurz warten?«
Conors Finger flogen über die Tastatur. Immer, wenn er langsamer zu werden drohte, stellte er sich das Grinsen von Wayne Cross vor, oder den eingebildeten Ausdruck auf Gregs Gesicht, als er gesagt hatte, es wäre sein Arbeitszimmer, oder wie Jess neuerdings zusammenzuckte, wenn er sie berührte. Er war seit Wochen unglücklich, aber jetzt war er auch noch wütend. Und diese Wut trieb seine Geschichte voran. Er schrieb sich diese Wut von der Seele. Er arbeitete drei Stunden am Stück und schloss eine wichtige Szene zwischen dem Protagonisten und seiner Exfrau ab. Dann verbrachte er eine weitere Stunde damit, die Szenen, die zum Höhepunkt des Buches führten, in eine neue Reihenfolge zu bringen. Als er fertig war, lehnte er sich zurück und ließ die Welt wieder zu sich herein. Lautes, blechernes Gebrabbel aus dem Fernseher. Der Geruch von gebackener Ananas und Gras. Die Stimme des Pizzajungen, der noch immer nicht gegangen war und Greg vom Badezimmer aus, wo er geräuschvoll pinkelte, zurief:
»Hey, Mann, wann kommt denn Colin nun endlich?«
Jess saß auf der Treppe und war dabei, ein Paar Hasenohren auf ein Dreieck aus rosa Kunstfell zu kleben, das eigentlich wie ein Hasenkopf aussehen sollte. Die Zwillinge hatten demnächst Kostümtag in der Ferienbetreuung. Lizzie ging als Engel. Luke ging als Hase, und es musste unbedingt ein pinkfarbener sein.
»Normalerweise sind Hasen aber eher braun oder grau«, hatte Jess gesagt.
»Ich bin halt ein besonderer Hase«, hatte Luke daraufhin verkündet, »und ich heiße Daisy.«
»Na, da hast du ja schon einen 1- A – Künstlernamen für später!«, hatte Conor gesagt.
Er hatte gut lachen. Er musste ja auch keinen Augenfleck basteln, ein Rüschenhemd zurechtschneiden oder auf der Suche nach einem Paar Hasenohren in einen Sexshop gehen.
»Die sind nicht für mich«, hatte sie zu der Verkäuferin gesagt.
»Natürlich nicht.« Die Frau lächelte ihr verschwörerisch zu. »Wir hätten da auch noch ein Paar hübsche, schwarze Shorts mit abnehmbarem Schwänzchen, falls Sie Interesse haben.«
Sie sah sich um. Überall verliebte und kichernde Pärchen, die die Vibratoren und Krankenschwesterkittel aus Gummi durchstöberten. Warum waren denn nur alle so wahnsinnig besessen von Sex? Conor und sie hatten letzte Nacht endlich ihre dreiwöchige Abstinenz beendet. Und es war, na ja, okay gewesen. Sie biss sich auf die Lippe. Nein. Das stimmte nicht. Es war furchtbar gewesen. So langsam verstand sie diesen ganzen New-Age-Schwachsinn, dass Sex wie die Fortführung eines Gesprächs sein sollte. Conor und sie hatten sich dieser Tage nicht mehr viel zu sagen, egal ob im Bett oder anderswo.
Das Telefon klingelte. Sie griff mit einer klebrigen Hand danach und drückte mit der anderen die Ohren auf dem Kunstfell fest.
»Ich bin’s!« Es war Saffy. Saffy, die mit einer fröhlich-quietschigen Stimme sprach, als ob damit wieder alles in Ordnung wäre.
»Ach, hallo«, antwortete Jess kühl.
»Jetzt sei nicht so. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir nichts von Joe erzählt habe. Tut mir leid, dass du so von ihm erfahren hast. Ich wollte es dir ja erzählen, aber ich dachte, du hast bestimmt was dagegen.«
»Da hast du recht, hab ich auch.« Jess hob die Hand, um zu sehen, ob die Hasenohren schon festklebten. Taten sie. An ihrem Finger. »Aber hey, denk nicht weiter drüber nach. Lass dich von mir nicht davon abhalten, mit einem verheirateten Mann
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