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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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hatten sie ein Drehbuch zusammengestellt, das so gut wie dem entsprach, das Ant und Vicky zu Anfang präsentiert hatten. Saffy schrieb den beiden sofort von ihrem Blackberry aus eine E-Mail. Dem Poster, das an Ants Tür hing, als sie zurück in die Agentur kam, war zu entnehmen, dass er überglücklich war. Und es sah aus, als hätte er ihr verziehen, auf seine Weise eben.
    Auf dem Poster stand: Ich nehm’s zurück. Ich hasse dich doch nicht!
    Sie ging hinein. Vicky saß an ihrem Schreibtisch, den Kopf in den Händen. Saffys erster Gedanke war, dass Dermot es sich doch wieder anders überlegt hatte. Hätte sie sich ja auch denken können, das Meeting war zu gut gelaufen, um wahr zu sein.
    »Was ist denn los?«
    Vicky wischte sich mit dem Ärmel ihres schwarzen Chiffonkleids über die Augen. »Josh ist zu seiner Exfrau zurückgegangen«, sagte sie. »Er ist gestern Abend ausgezogen.«
    »Ach Gott! Das tut mir so leid.«
    Vickys Mascara war verlaufen, und sie hatte Ringe um die Augen wie ein Panda. »Ich hab dir nichts davon erzählt, aber er hat sich seit einer ganzen Weile Geld von mir geliehen. Fast zehntausend Euro. Und jetzt habe ich herausgefunden, dass er damit seiner Exfrau eine Brust-OP und der kleinen Lindsay ein Pony bezahlt hat.«
    Tränen liefen ihr die Wange hinunter.
    »Ich dachte, wir würden irgendwann heiraten. Ich dachte, wir würden ein Baby zusammen haben. Ich bin fast vierzig, Saffy. Wenn ich noch mal jemand Neues kennenlerne, falls ich jemals jemand Neues kennenlerne, bin ich zu alt für Kinder.«
    Saffy fuhr vor dem Wohltätigkeitsladen in der Camden Street vor. Die Tüten heimlich selbst aus dem Garten ihrer Mutter abzuholen, war schnell gegangen, aber auf dem Weg zurück von der Müllhalde war sie in einen dicken Stau geraten. Sie würde schon zehn Minuten zu spät zu ihrem Treffen mit Jess kommen. Sie öffnete den Kofferraum, holte die letzten zwei Tüten heraus und zerrte eine der beiden zur Ladentür. Dann rannte sie zurück zu ihrem Auto, um auch die zweite zu holen.
    Eine Frau lief ihr aus dem Geschäft entgegen. »Tut mir leid, aber wir nehmen keine persönlichen Gegenstände an.« Sie zeigte auf ein handgeschriebenes Schild im Schaufenster.
    Unter einem lächelnden Smiley stand:
    WIR NEHMEN KLEIDUNG AN.
    Unter einem traurigen Smiley stand:
    WIR NEHMEN KEINE BÜCHER, BRIEFE, FOTO’S, CD’S ETC. AN.
    Wieso waren Wohltätigkeitsläden immer so schlecht in Rechtschreibung?, überlegte Saffy. Gaben die Leute hier auch ihre gebrauchten Deppen-Apostrophe ab?
    »Das ist doch Kleidung!« Sie öffnete eine der Tüten. Sie war voller Papiere. »Scheiße!« Anscheinend hatte sie aus Versehen die alten Kleider zur Müllhalde gebracht und die Mülltüten hierher.
    Die Frau zuckte zusammen. »Wie bitte?«
    »Entschuldigung, ich wollte nicht … sorry.«
    Die Frau drehte sich um und ging wieder in den Laden. »Also wirklich«, sagte sie zu einem Mann, der in einem Karton mit Taschenbüchern wühlte, »manche Leute …«
    Als Saffy die zweite Tüte zurück in den Kofferraum hob, blieb diese mit einer Ecke am Nummernschild hängen und riss auf. Ein Stapel alter Kontoauszüge, Briefe und Karten fiel heraus. Sie sammelte sie wieder ein und warf sie ins Auto. Da entdeckte sie ihren Namen auf einem der Briefe.
    Anstelle einer Adresse war ein Postfach angegeben, aber es war ihr Name, der dort ordentlich in blauer Tinte stand. Sadbh Martin. Niemand nannte sie »Sadbh« außer Jill, aber es war nicht ihre Handschrift. Auf der Rückseite stand ein Absender. Der Brief war aus Swansea. Saffy überlegte. Sie kannte niemanden in Wales. Sie sah hinunter auf den Stapel auf dem Boden und bemerkte, dass sie auf einer Postkarte stand, auf der ein niedliches Entenküken zu sehen war. Sie hob die Karte auf und drehte sie um. Wieder stand ihr Name drauf und dieselbe Postfachadresse, und es war auch dieselbe Handschrift.
    13. Oktober 1976
    Hallo, mein Schatz!
    Weißt du noch, wie wir immer zusammen die Enten am Teich in St Stephen’s Green gefüttert haben? Die Kleine hier drauf hat mich an die erinnert, die du am meisten mochtest. Herzlichen
    Glückwunsch zu deinem dritten Geburtstag!
    Alles Liebe
    Dad
27
    Dad.
    Das Wort versetzte Saffy einen Schlag in die Kniekehlen, und sie musste sich an ihr Auto lehnen, um nicht umzufallen. Sie musste dabei ein Geräusch gemacht haben, denn der Mann, der die Taschenbücher durchstöbert hatte, kam auf sie zu.
    »Geht es Ihnen gut? Möchten Sie sich kurz bei uns im Laden

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