An und für dich
auftauchte, als Gott. Und hatte sie nicht auch dieses Lied über Gott gesungen? Greg versuchte, sich an den Text zu erinnern.
»Das nächste Problem ist Roisin«, fuhr Lauren fort. »Sie hat gedroht, dich zu verklagen, weil du sie am Arbeitsplatz geoutet hast. Wenn das die Presse mitbekommt, kannst du dir gleich mal einen Bart wachsen lassen und dir ein Kreuz besorgen, Greg. Da werden sie dich nämlich drannageln. Ich will, dass du morgen früh vor ihr niederkniest, wenn sie an den Set kommt. Und ich will, dass du ihr in den Arsch kriechst, als wäre sie Kylie Minogue in diesen winzigen goldenen Shorts, verdammt noch mal! Ist das klar? Und ruf ja nicht noch mal GOD an, sonst ...«
»Wie geht noch mal dieses Lied über Gott?«, unterbrach Greg sie. »Wo er im Bus sitzt und ...«
»Keine Ahnung, aber …«
Laurens Stimme ging im Gesang unter, denn Tanya stimmte das Lied an. Sie hatte von dem Eiswürfel eine etwas feuchte Aussprache, und ihre Stimme war nicht toll, aber Greg bekam vom Zuhören von oben bis unten Gänsehaut. Lauren sollte dieses Mädchen unter Vertrag nehmen. Sie könnten ein Duett zusammen aufnehmen. Wie Robbie Williams und Nicole Kidman. Nur viel besser.
»Greg?«, fragte seine Agentin, »Greg! Jetzt hör mir doch mal zu!«
»Schhh! Du musst zuhören.« Greg wartete, bis Tanya zum Refrain kam, dann stimmte er mit ein.
10
Der Taxifahrer hatte die Heizung voll aufgedreht und die Fenster heruntergelassen. Eisiger Wind wehte Saffy ins Gesicht, während ihre nackten Beine ekelhaft heiß an dem Kunstledersitz klebten. Sie hatte ihren Mantel nicht finden können, als sie sich im Flur von Dougs Wohnung anzog. Der Mantel war jedoch nicht das Einzige, was ihr fehlte.
Ihr fehlten auch die letzten sieben Stunden. Eben hatte sie sich noch auf das rote Samtsofa gesetzt, während Doug etwas von Gicht und Fisteln erzählte. Im nächsten Moment war sie nackt in seinem Bett aufgewacht, trug noch ihre Kontaktlinsen, und hatte seinen breiten, gebräunten Rücken vor sich. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was in der Zwischenzeit passiert war.
Ihr Kopf schmerzte und Übelkeit breitete sich aus, als sie versuchte, es auszurechnen. Sieben Stunden. Das waren vierhundertzwanzig Minuten. Das waren ... sie kramte nach ihrem Handy, um vierhundertzwanzig mit sechzig zu multiplizieren. Der Akku war leer. Sie brauchte aber keinen Taschenrechner, um zu wissen, dass es Tausende und Abertausende von Sekunden waren. Sie biss sich auf die Fingerknöchel. Alles konnte passiert sein. Alles. Der Einzige, der es ihr genau sagen konnte, war Doug. Und der war der Letzte, den sie fragen wollte.
Die Präsentation für das White-Feather-Projekt hatte ein Erlebnis werden sollen, das Dermot der Nervöse nie vergessen würde. Er sollte zum Frühstücksmeeting zu Komodo kommen und dort von Marsh gekidnappt und in einer Limousine zu einem Feld in Wicklow gebracht werden. Nachdem Saffy ihm die Idee des »Beschützers mit Flügeln« gepitcht hätte, würde er zusammen mit einem als White-Feather-Engel verkleideten Model eine Fahrt in einem Heißluftballon antreten, an dem das White-Feather-Logo und der neue Slogan angebracht waren: Engel sind überall .
Es war Saffys Idee gewesen, und sie war überzeugt davon gewesen. Da hatte sie allerdings auch noch nicht gewusst, dass sie fast eine ganze Stunde zu spät, völlig verkatert, ohne Jacke und in unpassenden Schuhen dort auftauchen würde.
Vicky, Dermot der Nervöse, Marsh und der Fotograf standen im Nieselregen neben der Limousine und tranken Champagner aus Pappbechern. Saffy stakste quer über das Feld zwischen den Kuhfladen auf sie zu, während ihre High Heels immer wieder in den matschigen Boden einsanken. Marsh, die praktischerweise Pradaschuhe mit Keilabsätzen aus Kork trug, kam ihr entgegen.
»Wo zum Teufel kommst du denn jetzt her?« Sie gab Saffy einen Kuss auf die Wange, was jedoch lediglich ein gutes Bild für Dermot den Nervösen abgeben sollte und ziemlich wehtat. »Du riechst wie ein Penner und siehst komplett scheiße aus. Ich versuche dich seit Viertel nach sechs anzurufen. Wieso bist du nicht rangegangen?«
Sie nahm Saffy beim Arm und marschierte mit ihr zurück zur Limousine. Sie lächelte, aber ihre Stimme klang schneidend.
»Ich habe Dermot erzählt, dein Vater hätte einen Herzinfarkt gehabt, damit er nicht gleich wieder abhaut.«
Zu ihrer Überraschung füllten sich Saffys Augen mit Tränen, als ob wahr werden könnte, was Marsh gerade gesagt hatte.
»Aber mein
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