An und für dich
…« Saffy trug keine Jacke. Und noch vor einer Minute war ihr deshalb unglaublich kalt gewesen. Jetzt merkte sie deutlich, wie ihr heiß wurde. »Ihre … Sie wissen schon, Ihre Lenden zu bedecken«, sagte sie leise.
Sein Lächeln wurde breiter. »Meine Lenden?«
»Sechshundert Euro. Das ist mein letztes Angebot. Das sind immerhin dreißig Euro pro Minute!«
»Zwanzig Euro, um genau zu sein. Ich kann es aber leider trotzdem nicht machen.« Er wandte sich ab.
»Bitte!« Sie hielt ihn am Ärmel fest. »Sie sind perfekt. Für den Job, meine ich.«
»Also, na ja«, er klang ein klein wenig amerikanisch, »das ist wirklich sehr schmeichelhaft. Ich würde Ihnen auch gern helfen, Sally, aber es geht nun mal nicht.«
Am liebsten hätte sie ihm eine runtergehauen, aber ihre Absätze waren komplett im Matsch eingesunken, und sie wäre gar nicht an sein Gesicht herangekommen. Bevor sie es versuchen konnte, kam Vicky angerannt.
»Saffy! Wir können starten. Patsy sagt, er fliegt mit Dermot dem Nervösen im Ballon, wenn du dabei bist anstelle von Marsh. Er hält dich für so eine Art New-Age-Therapeutin.«
Saffy wandte sich an Joe. »Also, na ja«, sagte sie mit übertrieben amerikanischem Akzent, »dann brauche ich Sie wohl doch nicht!«
»Außer, um den Ballon zu fahren«, antwortete er. »Ich bin nämlich der Pilot.«
Der Gasbrenner über ihnen dröhnte los, und der Ballon füllte sich langsam. Der Gasgeruch stieg Saffy in die Nase. Ihr Magen schlug ein paar Saltos. Mit Dermot dem Nervösen, dem Piloten, Patsy und Patsys Flügeln schien der knarrende Korb komplett überfüllt.
»Ich kann das nicht«, jammerte Saffy. »Bitte, ich will hier raus.«
Durch das Dröhnen des Brenners hörte sie jedoch niemand, und dann war es auch schon zu spät. Es fühlte sich an, als würde nicht der Ballon aufsteigen, sondern die Erde unter ihnen wegschwimmen.
Dermot der Nervöse sah überhaupt nicht mehr nervös, sondern rundum glücklich aus. »Wieso steigen wir auf?«, rief er. »Ich spüre gar keinen Wind!«
»Den spürt man nicht, weil wir uns mit ihm bewegen«, antwortete der Pilot und betätigte den Brenner.
Dermot der Nervöse beugte sich furchtlos über den Rand des Korbes. »Ich bin schon mal in einem Hubschrauber mitgeflogen, aber das hier ist etwas völlig anderes. Wie im Traum, oder?«
»Ein beschissener Albtraum!« Patsy rupfte sich Federn aus und warf sie aus dem Korb, während er vor sich hin murmelte. »Ich bin bei Mama auf der Veranda. Bei Mama auf der Veranda …«
Saffys Mund, der den ganzen Morgen über völlig ausgetrocknet gewesen war, füllte sich schlagartig mit Speichel. Ihr Nacken prickelte. Sie krallte die Hände in den Korbrand und schloss die Augen.
Sie merkte, wie ihr jemand den Arm um die Schultern legte, und eine Stimme sagte ihr ins Ohr:
»Sally! Machen Sie die Augen auf und konzentrieren Sie sich auf den Horizont.« Es war der Pilot. »Sonst wird Ihnen noch …«
Sie schlug die Augen auf, schaffte es aber nicht, auf den Horizont zu sehen. Stattdessen starrte sie auf seine gelben Gummistiefel.
»… schlecht.«
Greg lag nackt in der Badewanne. Sie war leer, aber er bekam diese ganzen komplizierten Vorgänge mit den Hähnen und dem Wasser nicht hin. Er war zu beschäftigt mit Sterben.
»Klopf-klopf!« Tanya schlurfte herein, nackt bis auf die roten Schuhe. Sie gähnte, gab ihm einen übel riechenden Kuss auf den Mund, setzte sich auf die Toilette und pinkelte geräuschvoll. »Hast du schon wieder so Kopfschmerzen? Du bist voll blass. Soll ich dich schnell schminken, bevor du ins Studio fährst?«
»Chfahrdanichhin.« Greg konnte nicht in ganzen Wörtern sprechen. Jedenfalls nicht in welchen, die er kannte. Er versuchte die Silben, die ihm in den Kopf kamen, in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen. »Sssumstudio.«
»Du musst aber. Du musst Roisin in den Arsch kriechen. Hat deine Agentin gesagt, erinnerst du dich? Und du musst da auch hin, damit sie Mac nicht umbringen.«
Er versuchte, den Kopf zu schütteln, aber das tat zu weh. Es tat wirklich unglaublich weh. »Diekönnihnnichumbring.«
»Bist du sicher?« Tanya wischte sich ab und stand auf. Sie ging ans Waschbecken, wusch sich jedoch nicht die Hände. Stattdessen öffnete sie einen Tiegel von Gregs Crème de la Mer und tupfte sie sich unter die Augen.
»Ich habe nämlich gelesen, dass Serienfiguren dreimal so oft einen gewaltsamen Tod sterben wie echte Menschen.«
»Wenndieihnumbring, gehndiequotninnkeller.«
Tanya beugte sich
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