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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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immer wieder. »Ich will ihn nicht verlieren! Bitte, versuchen Sie es!«
    Er trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. Dermot der Nervöse rief: »Das war’s!«, und Patsy, der White-Feather-Engel, sah auf die Uhr und sagte: »Todeszeitpunkt zwanzig Uhr.«
    Als sie aufwachte, war ihr Gesicht tränennass. » Todesursache: Versuch der entfremdeten Tochter, einen Werbeauftrag an Land zu ziehen .« Sie hatte in den letzten Wochen reichlich Mist gebaut, aber sie brauchte keinen Traum, um zu wissen, was das Schlimmste gewesen war: Dermot den Nervösen anzulügen und zu behaupten, ihr Vater läge im Sterben.
    Sie konnte nicht wieder einschlafen. Sie lag da, starrte den riesenhaften Schatten des Kronleuchters an und dachte darüber nach, was sie in letzter Zeit verloren hatte. Sie hatte in aller Öffentlichkeit die Beherrschung verloren. Sie hatte Greg verloren. Sie hatte ihre Selbstachtung verloren und die Wohnung zu einer Müllhalde verkommen lassen. Sie hatte ihre Jacke und sieben Stunden ihres Lebens in Dougs Wohnung verloren. Sie hatte fast ihren Job verloren, auf dem Feld da draußen in Wicklow. In dem Ballon hatte sie dann auch noch ihre Würde verloren. Nicht zuletzt hatte sie das dünne Band, das sie mit ihrem Vater verband, zerrissen.
    Irgendetwas scharrte wieder mal in der Küche. Wahrscheinlich eine Ratte, und das geschah ihr recht. Sie musste ihre Wohnung aufräumen, und sie musste ihr Leben aufräumen. Es wurde Zeit.
    Saffy packte Gregs Schuhe ein, Gucci, Nike, Chucks, seine Armani-Lederjacke, die Anzüge von Dior und Paul Smith, die Prada-Hemden, die Calvin-Klein-Unterwäsche, die G-Star-Shirts, die Diesel-Jeans. Sie räumte seine Police-Sonnenbrille weg, das Creed-Aftershave und die Erno-Lazlo-Pflegeserie, seinen Pass, seinen Nagelknipser, seine Zahnseide, sein Memoryschaum-Kissen, seine Zahnschiene.
    Am schwersten war es, die gerahmten Fotos wegzuräumen. Sie kämpfte mit den Tränen, während sie die Bilder in Handtücher einwickelte. Sie packte seine Videos, seine Schauspielbücher und seine umfangreiche DVD – Sammlung in Kartons. Sie zog den Stecker der X box und der Play Station und wickelte sie in Luftpolsterfolie. Sie holte die Gipsfigur eines weiblichen Hinterns aus dem Bad, die er gekauft hatte. Es war ein sehr hübscher Po. Viel hübscher als ihrer, es würde eine Erleichterung sein, endlich ohne Konkurrenzgefühl pinkeln zu können.
    Sie schleppte alle Kartons und Taschen ins Arbeitszimmer. Dann nahm sie sich ihre eigenen Sachen vor und machte Stapel für die Waschmaschine und die Reinigung. Sie zog das Bett ab, sortierte die Wäsche und stellte die erste Maschine an. Sie saugte Staub, wischte und schrubbte, und als sie fertig war, hätte man wieder vom Küchenfußboden essen können. Nur, dass sie nichts zu essen dahatte. Im Kühlschrank fand sie noch alte Pizzareste und im Regal eine Packung Jaffa-Kekse, aber das warf sie alles in den Müll. Damit war sie fertig.
    Sie setzte sich an den Tisch und ging den Stapel ungeöffneter Briefe durch, die sich angesammelt hatten. Die letzte Kreditkartenabrechnung war dabei. Greg hatte in den vergangenen Wochen fast fünfzehntausend Euro ausgegeben. Die Auflistung seiner Ausgaben war wie eine detaillierte Beschreibung seines Lebens ohne sie.
    Sie hob alles von ihrem Sparkonto ab und kündigte die Kreditkarte. Er konnte ihr das Geld zurückzahlen, wenn sie die Wohnung verkauft hatten. Oder auch nicht. Es war ihr egal. Seine Sache. Sie musste sich jetzt um sich selbst kümmern.
    Sie fuhr zum Supermarkt und kaufte zum ersten Mal seit Wochen wieder richtig ein, kam nach Hause, kochte sich einen toskanischen Bohneneintopf, gönnte ihren Haaren eine Pflegekur, setzte sich eine alte Plastiktüte auf, um die Kur einwirken zu lassen, und trug eine Gesichtsmaske auf. Dann setzte sie auch noch die Bleichschienen auf die Zähne und kramte ihre Yogamatte hervor. Sie war gerade in der Position Hund , als das Telefon klingelte.
    »Ja?«, sagte sie. Sie klang sehr undeutlich wegen der Schienen.
    »Hey, Süße.« Es war ein Mann, und er hatte einen australischen Akzent.
    »Ef tut mit leid«, sie versuchte, wie eine Bandansage zu klingen, »aber if kann Ihren Anruf leider im Moment nift entgegennehmen. Bitte hinterlaffen Fie Ihren Namen und Ihre Telefonnummer nach dem Fignalton.« Sie legte auf.
    Das Telefon klingelte wieder. Doug liebte Herausforderungen. Wenn sie ihn jetzt nicht ein für alle Mal loswurde, würde er sie nie in Ruhe lassen. Sie entfernte die

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