An und für dich
Gesicht aus. »Wirklich? Wie toll!« Er sprang auf und schüttelte Greg so kräftig die Hand, dass der Angst bekam, einen bleibenden Schaden davonzutragen. Dann setzte er sich wieder. Er lächelte immer noch, aber es sah jetzt aus, als würde er gleich anfangen zu weinen.
»Mann, Gleeson! Jetzt bin ich wirklich ein bisschen gerührt. Ich habe mir die letzten Wochen ernsthaft Sorgen um euch gemacht. Hatte schon Angst, dass du den Quatsch glaubst, den dir deine Agentin über Hollywood erzählt hat. Wieso hast du deine Meinung geändert?«
Greg war nach den letzten Tagen so fertig, dass er Conor fast die Wahrheit gesagt hätte. Dass sich sein Leben, seitdem Saffy aus dem 365 gestürmt war, so anfühlte, als hätte es jemand in einen Mixer gesteckt und auf »Turbo« gedrückt. Er wollte sie zurück. Er wollte, dass alles wieder so war wie vor dem Valentinstag. Wenn er sie dazu heiraten musste, dann würde er das eben tun.
Er schaffte es jedoch, unbeteiligt mit den Schultern zu zucken. »Scheiß auf Lauren. Man muss halt Prioritäten setzen. Ist doch keine große Sache. Wenn es Saffy glücklich macht, bin ich dabei.«
»Wann fragst du sie denn?«
»Morgen. Aber ich habe da ein kleines Problem. Meine Kreditkarte ist überzogen. Ich bekomme noch zwei Monate Gage von The Station , aber das werden die mir sicher so bald nicht auszahlen. Ich bin echt pleite. Meine ganzen Ersparnisse sind vor ein paar Monaten für den Benz draufgegangen.«
Der SLK , dachte Conor, den Greg so gut wie nie fuhr. Er stand seit Monaten in der Tiefgarage unter Gregs Wohnblock, weil er Angst hatte, auf der Straße könnte ihn jemand im Vorbeigehen zerkratzen.
»Also.« Greg rieb sich die Augen. Er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. »Du musst mir das Geld für den Ring vorstrecken.«
Conor lachte.
»Was ist daran so lustig?« Greg sah ihn prüfend an.
»Wie du vielleicht weißt, habe ich kein Geld.«
»Aber ihr habt doch eine Kreditkarte, oder?«
Sie besaßen tatsächlich eine. Jess nannte sie ihre »Krisenkarte«. Sie kam nur zum Einsatz, wenn es wirklich dringend war. Wie damals, als er völlig überraschend eine Wurzelbehandlung gebraucht hatte. Oder als sie Weihnachten eine neue Waschmaschine kaufen mussten, weil Luke versucht hatte, in der alten den Truthahn zu waschen.
»Die ist nur für Notfälle, Greg.«
»Das ist ein Notfall.«
»Ich weiß nicht, ob Jess das auch so sieht.«
»Du brauchst es ihr ja nicht zu erzählen.«
Conor schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich würde dir gern helfen. Aber das kann ich nicht machen.«
Greg starrte ihn böse an. »Nicht zu fassen, dass du mich zwingst, mit der alten Geschichte anzufangen … Ich habe dir vor ein paar Jahren mit fünftausend ausgeholfen, als ihr in Schwierigkeiten wart.«
Conor wurde rot. »Ich wollte es dir zurückzahlen, aber du hast mich nicht gelassen. Du hast gesagt …«
»… dass ich es nicht zurückwill, ja. Das habe ich auch so gemeint. Meine ich immer noch so. Ich will mir ja nur ein paar Tausend von dir borgen, und auch nur für zwei Wochen oder so. Ich gebe es dir wieder, bevor der nächste Kontoauszug kommt. Pfadfinderehrenwort.«
»Ich denke, du bist pleite.«
»Bin ich auch. Ich verkaufe den Benz.« Dieser Gedanke war Greg eben erst gekommen, aber er war genial. Er war wirklich pleite. Er hatte bei The Station jeden Monat fünfzehntausend verdient und keine Ahnung, wo das alles hin war.
»Ich habe schon bei dem Händler angerufen, bei dem ich ihn gekauft habe«, log er. »Die geben mir nur vierzigtausend dafür, diese Halsabschneider. Aber ich bekomme das Geld nicht, bevor sie das Auto nicht auf dem Hof haben, und ich muss den Ring heute kaufen.«
»Heute noch? Das verstehe ich nicht.«
»Was gibt es denn an dem Wort ›heute‹ nicht zu verstehen, verdammte Scheiße?!« Gregs tiefe Stimme war plötzlich eine halbe Oktave höher und zitterte, wie Conor es noch nie erlebt hatte.
Saffy träumte von ihrem Vater. Natürlich nicht von ihrem echten Vater, sie hatte schließlich keine Ahnung, wie er überhaupt aussah. Im Traum war er nur eine Gestalt mit einem verschwommenen Gesicht, die auf einer Trage angeschnallt in einem Krankenhaus lag. Sie wusste jedoch, dass es ihr Vater war, und sie wusste auch, dass er einen Herzinfarkt gehabt hatte und gestorben war.
Joe, der Ballonpilot, versuchte, ihn mit diesem Gerät wiederzubeleben, das sie immer bei Grey’s Anatomy benutzen, aber es half nichts. »Versuchen Sie es weiter«, sagte Saffy
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