An und für dich
Hochzeit haben.«
Jess schluckte. Fünfzig. Tausend. Euro. Das war pervers. Das war die Miete für fünf Jahre. Greg und Saffy hatten jedes Maß verloren. Wieso war sie die Einzige, die das so sah? Wenn sie mit Conor darüber sprach, zuckte der nur mit den Schultern.
Seit diesem Brief von der Agentur in London war Conor ganz komisch, nervös und distanziert. Sie hatte ihn mit einer Assistentin der Agentur telefonieren hören, da hatte er geklungen wie ein Fremder.
Er hatte zugesagt, ein weiteres großes Stück seines Buchs zu schreiben. Sie wollte ihn nicht entmutigen, aber es gab überhaupt keine Garantie, dass sie ihn nehmen würden. Möglicherweise tat er das alles umsonst. Und er tat es zu jeder Tages- und Nachtzeit, was bedeutete, dass sie ihn kaum noch sah.
Sie hatten schon seit fast einer Woche keinen Sex mehr gehabt. Und gestern Abend hatte er sie gefragt, ob er seinen Schreibtisch nicht ins Schlafzimmer räumen könnte. Im Flur könne er sich so schlecht konzentrieren, weil alles so eng war und die Zwillinge dort Snap spielten und ihn störten.
»Luke und Lizzie stören dich?«, hatte sie gefragt. »Sorry, aber … wer sind Sie? Und was haben Sie mit meinem Conor gemacht?«
Er hatte anscheinend eingesehen, wie lächerlich das klang, denn er ließ das Thema fallen und arbeitete weiterhin im Flur.
Saffy kam in einem Kleid von Catherine Walker aus der Kabine. »Und?«
Einen ganz kurzen, schlimmen Julia-Roberts-Romantikkomödien-Moment lang dachte Jess, sie würde gleich anfangen zu weinen. Das Kleid bestand nur aus einer langen, asymmetrisch geschnittenen Bahn schimmernder Seide, aber es umspielte Saffys Hüften, ihre schmale Taille und brachte fantastisch ihre rosigen Wangen und die grünen Augen zur Geltung. Sie sah blass und zart und wunderschön aus.
»Dreh dich mal um.« Saffy drehte sich und Jess löste ihren Pferdeschwanz, sodass Saffys Haare in einer sanften Welle auf ihre nackten Schultern fielen.
»Du weißt, wie sehr ich diesen ganzen Hochzeitsquatsch hasse«, sagte Jess. »Aber das ist dein Kleid.«
Saffy betrachtete sich im Spiegel. »Aber man sucht sich doch sein Hochzeitskleid nicht in einer Dreiviertelstunde aus, oder? Bringt das nicht Unglück oder so?«
»Nicht, wenn man die nächste Dreiviertelstunde mit einem Lachssandwich und einem Glas Guinness im Neary’s verbringt.«
»Schleier?«, fragte Saffy.
»Bist du eine siebzehnjährige italienische Jungfrau?«, fragte Jess zurück.
Saffy lachte. »Also kein Schleier. Aber wir brauchen noch ein Brautjungfernkleid für dich.«
Vor diesem Moment hatte sich Jess gefürchtet. »Bitte, tu mir das nicht an, Saffy. Greg hat Conor schon ganz scheußliche Outfits für Luke und Lizzie gegeben. Zwing mich nicht in irgendwelche pfirsichfarbenen Taftklamotten. Bitte.«
»Okay. Aber du musst mir versprechen, dass du ein richtiges Kleid trägst und Schuhe mit Absätzen, und dass du sie nicht beim Discounter kaufst, und dass du sie mich bezahlen lässt.«
»Versprochen.«
»Und dass du dir die Haare machen und dich schminken lässt …«
Jess schob sie zurück in die Umkleidekabine. »Treib’s nicht zu weit.«
»Meine Freundin würde das Kleid gern mitnehmen«, sagte sie zu der jungen Frau an der Kasse. Das Mädchen strich sich die Extensions hinters Ohr und klimperte mit ihren falschen Wimpern. »Sie meinen, sie würde es gern bestellen.«
»Nein, ich meine, sie würde es gern mitnehmen.«
»Das ist nur ein Modell. Es ist unverkäuflich, das müssen wir bestellen.« Sie klapperte mit ihren Kunstnägeln auf dem Glastisch.
»Wie lange dauert das denn, wenn wir es jetzt bestellen?«
»Drei Monate. Mindestens.« Sie versuchte, ihr das Kleid abzunehmen, aber Jess ließ nicht los. Sie würde diese Brautkleiderhölle jetzt verlassen, und das Kleid kam mit.
»Sie braucht es in drei Wochen «, sagte Jess.
»Tja, tut mir leid.« Das Mädchen zuckte mit den Achseln. »Wir brauchen es leider auch. Wir können ja keine Bestellungen entgegennehmen, ohne ein Modell davon im Laden zu haben.«
»Können Sie nicht mal eine Ausnahme machen?«
»Leider nein.«
»Nicht einmal, wenn die Braut Mrs. Greg Gleeson ist?«
»Ich habe keine Zeit für ausgedehntes Schuh-Shoppen. Ich bestelle mir einfach ein Paar Flipflops von Gina im Internet.« Saffy versuchte, ein Taxi heranzuwinken. »Da weiß ich, dass sie passen, und dann bin ich auf jeden Fall nicht größer als Greg ... oh nein! Nein! Nein! Nein!«
Sie drückte Jess das Kleid in die Hand und stürmte
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