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An und für dich

An und für dich

Titel: An und für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Griffin
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eine Karte« ausspuckte.
    Er musste diese Version noch einmal Korrektur lesen. Das würde er in den Schulpausen erledigen, heute Abend spät die Korrekturen eingeben und das Ganze dann morgen früh an Becky Kemps Assistentin mailen. Aber es war erst einmal fertig. Trotz Gregs und Saffys katastrophaler Hochzeit, Jess’ Reserviertheit und der Abgründe seiner eigenen Selbstzweifel hatte er es geschafft.
    Er hatte die Nacht durchgemacht und war jetzt zu aufgekratzt, um ins Bett zu gehen. Er hätte den Moment gern gefeiert, aber Jess und die Zwillinge schliefen tief und fest, und es war viel zu früh, um sie zu wecken. Er streifte sich einen Pullover über, zog seine Turnschuhe an und schlich sich aus dem Haus auf die stille Straße. Es war noch nicht richtig hell, und es waren nur wenige Autos unterwegs. Er ging zum Strand hinunter und spazierte dort eine Weile entlang, ließ die Arme frei schwingen, um seine verspannten Schultern etwas zu entlasten nach dieser Nacht am Computer.
    Es würde ein schöner Tag werden. Über Howth schwebte eine kleine, weiße Wolke, die genauso geformt war wie Howth. Der Himmel hellte sich auf, und der graue Rauch aus den gestreiften Schornsteinen des Pigeon House wurde golden.
    Er ging hinüber zum Martello Tower und wanderte die Strand Road entlang zurück. An der Tankstelle fiel ihm ein, wie er das Ereignis würdig feiern konnte.
    »Ich hätte gern eine Zigarre«, sagte er zu dem verschlafenen Russen hinter dem Nachtschalter, »und eine Packung Streichhölzer.«
    Der Mann brachte sie ihm. »Haben Sie Baby?«
    »Nein.« Conor legte einen Fünf-Euro-Schein in die metallene Schublade. »Ich habe gerade einen großen Teil meines Romans fertig geschrieben.«
    »Tolstoi!« Der Mann lachte und zeigte mit der Zigarre auf ihn. »Dostojewski! Stephen King!«
    Als Conor aus dem Lehrerzimmer kam, lag Graham Turvey zusammengekrümmt auf dem Fußboden vor dem Chemielabor. Nase und Kinn bluteten, und er weinte leise. Conor stellte seine Tasche ab und half ihm hoch. Er sah den Flur hinunter.
    »Graham, was ist passiert?«
    »Nichts.« Blut tropfte ihm von der Nase. »Ich b… b… bin hingefallen, sonst nichts.«
    Conor suchte in seinen Taschen nach einem Taschentuch, fand aber natürlich keins.
    »Mr. Fatty holt sich einen runter!«, rief jemand von der anderen Seite des Flurs.
    »Na los. Wenn du mir sagst, wer das war, dann kann ich auch etwas dagegen tun.« Conor legte Turvey den Arm um die Schulter.
    Graham zuckte zusammen und schüttelte den Arm ab, aber die Jungs hatten es schon gesehen, und sofort tönten Pfiffe und Rufe zu ihnen herüber.
    »Turkey und Fatty machen einen auf Brokeback Mountain Teil II«, rief einer der Jungs.
    Saffy wollte nicht über die Hochzeit reden und ihre Mutter nicht über die Untersuchung. Und tatsächlich gelang es ihnen, sich in den nächsten Tagen aus dem Weg zu gehen, was in dem kleinen Haus eine ganz schöne Leistung war.
    Mr. Kenny hatte Jill Ruhe verordnet, aber sie sagte, dass es ihr gut gehe. Sie stand früh auf und ging zur Arbeit im Antiquitätenladen. Dann kam sie nach Hause, machte sich etwas zu essen und trug es auf einem Tablett hinauf in ihr Zimmer.
    Saffy schlief tagsüber, stand abends auf und sah fern. Sie versuchte sich mit Wiederholungen von Friends und Frasier oder neuen Lektionen der Open University zu betäuben und guckte stundenlang Big Brother Live .
    Ihre Mutter stellte ihr Teller mit Essen in den Kühlschrank, und Saffy aß zu den seltsamsten Tages- und Nachtzeiten davon oder gab es Kevin Costner. Eines Nachts gegen drei Uhr stand sie in der dunklen Küche und aß gerade einen Hähnchenschenkel, als Jill die Treppe herunterkam, um die Katze reinzulassen. Sie schloss die Hintertür, knipste das Licht aus und ging einfach wieder hinaus, und Saffy war dankbar. Solange sie denken konnte, war dies das erste Mal gewesen, dass ihre Mutter nicht versucht hatte, etwas aus ihr herauszubekommen oder sie zum Sprechen zu bringen. Sie ließ sie einfach in Ruhe.
    Jill trug einen sommerlich fröhlichen, cremefarbenen Hosenanzug mit farblich abgestimmter Handtasche und Schuhen dazu, als hätte sie nur schnell auf dem Weg zu einer Gartenparty oder einem Pferderennen für ihre Untersuchungsergebnisse hereingeschaut. Saffy hockte neben ihr auf einem antiken Stuhl in Mr. Kennys Büro im zweiten Stock, während er in Jills Akte sah.
    Die Gewebeentnahme hatte ein invasives lobuläres Karzinom im ersten Stadium ergeben.
    Nachdem er ihnen einen Moment Zeit gegeben

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