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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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spätestens morgen Früh ohnehin wieder hier sein mussten,
um den Leichnam aufzubahren und an seiner Seite zu beten. Also gut, da konnten
sie wirklich gleich hier bleiben.
    Sie wollte nicht mit León in einem Zimmer
schlafen, aber da das Haus voll war – Dona Alma und Eduardo würden auf Joanas
Wunsch ebenso hier übernachten wie Aaron –, hatte sie keine andere Wahl. León würde
eben auf dem Sofa schlafen müssen, das gegenüber vom Bett stand. Vitória setzte
sich erschöpft auf den Bettrand, legte die Hände vors Gesicht und weinte.
Endlich. Hier durfte sie schwach sein, musste sie nicht der ganzen Familie mit
ihrer Kraft und ihrer Haltung Mut spenden. Vitórias gekrümmter Rücken bebte
unkontrolliert, sie bekam kaum noch Luft durch die geschlossene Nase.
    »Warum?!«, heulte Vitória auf, als León den Arm
um ihre Schultern legte und sie an sich drückte. Es lag ein so unfassbar großes
Leid in ihrer Stimme, dass León in diesem Moment alles, alles getan hätte, wenn
es nur ihren Schmerz gelindert hätte.
    »Leg dich schlafen, Sinhazinha. Du bist erschöpft.«
    »Ja«, sagte sie müde. »Holst du mir bitte ein
Glas Wasser?«
    Sie wollte ihn nur fortschicken, um sich nicht
vor seinen Augen für die Nacht fertig machen zu müssen. Sie war es nicht mehr gewöhnt, sich vor ihm auszuziehen.
    Als León mit dem Wasser zurückkam, lag Vitória
im Bett. Er stellte das Glas auf dem Nachttisch ab, gab ihr einen keuschen
Gutenachtkuss auf die Stirn, ging zu seinem Sofa, zog sich Hemd und Schuhe aus
und legte sich in seiner Hose auf sein Nachtlager. »Du kannst von mir aus jetzt
das Licht ausmachen.«
    »Ja. Schlaf gut.« Vitória drehte die Gaslampe
aus und schloss die Augen.
    »Du auch, mein Herz.«
    Aber Vitória schlief nicht gut. Sie wälzte sich
unruhig im Bett hin und her, warf die Bettdecke ab und zog sie wieder über
sich, knuffte das Kissen in verschiedene Positionen, aber nichts half. Schließlich
gab sie den Kampf auf und blieb still auf dem Rücken liegen. Ihre Augen waren
inzwischen so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie unter ihren halb geöffneten
Lidern deutlich den Umriss von Leóns Gestalt sah, die viel zu groß für das Sofa
war. »Komm ins Bett, León.«
    Er schrak aus seinem Halbschlaf hoch. Hatte er
geträumt? »Komm. Bitte.«
    Er schwang seine langen Beine von der Lehne des
Sofas und blieb einen Augenblick dort sitzen. »Es ist schon gut, Vita. Ich habe
schon auf unbequemeren Môbeln genächtigt.«
    »Bitte«, flüsterte sie.
    León ging zum Bett, beugte sich über Vitória und
gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Schlaf, meu amor. Ich gehe ins
Wohnzimmer, dort ist das Sofa größer.«
    »Nein!«, rief sie. »Bleib hier. Halt mich fest.
Ich ... brauche dich.« León zog verwundert eine Augenbraue hoch, doch Vitória
sah seinen Gesichtsausdruck nicht, in dem sich Zweifel, Belustigung, Sorge und
Erstaunen zu gleichen Teilen spiegelten. Sie hatte ihren Blick auf seine nackte
Brust geheftet, die im Takt seines Herzschlags pulsierte, unregelmäßig und
schnell. Seine Brustwarzen waren hart, er hatte eine Gänsehaut.
    Er stand unschlüssig neben dem Bett, hin- und
hergerissen zwischen seinem Bedürfnis, Vitória in die Arme zu schließen, und
seiner inneren Stimme, die ihm sagte, dass es für sie beide besser wäre, wenn
er jetzt ging. Er zögerte eine Sekunde zu lang. Vitória hatte den Arm
ausgestreckt und berührte ihn sacht am Bein.
    León zuckte zusammen. »0 Gott, Vita, warum tust
du uns das an?«, stöhnte er, indem er sich auf die Bettkante fallen ließ. Er
beugte sich über sie, griff sie fest an den Armen und schüttelte sie, als könne
er ihr damit die Unvernunft austreiben.
    »Bitte.« Vitória befreite sich aus seinem
schmerzhaften Griff, legte die Arme um seinen Hals, zog ihn immer näher zu sich
heran und bedeckte seine Schläfen, seine Lippen, sein Kinn, seinen Hals mit unzähligen
kleinen, hungrigen Küssen, die ihm die Luft raubten. León gab auf. Er ließ sich
fallen, presste seinen Oberkörper auf ihren und erwiderte ihre Küsse, ließ
seine Lippen über ihren Haaransatz, ihre Wangen, ihre Ohren wandern und seine Hände
über ihre Rippen, ihre Taille und ihre Hüften.
    »Vita«, sagte er heiser, »du weißt nicht, was du
willst.«
    »Doch«, raunte sie ihm ins Ohr. »Und zwar so
schnell wie möglich.«
    Als ihre Münder sich trafen, ihre Zungen sich in
dem warmen, feuchten Spiel vereinigten, das die atemlose Gier des Liebesaktes
vorwegnahm, drückte er sie besitzergreifend an

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