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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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ich die Götter gnädig stimmen. Bis dahin nimmst du täglich dreimal
einen Kräutertee zu dir, den ich mische und Luiza gebe, damit sie ihn dir
zubereitet. Er wird deine Gebärmutter und den Geburtstrakt auf das vorbereiten,
was dann kommt.«
    »Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Was
kommt denn dann?«
    »Ich werde dir einen Trunk verabreichen, der dich die
Schmerzen weniger spüren lässt und der eine abtreibende Wirkung hat. Wenn du Glück
hast, geht der Fötus bereits dann ab. Wenn nicht, muss ich zu anderen Maßnahmen
greifen.«
    »Himmel. Zélia, was für Maßnahmen?!«
    »Mit einer Kürette, einem länglichen, scharfen
Gegenstand, werde ich die Frucht deines Leibes zerstückeln, bis sie aus dir
herausfließt. Das kann sehr schmerzhaft sein.«
    Vitória starrte die alte Schwarze ungläubig an. »Du
willst mit einem Messer in mir herumfuhrwerken?«
    »Nein, will ich nicht. Du willst es.«
    »Gibt es denn keine sanftere Methode?« Vitória
hatte immer geglaubt, mit der Einnahme bestimmter Tinkturen und ein paar Tagen
Bauchweh sei der Fall erledigt. Dass es so viehisch zugehen würde, hatte sie
nicht gewusst.
    »Es gibt sanftere Methoden. Aber sie führen nur
selten zum gewünschten Ergebnis. Du musst das selber entscheiden. Wenn du jetzt
Ja zu meinem Weg sagst, kannst du gleich hier die erste Tasse meines Tees
trinken.«
    »Was ist das für ein Tee?«
    »Er besteht hauptsächlich aus Petersilie.«
    »Petersilie?« Das wurde ja immer schöner. Man
gab ihr ein alltägliches Gewürzkraut und setzte wohl mehr auf die suggestive
Kraft des Tees als auf dessen medizinische Wirkung. »Ich esse täglich
Petersilie, denn Luiza gibt sie gern auf alle möglichen Gerichte. Trotzdem bin
ich schwanger geworden.«
    »Ja, in geringen Dosen ist sie unschädlich. In
hoher Konzentration wirkt sie abtreibend.«
    »Das kann man von Kerbel, Koriander oder
Schnittlauch bestimmt auch sagen.«
    »Nein, nur von Petersilie.«
    »Also von mir aus. Es kann ja nicht schaden, ein
paar Tage lang Petersilientee zu trinken.«
    Darin allerdings täuschte sich Vitória gewaltig.
Der Trunk schmeckte abscheulich und verursachte so brutale Bauchschmerzen, dass
sie die nächsten Tage fast ausschließlich auf der Toilette verbrachte, immer in
dem Glauben, neben ihrer Gebärmutter auch gleich ihre anderen Innereien zu
verlieren. Tatsächlich verlor sie gar nichts, außer ein paar Pfund Gewicht und
ihren Appetit auf Petersilie. Nie wieder würde sie das Kraut essen können!
    Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als in
der Vollmondnacht zu Zélias Kammer zu schleichen und die Prozedur über sich
ergehen zu lassen. Es würde schon nicht so schlimm werden, die Sklaven hatten
ja bekanntlich ein kindisches Vergnügen daran, immer maßlos zu übertreiben.
Ihren abergläubischen Ritualen würde Vitória schon gewachsen sein, und dem Eingriff
selber erst recht. Sie war jung, gesund und stark.
    Vitória zögerte einen Augenblick, als sie an der
Tür zu Zélias Kammer stand. Ihr kam ein sonderbarer, süßlicher Geruch entgegen.
Der Raum war mit unzähligen Kerzen beleuchtet. Zélia kniete mit geschlossenen
Augen vor etwas, das wohl ein Altar sein mochte, bewegte ihren Oberkörper
rhythmisch vor und zurück und sagte in einem monotonen Singsang geheimnisvolle
Formeln auf. Vitória klopfte an die Tür, die sie längst geöffnet hatte, um Zélia
auf sich aufmerksam zu machen. Die Alte reagierte nicht. Vitória trat ein,
schloss die Tür hinter sich und setzte sich aufs Bett. Endlich war Zélia fertig
mit ihren Gebeten oder was auch immer das gewesen war, was sie beschwörend vor
sich hin gesungen hatte. »Hier, trink das.«
    Sie reichte Vitória einen Tonbecher, der bis zum
Rand mit einer bräunlichen Flüssigkeit gefüllt war.
    Vitória wurde von der unheimlichen Stimmung in
dem Raum angesteckt und wagte nicht zu fragen, was in dem Becher war. Sie trank
ihn in einem Zug leer. Wenig später drehte sich alles. Die Kerzen, Zélia, die
rohen Holzbohlen und die lehmverputzten Wände verschwommen zu einem einzigen
Bild, das sich schneller und schneller vor Vitórias Augen bewegte, bis sie
sich, schwindlig und wie in einem undurchdringlichen Nebel gefangen, auf das
Bett fallen ließ. Im Liegen schien es ihr, als wolle das Karussell sich noch
schneller drehen, als würde sie gleich abgeworfen werden und tief, immer tiefer
und tiefer fallen.
    Vitórias Zustand ähnelte nur insofern einer
Ohnmacht, als sie hinterher nicht mehr zu sagen vermochte, was genau

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