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Ana Veloso

Ana Veloso

Titel: Ana Veloso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Duft der Kaffeeblüte
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beiseite. »Wie hast du das
angestellt? Dass der Doktor nichts bemerkt hat?«
    »Das war nicht schwer. Er ist ein Dummkopf und
Quacksalber. Und ich habe dir Karottenextrakt gegeben, sodass deine Haut gelb
wurde. Das hat ihn getäuscht. Um deine Blutungen haben sich Luiza und Miranda
gekümmert, der Doktor kam gar nicht auf die Idee, die Ursache deiner Erkrankung
so weit unten zu vermuten.«
    »Ich ... bin dir zu Dank verpflichtet. Hier, nimm
das, ich denke, damit bist du angemessen entlohnt.« Dann drehte sich Vitória um
und lief schnell zurück ins Haus.
    Zélia sah ihr ungläubig nach. Ein so schönes
Schmuckstück wie diesen Anhänger in Form eines Kaffeezweigs hatte sie noch nie
in der Hand gehalten.

Buch II

XII
    Pedro und seine Frau schlenderten händchenhaltend
über den Sand. Die Schuhe hatten sie ausgezogen und hielten sie in der jeweils
freien Hand. Wie frisch die Luft hier draußen in Copacabana war, und wie gut es
tat, den feinen Salzwassernebel einzuatmen, der über dem Strand lag! Das Tosen
der Brandung machte einen ungeheuren Lärm, und immer wieder mussten sie
besonders großen Wellen, die es weiter auf den trockenen Sand schafften als
andere, ausweichen. Jedes Mal, wenn das weiß schäumende Wasser ihre Füße berührte,
stieß Joana in gespieltem Entsetzen spitze Schreie aus und warf sich an Pedros
Brust. Er lachte und fühlte sich herrlich in der Rolle ihres Beschützers,
obwohl er genau wusste, dass Joana nicht mehr Angst vor dem Wasser hatte als
er. Aber das gehörte zu ihrem sonntäglichen Ritual, genau wie das anschließende
Mittagessen in dem Ausflugslokal, das ein findiger Gastwirt mitten zwischen die
lose verstreuten, ärmlichen Fischerhütten gesetzt hatte und das samstags und
sonntags immer brechend voll war. Pedro hatte gehört, dass sich einzelne
Familien hier bereits Häuser für die Sommerfrische errichten ließen, und wenn
das so weiterginge, wäre Copacabana eines Tages ein richtiges, hübsches Dorf.
Vielleicht sollte auch er hier ein Grundstück erwerben? Die Preise dürften so
niedrig sein, dass er mit dieser Investition nicht viel verkehrt machen konnte.
    »Schade, dass man heute nicht baden kann. Ich
hatte mich schon richtig daran gewöhnt, meine Haut einmal in der Woche dem
Salzwasser auszusetzen. Es bekommt mir gut.«
    »Ja«, antwortete Pedro, »mir tut es auch gut.
Und es macht Spaß, nicht wahr? Wobei sogar mir, obwohl ich schwimmen kann, die
Wucht der Wellen und die starken Strömungen manchmal Angst machen. Eines Tages
passiert hier noch ein Unglück. Die Leute sind so sorglos, die meisten sind
Nichtschwimmer, und sie gehen viel zu weit ins Wasser.«
    »Ach, dass du immer so schwarz sehen musst!«
Dabei strubbelte sie Pedros Lockenmähne und küsste ihn auf die Wange. »Wenn ich
gewusst hätte, dass du so ein Pessimist bist, hätte ich dich nicht geheiratet.«
    »Natürlich hättest du das, denn außer mir wollte
dich keiner.«
    »Also bitte, ich glaube, da unterliegst du einem schweren Irrtum.
Ich habe dir nur nichts von der Schar meiner Verehrer erzählt, weil ich es
nicht ertragen kann, dich leiden zu sehen.«
    Pedro blieb abrupt stehen und zog Joana zu sich
heran. Er nahm sie in seine Arme, küsste sie und drehte sich mit ihr ein
paarmal im Kreis, sodass sie hochflog und jauchzte. Wie er sie anbetete, seine
kleine, raffinierte Frau mit ihrem weichen, runden Körper und ihrem putzigen
Gesicht, zu dem die große Nase gar nicht zu passen schien und das er deswegen
nur noch mehr liebte! Wenn sie lachte, so wie jetzt, und er ihre rosa Zunge
hinter ihren weißen Zähne aufblitzen sah, dann durchströmte ihn ein so großes
Glücksgefühl, dass er förmlich daran zu ersticken glaubte. Manchmal sah er sie
an und dachte, was er doch für ein süßes Frauchen hatte – bis sie mit ihrer
tiefen Stimme etwas furchtbar Kluges sagte und er sie dafür erst recht vergötterte.
    Als er sie wieder abgesetzt hatte, wurde sie
ernst. »Weißt du, wenn du mich nicht gewollt hättest, ich hätte keinen anderen
genommen. Ich verstehe Vita, ich würde es genauso machen. Entweder den einen
Richtigen oder gar keinen.«
    Pedro sah ihr streng in die großen, dunklen
Augen. »Du darfst sie nicht noch ermutigen, sich weiterhin wie ein störrisches
Maultier aufzuführen. Sie weiß doch gar nicht, wer der Richtige für sie ist!
Etwa León Castro?«
    »Natürlich.«
    »Ist er nicht. Außerdem scheinst du zu
vergessen, dass er nicht einmal in Brasilien ist.«
    »Hast du mir nicht selbst erzählt, dass

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