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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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bemerkte er kleine Vertiefungen im Boden, die mit Rost angefüllt waren. Martins Mund war so trocken, daß er kaum sprechen konnte.
    „Dieser Ort ist … alt “, sagte er. „Welchem Zweck diente er, bevor er zum Saal der Ehre wurde?“
    Er wußte die Antwort bereits.
    „Das ist nur in Form von Hörensagen überliefert“, erwiderte der Teldier. „Doch dieses Hörensagen wird mißbilligt und ist allen Sklaven, unabhängig davon, welchen Status sie bekleiden, als Diskussionsthema verboten. Ich weiß nur, daß es unsere erste Zuflucht vor der Geißel war.“
    Plötzlich erklang Beths Stimme in seinem anderen Ohr. Sie hörte sich zornig an.
    „Wahrscheinlich war dies sogar einer der eigentlichen Gründe, die zur Geißel führten. Diese Halle war einst eine Lager- und Verteilungsstätte, von wo aus Raketen in weniger tief gelegene Abschußrampen dirigiert wurden. Aber das ist dir bestimmt schon selbst klargeworden. Jedenfalls beantwortet das viele meiner Fragen.“
    „Ich dachte es mir“, gab Martin zu. „Aber die Ursache für die Geißel … ich verstehe dich nicht.“
    „Das liegt nur daran, daß du nicht über die Daten nachdenken wolltest, die der Computer über dieses Ringsystem ausspuckte …!“
    Normalerweise entstand ein solches System, wenn sich ein Satellit (oder mehrere Satelliten) seinem größeren Partner zu sehr näherte und von Gravitationseinflüssen z erschmettert wurde, woraufhin sich die Trümmer entlang der ursprünglichen Bahn des Satelliten ausbreiteten, fuhr sie fort. Ständige Kollisionen konnten schließlich dafür sorgen, daß größere Trümmer sich in immer kleinere spalteten. Im derzeitigen Stadium hätten eigentlich noch viele große Stücke existieren müssen, da die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen großer Überbleibsel gering war.
    In den Trümmern, die Teldi umkreisten, gab es überhaupt keine größeren Teile.
    „Dann müssen sich die Ringe vor langer Zeit gebildet haben“, sagte Martin, „und der Prozeß ist weit fortgeschritten.“
    „Nein“, widersprach Beth bestimmt. „Die Geißel existiert nach astronomischen Zeitspannen erst seit kurzer Zeit. Der Prozeß begann vor eintausendeinhundertsiebzehn teldischen Jahren und dreiunddreißig Tagen, und er war siebenundvierzig Jahre und einhundertzwei Tage später beendet.“
    „Bist du … bist du sicher ?“
    Beth lachte. „Einen Augenblick dachte ich schon, du würdest mich der Verbreitung von Hörensagen beschuldigen. Der Computer ist sicher, und ich bin sicher, und du weißt ja bestimmt, wer von uns beiden immer recht hat.“
    „Existieren heute noch Raketen?“ fragte Martin. „Sind irgendwo in einem vergessenen Silo Spuren von Radioaktivität auszumachen? Was sagt dazu der Computer?“
    „Nirgends“, antwortete sie fest. „Das hätten die Sensoren festgestellt. Sie wurden alle eingesetzt.“
    Sie sprach weiter, während sie langsam auf die Empore zuschritten , aber Martins Geist eilte ihrem nicht selten voraus, während Teil für Teil des teldischen Puzzles sich zusammenfügte. Die Gründe für die Geißel und das fatalistische Akzeptieren lagen nun ebenso auf der Hand wie für das pathologische Mißtrauen gegenüber allem, was nicht aus erster Hand erlebt wurde, für die straffe Führung der Sklaven und das Denken von der Spitze herab, das so charakteristisch für einen militärischen Verstand war. Schließlich verstand er die planetare Katastrophe, die die Bevölkerung dazu gezwungen hatte, in solchen Einrichtungen Schutz zu suchen, und die eine Situation herbeigeführt hatte, die essentiell einer Militärdiktatur entsprach. Der Saal der Ehre, dieses ehemalige Raketenlager, war gewiß ein Teil des Gesamtbildes, aber dieses Bild war noch nicht vollständig.
    „Ich muß mit einem Meister sprechen“, sagte Martin.
    „Aber das ist nicht nötig!“ protestierte Beth. „Ich habe in dieser und einigen anderen Städten Sensoruntersuchungen angestellt. Wir haben mehr als genügend Daten über die Bewohner dieser schrecklichen Welt. Sie sind ausdauernd, haben eine Ethik und arbeiten hart. Sie sind schon lange unterdrückt und meiner Ansicht nach nur zu bewundern. Und das sollten wir ohne Zögern weitermelden. Unsere Untersuchung kann durchaus auf der Befragung eines einzigen Einwohners basieren, vergiß das nicht, und außerdem erwartet man nicht, daß wir soviel Zeit damit zubringen. Ich würde sagen, daß die Sklaven in jeder Hinsicht geeignet sind und daß man ihnen unbedingt die Bürgerschaft in der Föderation

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