Analog 05
eine Mischung zwischen dem späten Rokoko und einem frühen Pariser Bordell war. Wie durch die schlechtsitzende Uniform des Gouverneurs wurde dadurch das Gefühl noch verstärkt, daß die alten Kriegsherren diesen Ort verlassen hatten und ihre verweichlichten, käuflichen Nachkommen an ihre Stelle getreten waren.
Einige verspätete Gäste, darunter auch ein halbes Dutzend Vecka, kamen nach und nach herein. Die Vecka wurden von den Bürgern zweiter Klasse, die anwesend waren, mit übertriebener Hochachtung behandelt. Sie aber schienen von all dem recht gelangweilt und sonderten sich bald zu einer isolierten kleinen Gruppe am Ende des Raums ab. An diesem Ende hing ein Teppich von der Decke bis zum Boden herab, auf dem die glorreiche Geschichte von Veck abgebildet war und hinter dem außerdem (nach Aussage von Felira) Schießscharten verborgen waren, durch die ein Dutzend Wachen die Vorgänge im Auge behielten.
Eine Stunde später ertönte in meinem Ohr ein hohes Pfeifen. Ich lenkte Felira zu Bax und Jouniel hinüber, die mit zwei Mitgliedern des Revolutionskomitees – einem großen, schlaksigen Mann namens Potnir und einem gedrungenen Mann mit einer Ringerfigur namens Noor – in ein Gespräch vertieft waren. Für einen zufälligen Beobachter hätte es ausgesehen wie das ziellose Umherwandern, wie es für eine Cocktailparty typisch ist.
„Ssaroth ist mit dem Frettchen da“, berichtete ich.
„Fangen wir also an“, sagte Bax. Seine Lippen bewegten sich kaum hinter dem idiotischen Lächeln, das den ganzen Abend auf seinem Gesicht gestanden hatte. „Duncan, Sie gehen vor.“
„Viel Glück“, sagte Felira und drückte mir die Hand. Ich hätte sie gern geküßt, begnügte mich aber damit, den Druck zu erwidern. Ich drehte mich auf dem Absatz herum und ging lässig durch die Tür hinaus, als hätte ich jedes Recht dazu, dort zu sein, wo ich war, und als hätte ich keinerlei Sorgen.
Ssaroth stand in dem mit Vorhängen verkleideten Alkoven, den er sich für das Rendezvous ausgesucht hatte. Er war in ähnlichem Stil wie der Baron gekleidet, nur die Waffen fehlten ihm. Bax, Potnir und Noor trafen kurz danach ein, und wir machten uns auf den Weg und gingen hintereinander auf Zehenspitzen durch die leeren Gänge zum Verwaltungsbereich der Festung.
Ssaroth sollte die Verhandlungen führen, falls wir jemanden in den Gängen trafen. Er sollte außerdem Wachen oder Beamte ablenken, bis Potnir und Noor sie überwältigen konnten.
Ich fuhr mir mit der Zunge über die trockenen Lippen und versuchte, meine Angst zu vergessen, während wir uns langsam durch die verlassenen Gänge bewegten. Zweimal warteten wir atemlos, während Noor automatische Sensoren neutralisierte. Einmal schlichen wir uns an einem beleuchteten Raum vorbei, der besetzt war. Der Diener darin hatte Glück und blieb mit dem Rücken zu uns über einen Schirm gebeugt sitzen, während wir an der offenen Tür vorbeiglitten.
Endlich erreichten wir das Computerzentrum, aber nun wurde unser Weg durch ein verschlossenes Tor versperrt. Noor machte sich an die Arbeit, und in einer halben Minute standen wir drinnen. Ssaroth ließ mit einer Armbewegung die Lichter angehen, sobald die Tür sich geschlossen hatte, und ich machte mich mit meinem Frettchen an die Arbeit.
Zum Anschluß eines Frettchens müssen einfach eine oder zwei Inspektionsabdeckungen gelöst, ein oder zwei Kabel verfolgt und mit einem Induktionsanschluß eine Verbindung mit ihnen hergestellt werden.
Während ich die Kabel verfolgte, fielen mir langsam immer mehr Einzelheiten der Konstruktion des Computerterminals auf, und sofort überfiel mich wieder das gleiche Gefühl, wie es sich eingestellt hatte, als ich den Luftwagen dabei beobachtet hatte, wie er über den Zinnen der Festung seine Kreise gezogen hatte. Je näher ich hinsah, desto schwerer fiel es mir, die Überzeugung abzuschütteln, daß dieses Modell moderner als die gängigen Dalgiri-Computer war.
Und das war ja wohl kaum möglich.
Als die Vecka aus dem Imperium ausgebrochen waren, war die Dalgiri-Computerwissenschaft kaum weiter entwickelt gewesen als in dem modernen Euro-Amerika.
Nachdem ich fünf Minuten lang Kabel verfolgt hatte, war das Frettchen angeschlossen und angeschaltet. Nun mußten wir nur noch dasitzen und darauf warten, bis es seine Aufgabe erfüllt hatte. Eine halbe Stunde verstrich zäh wie Melasse, und ich fing mich schon an zu fragen, ob etwas schiefgelaufen war. Mir blieb keine Zeit, den Gedanken
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