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Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Nutzen ziehen als ihr. Und ich hoffe, daß …“
    Or Sae erhob sich plötzlich von seinem Stuhl und eilte auf den Ausgangskorridor zu. „Es tut mir leid“, murmelte er. „Mögt ihr sterben, wenn ein Stern auf …“ Er brach auf dem Boden zusammen.
    Sorrel eilte bereits zu Or Sae hinüber, als Wandra aufschrie. Durch den Schrei wandte Sorrel sich um, und im Abdrehen erkannte er, was geschah. So überraschte ihn der Anblick, der sich ihm bot, als er den Rosaner wieder anschaute, nicht: Or Sae lag in einer Lache aus grünem Hirnblut, das aus seinem Kopf hervorquoll und schnell zu Gelee gerann. Auch der süßliche Duft, der den Raum mit seinem durchdringenden Nektararoma erfüllte, kam für Sorrel nicht überraschend.
     
    Sorrel hatte gar nicht gewußt, daß er noch so sehr zum Haß fähig war. Lange Zeit hatte er nichts als Erschöpfung und Resignation gefühlt. Aber jetzt, wo er mit dem Lazariner zusammensaß, kehrte der Haß zu ihm zurück, gemeinsam mit Furcht und Auflehnung. „Wieso gerade ich?“ fragte er scharf. So scharf jedenfalls, wie er es mit der Angst in seiner Kehle zustande brachte.
    Baleyrak Kretkyen Niopay blinzelte gemächlich. „Weil Sie von allen Wesen im Universum am besten dazu geeignet sind. Das liegt doch auf der Hand.“
    Sorrel erwiderte nichts. Ja, in gewisser Hinsicht lag es auf der Hand.
    Der Lazariner lachte, ein dröhnender Laut, der allmählich verklang. „Entschuldigen Sie, ich weiß, Sie können über diese Angelegenheit nicht lachen.“ Ein Robutler kam herein. Balcyrak deutete auf das Tablett. „Eine Erfrischung gefällig?“
    „Vielen Dank.“ Sorrel griff nach dem angewärmten Schnapsglas, gefüllt mit … Er war sich durchaus nicht sicher, was es enthielt, aber vermutlich war der Inhalt sehr teuer, gewiß ausgezeichnet, und hoffentlich würde er das Brennen in seiner Kehle lindern. Während er an dem Getränk nippte, wechselte Balcyrak das Thema.
    „Wir wissen, wie sehr Sie uns hassen.“
    Sorrel hustete und sog scharf die Luft ein.
    „Und auch, warum. Es tut mir leid, was mit Ihrer Frau geschehen ist. Wir trauern um jeden, der vor der Zeit sterben muß, ganz gleich, wie viele Lazariner diese Gefühlswesen getötet haben mögen, ganz gleich auch, wie sehr wir uns bemüht haben, sie in unserem Abwehrkampf zu töten.“
    Sorrels Frau hatte als Offizier auf einem Menschenflaggschiff gedient. Das war in der Zeit, als sich die Menschen zu einem Krieg gegen die Lazariner entschlossen, in der Zeit, als sie ihre nagende Eifersucht noch nicht überwunden hatten. Das war vor langer Zeit …
    „Doch diese Arbeit jetzt ist unserer Meinung nach so wichtig, daß wir es nicht zulassen sollten, sie von geschichtlichen Ereignissen aus der jüngsten Vergangenheit beeinträchtigt zu lassen. Sie sind die Autorität der Galaxis in Rosaner-Angelegenheiten. Sie wissen mehr über sie als sie selbst. Ja, Sie sind das einzige Wesen, dem es gelungen ist, eine fremde Kultur ohne Waffenzwang zu verändern. Das ist eine hervorragende Leistung, und man könnte sagen, Sie sind der einzige erfolgreiche Xenopsychologe, der bisher geboren wurde.“
    „Ohne Waffenanwendung?“ Sorrel wurde von einem wütenden Entsetzen gepackt. „Bei der Revolution sind Millionen von Rosanern gestorben.“
    Baleyrak winkte ab. „Aber sie wurden von anderen Rosanern getötet, von Rosanern, die die überlegene, erneuerungsfähige Gesellschaftsform verstanden, die Sie ihnen angeboten haben. Haben Sie schon einmal Darwin gelesen?“
    Sorrel schnaubte. „Ich habe keine Zeit, mich mit antiker irdischer Geschichte zu befassen.“
    „Natürlich, es tut mir leid, daß ich die Sprache daraufgebracht habe. Nun, egal. Das Überleben des Stärkeren hat nun einmal das Sterben der Schwächeren zur Folge. Da die Sechs-Eltern-Religion die stärkere war, hat sie die Vier-Eltern-Religion vernichtet. Die Überlegenheit der Sechselternschaft hat Sie zur Abfassung Ihrer Dissertation veranlaßt, und die Einwohner von Khayyam hatten das Glück, daß Prim Sol Mem Brite Ihre Arbeit gelesen hat.“
    „Ja, aber ob es auch ein Glück war, daß er so viele seines Volkes deswegen getötet hat …?“ Sorrel runzelte die Stirn. Er war in streitbarer Stimmung, aber jetzt war nicht die Zeit und dies war nicht der Ort für eine Diskussion. „Warum begeben Sie sich nicht selbst nach Khayyam? Warum wollen Sie einen Menschen als Lehnsherrn einsetzen?“
    Der Lazariner schüttelte verärgert seine Mähne. „Sie sollen kein Lehnsherr sein, sondern ein

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