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Analog 06

Analog 06

Titel: Analog 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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habe und daher vorher wußte, was du sagen wolltest. Leider muß man kein Psychologe sein, um zu erkennen, daß du dir Sorgen machst. Das sieht man dir jetzt noch besser an als eben, da Cal noch im Zimmer war.“
    Sie seufzte und setzte sich auf einen Stuhl. „Ich glaube, Sie haben recht. Sehen Sie, Dr. Everwood …“
    „Sorrel“, unterbrach er sie, „sag bitte Sorrel zu mir.“
    „Ja, gern. Wußtest du, äh, Sorrel, wieso sich Cal unserer Expedition angeschlossen hat?“
    „Nein, nicht genau. Ich muß gestehen, ich habe mich schon darüber gewundert. Er ist gar nicht der Typ, der sich für einen solchen Job freiwillig meldet.“
    „Nein, der ist er wirklich nicht. Er ist ein Versager. Hat sein Studium in U. auf Neuterra geschmissen. Da er es als Theoretiker nicht geschafft hat, haben sie ihn zum Techniker umgeschult. In den Kreisen, aus denen er stammt, bedeutet das einen hohen Prestigeverlust.“
    Sorrel nickte. „Auf Narchia wäre es genauso. Darum hat er sich also hierher geflüchtet, um so weit wie möglich vom Ort seiner Schande entfernt zu sein?“
    „So ist es.“
    Sorrel zuckte die Achseln. „Na, immerhin hat er es geschafft, von dort wegzukommen. Hier gibt es weiß Gott niemanden, der ihm zusetzen wird.“ Außer Sorrel selbst, mußte er sich eingestehen. Sein Erfolg mußte als permanente Beleidigung auf Cal wirken. Er sah Wandra an, und sie erwiderte seinen Blick. Sie kannte seine Gedanken so gut, wie er eben die ihren durchschaut hatte. „Also, wer spielt denn jetzt den Psychologen?“ murmelte er.
    Sie lachte, zum ersten Mal seit ihrer Landung.
    Sorrel erhob sich. „Wir wollen zurückgehen und den neuen Blutsbandschaftler begrüßen. Er sollte inzwischen im Amt sein. Es gibt eine Menge zu besprechen.“
     
    Die Amtsstube hatte sich kaum verändert. Die Blutwarte hatten die Überreste von Or Sae Hi Tor zum Larventor gebracht, so daß sich die nächste zurückkehrende Larve beim Blutfest an ihm laben konnte. Der Papierstapel beim Ausgangsschlitz war jetzt höher als der beim Eingangsschlitz. Tri Bel Heer Te gehörte zur gerade herrschenden Blutsbandschaft der Tagesspinner. Sie leiteten die Arbeit in den Mondfalter-Höhlen während des sechsunddreißigstündigen Tageszyklus von Khayyam, während Or Saes Blutsbandschaft in der Nachtzeit dieses Planeten herrschte.
    Tri Bel erhob sich, um Sorrel durch eine Berührung mit den Blütenblättern auf dem Unterarm zu begrüßen. Das golden, silbergrüne Medaillon ihrer Blutsbandschaft glänzte prachtvoll. „Meine Kinder werden sich auf alle Zeit an diese Begegnung erinnern“, hieß sie ihn mit der traditionellen Grußformel willkommen. Bei einer Begegnung mit Sorrel mochte der Gruß so gar der Wahrheit entsprechen. Tri Bel starrte Sorrel voller Andacht an. Ihre großen, klaren Rosaneraugen waren noch größer als gewöhnlich, und Sorrel hatte das unangenehme Gefühl, daß dies ein Blick war, mit dem sie auch einen Gott betrachten würde.
    „Wir werden Ihrer in unseren Büchern gedenken“, erwiderte Sorrel. Er fand, daß dies einem Artengedächtnis am nächsten kam. „Und sogar die Lazariner werden unser Lied singen, sollten wir von der Erde und ihr von Khayyam Erfolg mit unseren Plänen haben.“
    In wenigen Sekunden wich die Bewunderung einem Ausdruck von Geschäftsinteresse; für rosanische Verhältnisse war das eine unerhört lange Zeitspanne. „Das würde mich nicht überraschen. Besprechen wir also die Sache.“ Während sie den Satz aussprach, wies die Rosanerin auf die Ruhestütze am Kopf des Konferenztisches. Sorrel lehnte sich unbehaglich gegen eine Stütze an der Seite des Tisches. Er war kein Gott, zum Teufel! Warum wurde er dann dauernd so behandelt, als ob er einer wäre.
    Sorrel trug sein Anliegen – so schnell er konnte – auf Altrosanisch vor. (Altrosanisch war einige Jahre und damit viele hundert Generationen alt.) Er wollte nicht unnötig viel von Tri Bels Zeit verschwenden.
    „Wissen Sie, worüber wir mit Ihrem Vorgänger gesprochen haben?“
    „Nein, ich hatte noch nicht die Zeit, seine Lebensschrift zu lesen.“
    Sorrel schnarrte los wie ein Uhrwerk: „Es geht im wesentlichen um folgendes: Die Lazariner haben ein Universumsmodell entwickelt, das auch eine Methode der Verständigung enthält, die schneller als mit Lichtgeschwindigkeit übermittelt werden kann, schneller auch als Botschaften, die auf Sternenschiffen transportiert werden. Cal Minov und Wandra Furenz, die beiden Menschen, die mich begleiten, haben das

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