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Analog 07

Analog 07

Titel: Analog 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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fliegt Ihr dann nicht einfach zu seinem Lager, eh?“
    Alex erstarrte und erwiderte kalt: „Sir, ich bin zutiefst schockiert über Euren Vorschlag, daß die Regierung Seiner Majestät an derart wichtigen Ereignissen keinen Anteil haben soll.“
    Oakheart kapitulierte. „Ich bitte um Verzeihung, Sir. Das lag nicht in meiner Absicht, dessen seid versichert. Ich werde Euch ein eigenhändig unterzeichnetes Empfehlungsschreiben an den Admiral mitgeben, beim Jupiter!“ Er griff nach einem Gänsekiel, der mit beachtlichen Kosten von der Erde importiert worden war. Während er schrieb, wurde er sichtlich eifriger. Alex wünschte sich, er hätte sehen können, was da zu Papier gebracht wurde, aber ein Gentleman las nun mal keine fremde Post.
    Der Mensch hatte exzellente Gründe – hoffte er –, diesen Kurs einzuschlagen. Die Absichten des Hoka-Napoleon waren wahrscheinlich nur allerbester Art, diejenigen der Personen, die seine Phantasie bis hin zur Kriegserklärung entflammt hatten, aber sicherlich nicht. Wahrscheinlich hatten sie sich auf die Möglichkeit des direkten Eingreifens seitens der Liga vorbereitet. Ein Blaster konnte das herannahende Flugzeug abschießen, man könnte ihn selbst nach erfolgter Landung ermorden oder entführen, und hinterher ließen sich die Hokas leicht in der irrigen Meinung bestätigen, er sei das Opfer eines tragischen Unfalls geworden.
    Wenn er mit Lord Nelson reiste, waren seine Chancen, unerkannt bis zum Imperator selbst vorzudringen, ungleich besser. Und ob er nun erfolgreich war oder nicht, er rechnete damit, auf diese Weise mehr Informationen über den tatsächlichen Stand der Dinge erfahren zu können als durch jede andere Methode.
    Tanni hätte niemals zugelassen, daß er das Risiko einging. Schlimmstenfalls würde sie mit ihrem eigenen Luftwagen starten und ihn vom Schiff herunterholen.
    Als er sie anrief, teilte er ihr widerwillig mit, er sei in eine delikate Angelegenheit verstrickt, die ihn für unbestimmte Zeit festhalten konnte.
     
    Seit ihre einstigen Rivalen, die Slissii, verschwunden waren, bestand bei den Hokas keine Veranlassung, militärische Streitkräfte zu unterhalten, es sei denn, um farbenfrohe Uniformen und Zeremonien zur Schau zu stellen. Daher war auch die in Plymouth versammelte Heimatflotte wenig beeindruckend. Sie bestand aus etwa einem Dutzend Kuttern der Küstenwache, welche bisher für Rettungseinsätze benutzt worden waren. Hinzu kamen etwa halb so viele Handelsschiffe, die aber, da sie aus der Zeit der Regence stammten, mit Kanonen bewaffnet waren. Schlußendlich gab es drei kleinere Kriegsschiffe, die Pinasse Fore, die Barke Umbrageous und die Fregatte Falcon. Krönung des Ganzen war ein Flaggschiff, an dessen Mastkorb das Wappen des Admirals prangte und das den Namen Victory trug.
    Alex ließ Brob an Land zurück, da die Planke unter ihm gebrochen wäre, und begab sich an Bord. Zwei Matrosen, die ihn sahen, holten Flöten hervor und spielten ihm zu Ehren eine Melodie, wie es einem so wichtigen Besucher zukam. Davon sahen sich andere Matrosen an Bord veranlaßt, ebenfalls mitzuspielen. Ein Hoka mit blauem Frack und Kapitänsmütze, der ein Fernrohr unter den Arm geklemmt hatte, eilte über die nach Teer riechenden Planken auf ihn zu.
    „Willkommen, Eure Exzellenz, willkommen“, sagte er und schüttelte Alex fest die Hand. „Mein Name ist Bligh, Kapitän Bligh, Sir, ich stehe zu Euren Diensten.“
    „Was? Ich dachte …“
    „Nun, die H. M. S. Bounty wird gerade überholt, und außerdem braucht Admiral Nelson in Kriegszeiten ein stabileres Schiff als Kapitän Cook. Aye, ein großer Seemann, Cook, aber ein wenig zu leichtfertig. Was kann ich für Eure Exzellenz tun?“
    Alex erkannte, daß sich ein Flottenadmiral auf seinem Flaggschiff nicht mit den gewöhnlichen Pflichten eines Skippers abgeben mußte. „Ich muß zu Seiner Lordschaft. Ich habe eine bedeutende Nachricht für ihn.“
    Bligh sah verlegen drein. Er schlurfte mit dem Fuß. „Seine Lordschaft ruht in der Kapitänskajüte, Sir. Indisponiert. Angegriffene Gesundheit, Ihr versteht: die Strapazen in Ägypten!“
    Alex verstand durchaus. Lord Nelsons öffentliche Auftritte waren selten und kurz gewesen. Das Ärgernis, eine Augenklappe tragen und den rechten Arm immer im Mantel lassen zu müssen, war zuviel für ihn.
    Bligh gewann die Fassung wieder. Er dämpfte die Stimme. „Was mich angeht, so meine ich aber, Lady Hamilton hat ein wenig mit seiner Schwäche zu tun. Ihr versteht, Sir.“

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