Analog 08
Erstsiedler, gut genug war, reichte ihm auch. Wenn Urgroßpapa glaubte, daß eine rekombinierte Genprogrammierung für seine Nachkommen ausreichen würde, so wollte er nicht an seiner bereits geformten DNS herumfummeln, genausowenig wie an seinem Körper.
„Hallo, Captain Wys-wyszynski.“
Ulysses Junior (Juney) hatte tatsächlich mehr von Jomos als von Ulysses’ Genen, denn der Computer meinte, daß dies die optimale Kombination sei. Aber nach dem örtlichen (planetarischen) Brauch bekamen die ältesten „Söhne“ den Namen des ältesten männlichen Erwachsenen. (So wurde die älteste „Tochter“ nach dem ältesten weiblichen Erwachsenen benannt; aber aus Gianetta war nichts geworden, sie wurde schon früh ausgetauscht.)
„Nenn’ mich Tuffy, mein Söhnchen.“ Er lächelte den Erwachsenen zu. „Kurzform für Tartuffe, den Namen haben mir meine Leute aufgebürdet.“ Er verbeugte sich vor den drei erwachsenen Frauen und Deede. „Tartuffe Wyszynski, Kapitän und Unternehmer, zu Ihren Diensten.“ (Das war sein neuester Deckname – laut Computeranalyse hatte der Name „Tuffy“ eine besänftigende Wirkung. Er freute sich diebisch über die Ironie, die im Namen „Tartuffe“ steckte, und dem Kitzel, daß einer der Provinzler vielleicht einmal darauf kommen könnte, daß Tartuffe ein alter Ausdruck für „Betrüger“ ist. Und wer würde schon den Verdacht haben, daß ein Zungenbrecher wie „Wyszynski“ etwas anderes sei als ein wirklicher Name.)
„Hallo, Captain Tuffy“, meinte der Junge grinsend und zeigte dabei seine schief gewachsenen Zähne. (Selbst die RGP konnte nicht jedes Problem lösen.) „Was hast du für große Ohren?“
Der Pirat wackelte mit seinen Ohren. Es war gut sichtbar, denn die Seiten und der Nacken waren bis hoch zur Verlängerung der Stirnlinie kahlgeschoren, wie die Umkehrung einer Mönchstonsur. „Damit ich dich besser hören kann.“
„Aber, Captain Tuffy“, spielte Deede mit, „was …“ – sie suchte – „hast du für große Füße?“
„Um besser im Sumpf damit laufen zu können“, erklärte er. „Ich habe eine besondere Schuh-Fußanpassung. Wenn ich die Stiefel ausziehen würde, könntest du sie sehen.“ Er spreizte seine Finger weit auseinander. „Gut für Sümpfe und auch für Schnee. Ich brauche ein spezielles Stiefelprogramm, aber es lohnt sich, wenn man wie ich auf so vielen seltsamen Planeten arbeiten muß.“
„Warum hast du so große Hände?“ Der kleine David spielte jetzt auch mit.
„Um dich besser damit fangen zu können.“ Der Pirat warf den vor Vergnügen kreischenden Jungen hoch durch die Luft, fing ihn nur auf, um ihn gleich wieder hinaufzuschleudern.
Johntrude, das jüngste Kind, lutschte weiter an seinem/ihrem Daumen und beobachtete alles mit weit geöffneten Augen.
Menachim stieß Copper an. „Ich sage doch, das Kind ist ein Fehler. Laßt uns ihn/sie austauschen, bevor er/sie sich zu sehr an uns gewöhnt. Wir sollten die Sache mit dem ‚Fortschritt’ vergessen und uns weiter an Eingeschlechtler halten.“
„Menny“, flüsterte sie zurück. „Das können wir nicht. Er/sie ist bereits zu lange bei uns. Außerdem …“
„Je länger wir warten, desto schlimmer wird es.“
„Außerdem gibt es keinen, mit dem wir ihn/sie austauschen können.“
„Dann lassen wir eben jemanden uns einen Nachkommen schuldig bleiben, ist mir egal. Ich mag den Gedanken nicht, daß einer aus unserer Familie … Ich will das Kind loswerden. Wenn du die Sache nicht zu einer Familienabstimmung bringst, werde ich es tun!“
„Menny, das sind bloß alte Vorurteile!“
„Alte Vorurteile? Du liebe Güte. Das Kind macht mir Magenbeschwerden! Schau ihn/sie dir doch an. Hockt in der Ecke und nuckelt an seinem/ihrem Daumen wie ein drei Jahre altes Kind, während die anderen …“
„Menny, jetzt hör aber auf. Du weißt, daß das Kind immer sehr sensibel war. Schön, einige können nicht verstehen …“
Sein Blick huschte zu dem Kind. Es versuchte sich so klein und unauffällig wie möglich zu machen. Menachims Aufmerksamkeit war sowohl auf Copper, das Kind, den Neuankömmling wie auch auf die anderen im Raum gerichtet. So bemerkte er nicht, wie oft die großen, dunklen, angsterfüllten Kinderaugen zwischen dem Piraten und ihm hin und her wanderten. „Sensibel“, schnaubte er wütend. „Telepathisch, das meinst du wohl. Er/sie entwickelt einen sechsten Sinn.“
„Menny, bist du sicher?“
„Ich vermute das. Und ich will nicht, daß das
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