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Analog 08

Analog 08

Titel: Analog 08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Erfahrung.“
    „Schon gut.“ Gina war schon immer die Praktischere. „Was wollen Sie eigentlich?“
    „Macht es einer Leiche etwas aus, was sie hat oder nicht hat?“
    „Okay“, nickte sie. „Zentrale, schalte die Wache ab.“
    Ein breites Grinsen zeigte sich nun auf dem Gesicht des Piraten. „Also, Mädchen, wenn ich eine Wache-Sequenz in die Zentrale einprogrammieren würde, fügte ich der ein zweites Programm hinzu, das automatisch abläuft, falls das Hauptprogramm ausgeschaltet wird – es sei denn, es würde ein zweiter Code ausgesprochen. Ich weiß nicht, was mir das zweite Programm anhaben kann, aber euch wäre das ja egal. Ihr seid dann nämlich tot. Ich zähle bis drei. Eins … zwei …“
    „Halt!“ rief Ulysses. „Wache zwei, ausfallen und abschalten.“
    „Während ich kontrolliere, bleibt ihr alle hübsch ruhig, nicht wahr?“ Bei seinem Lächeln kamen statt der Zähne zwei blitzsaubere Reihen leuchtender Juwelen zum Vorschein, die von rechts nach links in den Farben des Regenbogens leuchteten. Er liebte wohl die protzige Art, sein Vermögen zur Schau zu stellen. Er ging die wenigen Schritte zum Schaltpult der Zentrale, während sein rückwärtiges Augenpaar seine Opfer im Blick behielt. Seine Finger programmierten ein paar einfache Befehle auf der druckreagierenden Oberfläche, dem nonverbalen Hauptinput der Zentrale. Als er sie ausgedruckt auf dem Bildschirm ablas, verbreiterte sich sein Juwelengrinsen.
    Menny hielt Copper, die zu schluchzen anfing. Zu beiden Seiten von Pfirsichblüte standen zitternd David und Deede. Juney starrte vor sich hin und versuchte gleichzeitig, ihre beiden Fäuste in den Mund zu quetschen. Johntrude, die schwarzen Augen jetzt, wo alles ins Licht gezerrt war, noch weiter aufgerissen, war nur ein schweigender Schatten. Jomo, Ulysses und Gina warteten angespannt auf ihre Chance.
    „Also, was wollen Sie?“ Mit sichtbarer Anstrengung mußte Ulysses seine Wut zügeln.
    „Erst einmal, mein Farmjunge, will ich alle Dracheneier, die ihr habt.“
    „Dracheneier!“ staunte man im Chor.
    „Dann das Elektronenhirn, die Programme und …“
    „Um Himmels willen, das können Sie doch nicht mitnehmen. Wir können uns nichts Neues leisten …“
    „Was gehen mich eure Probleme an? Gebt mir, was ich will – oder ich nehme es mir.“
    Menny weinte ohne Tränen. „Sie wollen uns selbst von unseren mechanischen Alters trennen? Sie wollen uns verkrüppelt zurücklassen?“
    „Ich könnte euch tot zurücklassen“, erinnerte er.
    Sie gehorchten ihm und erhoben ein Trauerklagen. Sie mußten die Farm und somit sich selbst aufgeben, alle kleinen, miniaturisierten, spezialisierten Anlagen, den Analyser, den Transmuter, den … Alles zusammengestapelt, der ganze forttragbare Reichtum, den sie besaßen, nahm nicht viel Platz ein. Es wurde in einen Begleitwagen geladen, der über die Fernsteuerung im Gürtel des Piraten herbeigerufen wurde.
    „Ist das – alles?“ Ulysses’ Augen blickten hohl. Was dort aufgestapelt auf dem Wagen lag, war die Zukunft seiner Familie.
    „Das ist alles … fast.“ Er war in seinem Element, deshalb war er Pirat. Nicht daß er die Sachen nötig hatte; er besaß bereits mehr, als er selbst in einem künstlich verlängerten Leben hätte verbrauchen können. Nein – es war wegen der kurzen Momente der absoluten Macht über andere Menschen. Seine Augen überflogen den Raum, in den sie zurückgekehrt waren, in seinem Geist hakte er die Liste aller brauchbaren Außenanlagen ab. Ja, er hatte alles. Außer … die vier Kinder hatten sich in die Ecke zu Pfirsichblüte zurückgezogen, die sie zärtlich zu beruhigen versuchte.
    Pfirsichblüte. Er wußte, etwas hatte er noch vergessen. Er war sich dessen bewußt, daß sie nur aus Übermut mit ihm geflirtet hatte, daß ihm diese Bauerntölpel nicht wirkliche Gastfreundschaft angeboten hatten.
    Jetzt würden sie keine Wahl haben.
    Nicht daß er beabsichtigte, sie weiter als bis zur nächsten Welt mit sich zu nehmen … Ihr eine Chance geben, ihn zu verpfeifen? Nein. Aber – sie wäre vielleicht eine amüsante Abwechslung.
    Vorsichtig zog er mit seiner freien Hand seine eigentliche Waffe, einen an Bewußtseinsströme gekoppelten Energieprojektor, der Lähmung, Bewußtseinsverlust, Schmerz oder Tod in zahllosen Formen schnell wie seine Gedanken ausspucken konnte. Er synchronisierte ihn mit seinem Hirn. Der Halter paßte um seine verkehrte Tonsur wie eine Königskrone, wie man sie in den Märchenprogrammen

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